Junge Rechtsextremisten Im Fokus der Angriffe steht mehr denn je die LGBTIQ+-Community
Nach Angaben der Bundesregierung hat sich die Zahl junger, rechtsextremer Tatverdächtiger seit 2020 in Deutschland mehr als verdoppelt – das geht aus einer kleinen Anfrage der Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen hervor. Im besonderen Fokus der Angriffe von jungen Extremisten stehen dabei verstärkt in den letzten Jahren Pride-Paraden, CSDs und generell LGBTIQ+-Menschen.
Jung und rechtsextrem
Im Jahr 2024 verzeichnete die deutsche Polizei so landesweit Straftaten mit rund 7.100 rechtsextremistisch motivierten Tatverdächtigen im Alter von bis zu 24 Jahren, rund 90 Prozent von ihnen sind männlich. Besonders deutlich ist der Anstieg in der Altersgruppe der 14- bis 17-Jährigen mit zuletzt fast 3.900 Tatverdächtigen, etwa 3400 davon sind junge Männer. .
Nach Angaben der Bundesregierung kommunizieren jene Gruppen vor allem über die sozialen Medien und Messengerdienste miteinander, sodass sich schnell viele Menschen für Aktionen wie Gegendemonstrationen bei CSDs mobilisieren lassen. Hier funktioniert auch die direkte Ansprache mittels Videos von extremistischen Influencern bei Instagram oder TikTok besonders gut. Außerdem nutzen Rechtsextreme die „Lücken im jugendkulturellen Nahbereich“ aus, bieten dabei „niederschwellige erlebnisorientierte Angebote“ an und erreichen so verstärkt junge Menschen. Erste Anknüpfungspunkte sind beispielsweise Sportveranstaltungen oder anderweitige Freizeitaktivitäten.
Feindbild LGBTIQ+
Zu den größeren, überregional tätigen Bündnissen gehören Verbände wie „Jung & Stark“ oder „Deutsche Jugend Voran“. Laut dem Verfassungsschutz Sachsen-Anhalt waren diese zwei Gruppen in diesem Sommer bundesweit mit Gewalt- und Störaufrufen bei Pride-Paraden in Erscheinung getreten. Ebenso viel Gewicht haben derzeit die Gruppen „Der Störtrupp“ und die „Letzte Verteidigungs-Welle“. Die Bundesregierung bestätigte in diesem Zusammenhang, dass die „Agitation gegen die LSBTIQ-Community“ ein aktueller Schwerpunkt der jungen rechtsextremen Szene in der Bundesrepublik ist. Verstärkt würde die Entwicklung durch die Jugendorganisationen von rechtsextremen Parteien wie „Die Heimat“ (ehemals NPD) oder „Der III. Weg“. Auch die inzwischen aufgelöste Nachwuchsorganisation der AfD würde dabei laut der Bundesregierung eine Rolle spielen.
Kritik an der Bundesregierung
Die Grünen-Abgeordneten Schahina Gambir und Marlene Schönberger hatten die Kleine Anfrage eingebracht und kritisieren nun, dass die Bundesregierung die Gefahr nicht ernst genug nehmen würde: „Während die Rechten ihre Strategien professionalisieren, dem Zeitgeist anpassen und so zielgruppenorientiert junge Menschen ansprechen, fehlt der Bundesregierung ein klarer Plan“, so ihr Statement gegenüber dem Spiegel. Die Befürchtung steht dabei im Raum, dass sich in absehbarer Zeit durch KI-generierte Methoden die Ansprache von jungen Menschen in Deutschland um ein Vielfaches noch erhöhen wird.