Für Demokratie und Freiheit 520.000 Pride-Besucher werden erwartet - die Veranstalter hoffen auf einen friedlichen CSD
Es geht um sehr viel – so könnte man das Fazit der Pressekonferenz des CSD München heute im Münchner Presse-Club zusammenfassen. Kurz vor der Europawahl und dem Beginn der Pride Weeks in Bayern Hauptstadt betonten die Veranstalter, wie wichtig es gerade jetzt ist, sich für Sichtbarkeit, Demokratie und Freiheit für die LGBTI*-Community einzusetzen.
Die Lage ist ernst
Und in der Tat gibt es viele besorgniserregende Entwicklungen: Deutschlandweit haben die Fälle von Hasskriminalität zuletzt 2023 um 65 Prozent zugenommen, in Bayern haben sie sich sogar verdoppelt. Die Münchner Meldestelle Strong! wiederum vermeldete im letzten Jahr 230 Vorfälle, 71 mehr als noch 2022 – darunter Beleidigungen, Bedrohungen und auch tätliche Angriffe. Die Dunkelziffer dürfte auch hier wie überall sehr viel höher liegen. Da könnte ein versprochener LGBTI*-Aktionsplan im Freistaat helfen, doch der scheint nach und nach zum Papiertiger zu verkommen.
Dazu kommen auch immer mehr verbale Angriffe auf die LGBTI*-Community, das Klima wird deutlich rauer, wie zuletzt Studien von ILGA Europe, der Europäischen Grundrechteagentur oder auch des Meinungsforschungsinstituts Ipsos zeigten. Dazu kommt der Rechtsruck in Teilen der Gesellschaft, der wahrscheinlich auch Auswirkungen auf die Europawahl haben wird. Künftig könnten laut der LGBTI*-Organisation Forbidden Colours 40 Prozent der EU-Parlamentarier eine Anti-LGBTI*-Haltung haben.
Vereint in Vielfalt
Mit dem Motto „Vereint in Vielfalt – gemeinsam gegen Rechts“ positioniert sich der CSD in München in diesem Jahr sehr eindeutig dagegen. Die Pride Weeks starten bereits einen Tag vor der Europawahl am kommenden Samstag den 8. Juni, Höhepunkt ist das CSD-Wochenende vom 22. auf den 23. Juni inklusive der Polit-Parade – einmal mehr werden wie letztes Jahr wahrscheinlich rund 520.000 Menschen mit dabei sein.
Die CSU wird zum zweiten Mal in Folge auf Wunsch des CSD Teams nicht teilnehmen. Ein Highlight in diesem Jahr wird dabei sicher auch wieder das Rathaus-Clubbing, die Karten dafür sind meist schnell weg. Neu ist die Party-Area am Odeonsplatz. Nördlich der Feldherrenhalle wächst der CSD weiter in die Stadt hinein: Neben einer neuen, dritten Bühne am Wittelsbacherplatz bekommt auch die Party-Area am Odeonsplatz zwei Tage lang ein neues Zuhause.
Zusammenhalt und ein friedlicher CSD
Dominik Krause, Zweiter Bürgermeister der Landeshauptstadt, bekräftigte: „Es wird das erste Mal sein, dass ich den Zug gemeinsam mit dem Schirmherrn, Oberbürgermeister Dieter Reiter, als Bürgermeister begleite. Überhaupt ist es das erste Mal, dass ein schwuler Münchner Bürgermeister bei der Polit-Parade mit vorneweg laufen darf.“
Thomas Niederbühl, Rosa-Liste-Stadtrat und politischer Sprecher des CSD München, betonte anschließend, wie wichtig es sei, zusammenzustehen, mit der Zivilgesellschaft wie auch innerhalb der Community: „Jeder Angriff auf einen Teil unserer Community ist ein Angriff auf unsere queere Community als Ganzes und damit auf jeden einzelnen von uns.“ Julia Bomsdorf, Sprecherin von LesCommunity, einem von fünf Trägervereinen des CSD München, ergänzte: „Die rechte Stimmungsmache versucht, Menschen in Kategorien zu pressen und eine vermeintliche Norm zu propagieren, die als einzig gültige gilt. Das lehnen wir kategorisch ab!“
Der Geschäftsführer des CSD München, Alexander Kluge, betonte abschließend: „Wir hoffen auf einen politisch empowernden, vielfältigen und vor allem friedlichen CSD. Auf dass sich die ganze bunte und queer-solidarische Stadtgesellschaft hinter unserem Motto versammelt und wir gemeinsam für Demokratie und Freiheit einstehen.“