Extremismus beim Gaming Experte warnt vor Beeinflussung von Jugendlichen
Letzte Woche zeigten die neusten Daten der Bundesregierung auf, dass sich die Zahl der jungen Rechtsextremisten in den letzten fünf Jahren in Deutschland verdoppelt hat. Zumeist wird die junge Generation durch die sozialen Medien angesprochen und schrittweise radikalisiert. Ein weiteres Einfallstor für Extremismus und Hass scheint immer mehr auch die Gaming-Welt zu werden. Besonders verbreitet bei Extremisten ist dabei der Hass auf Homosexuelle und queere Menschen.
Kontakt mit fremden Menschen
Die besondere Gefahr im Bereich Gaming: Sie obliegt so gut wie keiner Überwachung, auch bei Minderjährigen haben die meisten Eltern keine Chance, langfristig zu kontrollieren, mit welchen anderen Gamern ihr Kind interagiert. Der Bremer Medienpädagoge Markus Gerstmann warnte nun eindringlich vor der extremistischen Beeinflussung bei populären Online-Computerspielen. Hier herrsche ein hoher Aufklärungsbedarf, so der Fachmann weiter. Gerstmann ist Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur.
Besonders gefährlich seien dabei sogenannte „Teamspeaks“ – diese ermöglichen es während eines Online-Spiels mit mehreren anderen fremden Menschen zu reden und zu chatten. Einen einfache Möglichkeit, mit Jugendlichen unkompliziert in Kontakt zu treten und über Stunden, Tage und Wochen Meinungen zu beeinflussen oder die jungen Gamer schrittweise zu radikalisieren. Immer wieder würden dabei auch menschenfeindliche und extremistische Aussagen getätigt, so Gerstmann gegenüber dem Deutschlandfunk.
Rechtsextreme Codes und Parolen
Ein weiterer Aspekt: Bei vielen Spielen wie beispielsweise „Fortnite Skins“ können die Gamer das Aussehen ihrer Figuren im Spiel selbst gestalten. Möglich sind dabei auch rechtsextreme Codes wie die Zahl 88 für „Heil Hitler“, eine Farbgebung wie die Reichskriegsflagge oder anderweitige extremistische oder menschenverachtende Symbole. Immer mehr Kinder und Jugendliche übernehmen dabei offenbar unreflektiert Parolen oder Codes und verwenden diese schlussendlich dann auch im realen Leben, beispielsweise im Schulalltag. Lehrkräfte seien davon oftmals überfordert oder wüssten schlicht nicht, wie sie damit umgehen sollen. Hier bedürfe es dringend mehr Fortbildungsangebote im Lehrbereich.
Abschließend stellte Gerstmann allerdings auch klar, dass Computerspiele per se nicht gefährlich sind, er bezeichnete sie als „riesengroßen Kulturraum“. Doch wie in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen gebe es eben auch hier Gefährdungen, die man kennen und mit denen man sich mehr beschäftigen müsse. Gerade interaktive Spiele können ein Einfallstor für Extremisten sein und so auch Menschenhass wie beispielsweise gegen die LGBTIQ+-Community weiter befeuern. Gerstmann appelliert daher an Erwachsene, sich mehr mit der Jugendkultur ihrer Kinder zu beschäftigen.