Gedenktag für Drogentote In über 100 Städten wurde an verstorbene Menschen gedacht – besonders dramatisch ist die Lage in der Regenbogenhauptstadt
In rund einhundert Städten in Deutschland wurde gestern an die Menschen gedacht, die durch Drogenkonsum ums Leben gekommen sind – auch innerhalb der Community fanden Gedenkveranstaltungen statt. Allein im letzten Jahr sind in der Bundesrepublik 2.137 Menschen aufgrund der Einnahme von illegalen Substanzen verstorben, viele davon durch Überdosierungen. Ein Problem gerade auch in der sexpositiven schwulen Community.
Krise gerade unter jungen Menschen
Anfang Juli betonte bereits der neue Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck, dass sich die Lage gerade unter jungen Menschen drastisch zuspitzt, binnen eines Jahres waren die Todeszahlen in dieser Gruppe um 14 Prozent angestiegen. Kernprobleme bleiben Substanzen wie Kokain und Crack sowie auch synthetische Opioide – sehr schnell kann es hier immer wieder zu lebensgefährlichen Überdosierungen kommen. „Wir erleben eine quasi pandemische Dynamik. Einzelne Ausbrüche, neue Substanzen, schnelle Verbreitung, lückenhafte Datenlage – und ein System, das zu träge ist, um rechtzeitig zu reagieren. Wenn wir nicht aufpassen, verschärft sich diese Entwicklung in wenigen Jahren zu einer Krise mit massiven gesundheitlichen und gesellschaftlichen Folgen“, warnte Streeck.
Höchstzahlen in Berlin
Ein besonderer Negativ-Rekord verzeichnete die Regenbogenhauptstadt Berlin – hier starben im Jahr 2024 insgesamt 294 Menschen an den Folgen des Drogenkonsums, so viel wie nie zuvor – und dass trotz vielfältiger Hilfsangebote wie beispielsweise Drogenkonsumräumen und einem deutschlandweit einzigartigen Drugchecking-Angebot. „Dies zeigt uns, dass wir vor großen Herausforderungen stehen, denen wir schnell und wirksam begegnen müssen“, so Jacqueline van der Heyden vom Verein Fixpunkt. Ein besonderer Gefahrenschwerpunkt liege dabei auf Crack – eine Substanz, die auch innerhalb der LGBTIQ+-Community oft Verwendung findet. Dazu kommen gefährliche Beimischungen, beispielsweise, wenn Heroin mit synthetischen Opioiden wie Fentanyl und Nitazenen gestreckt wird.
Als Lösung aus der Misere betonen einige Vereine eine teilweise Legalisierung von Drogen. Martina Hoffman von JES Berlin: „Wir werden nicht darum herumkommen, den sogenannten Mikrohandel zu entkriminalisieren. Verfolgung und Bestrafung zögert die Artikulation des Hilfebedarfs nur hinaus.“