Ende der Abstimmung Mehrheit der deutschen Türken soll erneut für Erdogan gestimmt haben
Gestern Abend endete in Deutschland für die einheimischen Türken die Möglichkeit, ihre Stimme für die Präsidentschafts- und Parlamentswahl am Sonntag in der Türkei abzugeben. Politikexperten gehen davon aus, dass die Mehrheit der rund 1,5 Millionen wahlberechtigten Türken in der Bundesrepublik abermals dem regierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ihre Stimme gegeben haben; aus Angst vor einer Niederlage attackiert dieser dabei von Woche zu Woche immer massiver die Gay-Community.
In der Türkei kippt die Stimmung
Der türkische Politikwissenschaftler Hüseyin Bagci erklärte gegenüber dem Deutschlandfunk, dass Erdogan bei den Wählern in Deutschland mit großer Mehrheit abermals die meisten Stimmen geholt hat – das ist insofern bemerkenswert, weil die Stimmung in der Türkei selbst durchaus differenziert ist, erstmals besteht seit über zwei Jahrzehnten die Chance, dass Erdogan abgewählt werden könnte. Über die Hälfte der Türken (53 %, Institut MetroPoll) will ihre Heimat derzeit verlassen, zu sehr habe Erdogan in allen wesentlichen Bereichen vom Gesundheitswesen über die Wirtschaft bis hin zur Bildung versagt.
Immer mehr Türken wollen nach Deutschland
Auch der strikte Anti-LGBTI*-Kurs, der verstärkt seit 2015 immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Homosexuellen bei Pride-Paraden geführt hat, missbilligen offenbar viele Bürger im Land. Immer mehr Türken wandern deswegen auch nach Deutschland aus, im vergangenen Jahr verzeichnete die Bundesrepublik knapp 24.000 türkische Asylbewerber, eine Zunahme von 240 Prozent binnen eines Jahres. Umso erstaunlicher, dass die Mehrheit der Türken in Deutschland dann wohl abermals trotzdem Erdogan gewählt hat.
Junge Türken gehen den homophoben Kurs nicht mit
In der Türkei selbst hetzte Erdogan in den letzten Tagen immer wieder gegen LGBTI*-Menschen und erklärte sich zum Beschützer der Kinder und Familien. Am kommenden Sonntag schließlich finden im Land selbst die regulären Wahlen statt. Sollte Erdogan doch noch einmal gewinnen, droht laut Seren Selvin Korkmaz, Chefin der Istanbuler Denkfabrik IstanPol, der „Exodus“ des Landes. Vor allem junge Türken können auch mit der offen homophoben Politik Erdogans immer weniger anfangen, zwei Drittel im Alter zwischen 18 und 34 Jahren wollen das Land verlassen.