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Eklat in Italien

Eklat in Italien Aufkleber mit homophoben Sprüchen sorgen für Gesprächsstoff

ms - 10.10.2025 - 13:00 Uhr
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Aufregung in der kleinen italienischen Gemeinde Montemesola in Apulien – in der Altstadt wurden von Unbekannten an den Eingangstüren der Häuser Aufkleber angebracht, auf denen zu lesen stand: „All Cops Are Gay“ („Alle Polizisten sind schwul“). Dazu wurden mehrere Fassaden beschmiert. Der Vorfall reichte aus, um landesweit die Debatte über Homophobie in Italien von neuem zu entfachen.

Heuchelei der Täter 

Die Lokalschlagzeile der Zeitung Antenna Sud schaffte es binnen kurzer Zeit in die landesweiten Medien. Die Gewerkschaft der unabhängigen Polizeibeamten (ADP) erklärte daraufhin: „Homosexualität als Beleidigung zu verwenden, um eine ganze Berufsgruppe zu verunglimpfen, ist weder Kritik noch Satire noch Aktivismus – es ist Homophobie in ihrer reinsten Form. Noch schwerwiegender ist, dass diese Angriffe oft von Menschen kommen, die sich als inklusiv und progressiv bezeichnen. Homosexualität als Beleidigung zu verwenden, ist ein Widerspruch, der eine gefährliche Heuchelei offenbart”, so Polizeisprecher Fulvio Costone.

Hass, der sich als Provokation tarnt

Zudem betonte der ADP-Mitarbeiter, dass inzwischen in allen italienischen Strafverfolgungsbehörden LGBTIQ+-Menschen arbeiten, die täglich mit Engagement und Mut im Dienst des Staates stehen würden. Ihre Identität, betonte die Gewerkschaft weiter, mindert nicht ihre Professionalität, sondern bereichert die Institution. „Wer glaubt, die Polizei mit Homosexualität als Beleidigung treffen zu können, beleidigt doppelt: Er greift die Uniform an und verachtet die Identität von Millionen von Menschen. Das ist keine Rebellion, sondern nur Hass, der sich als Provokation tarnt. Freiheit predigt man nicht mit Worten. Man praktiziert sie durch Respekt. Immer!“, fügt Costone hinzu. 

Warum der Fall aktuell so hohe Wellen in Italien schlägt, dürfte unter anderem an der allgemein angespannten Lage im Bereich LGBTIQ+ und den immer wieder gezielten Angriffen von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni gegen Homosexuelle liegen. Aktuell wird auch darüber debattiert, homophobe Werbung im Land wieder zu erlauben. Nicht nur Gerichte und einzelne Stadtväter, auch immer mehr Bürger scheinen sich gegen den homophoben Kurs der Regierung auszusprechen. Erstmals hat jetzt mit dem Statement der Gewerkschaft auch die Polizei so klar und deutlich Stellung bezogen. 

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