Gewalteskalation in Hamburg Die Hansestadt liegt noch über dem deutschlandweiten Trend beim Anstieg von Hassverbrechen gegen LGBTI*-Menschen
Die Hasskriminalität gegenüber LGBTI*-Menschen ist in Deutschland zuletzt im Jahr 2023 um 65 Prozent angestiegen – noch dramatischer zeichnet sich die Lage jetzt in Hamburg ab. In der Hansestadt stiegen die Fallzahlen im vergangenen Jahr um 75 Prozent an.
Drei Angriffe jeden Tag
Der Senat erklärte so auch folgerichtig als Antwort auf die Anfrage des Hamburger Grünen-Abgeordneten Farid Müller: „Es handelt sich dabei um einen bundesweiten Trend.“ Während die Fälle von Raub und Körperverletzung auf einem hohen Niveau gleich geblieben sind, haben 2023 vor allem Bedrohungen und Beleidigungen sowie auch Volksverhetzungen deutlich zugenommen.
Insgesamt registrierte die Hamburger Polizei im Bereich LGBTI* offiziell 98 Fälle von Hasskriminalität – die tatsächlichen Fallzahlen dürften sich auf rund 1.000 Fälle summieren. 90 Prozent der Straftaten werden von LGBTI*-Menschen in Deutschland gar nicht erst zur Anzeige gebracht (Studie EU-Grundrechteagentur 2024). Statistisch gesehen kommt es also zu rund drei Angriffen auf LGBTI*-Menschen pro Tag in der Hansestadt.
Hotspot dabei ist die Region rund um St. Pauli – jede vierte schwere Körperverletzung gegen Homosexuelle wird hier registriert. Zu weiteren Körperverletzungen kam es in den Bezirken Barmbek-Nord, Wilhelmsburg, St. Georg und Winterhude.
„Absolut inakzeptabel“
Der Bürgerschaftsabgeordnete Müller erklärte dazu gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: „Der dramatische Anstieg der queerfeindlichen Straftaten in Hamburg ist ein alarmierendes Spiegelbild der gesellschaftlichen Stimmung. Die Grenzen des Sag- und Machbaren verschieben sich zunehmend, was vor allem für Minderheiten schlimme Konsequenzen hat. Das ist nicht nur erschreckend, sondern auch absolut inakzeptabel. Obwohl wir in unserer Stadt die Aufklärungsmaßnahmen in Schulen ausgebaut und auch eine bessere Sensibilisierung der Polizei auf den Weg gebracht haben, verschärft sich die Lage weiter.“
Müller fordert daher noch mehr Polizeipräsenz und auch mehr Initiative seitens der Bevölkerung: „Wir müssen das Bewusstsein für Zivilcourage jetzt noch energischer stärken und offen darüber diskutieren, wie wir Opfer besser schützen und die Lage in den Hotspots entschärfen können (…) Hamburg muss ein sicherer Ort für alle Menschen sein, für Hass und Intoleranz darf es hier keinen Millimeter Platz geben.“