Direkt zum Inhalt
Doppelmord in Pakistan

Doppelmord in Pakistan Wegfall der rechtlichen Sonderstellung von Trans-Personen führt zu ersten Mordfällen

ms - 24.10.2024 - 13:00 Uhr
Loading audio player...

Ein grausamer Doppelmord in Pakistan sorgt derzeit international für Schlagzeilen – zwei queere Menschen wurden mit Dolchen in Pakistan grausam massakriert. Der Vorfall gilt als Kehrtwende im Umgang mit Trans-Menschen im Land.  

Festnahme nach Ehrenmorden

Die pakistanische Polizei hat in dieser Woche auf einer Pressekonferenz die Verhaftung von drei Männern bekannt gegeben, die zwei Trans-Frauen in Mardan im konservativen Nordwesten des Landes brutal erstochen haben sollen, wie Associated Press berichtet. Die mit Handschellen gefesselten Männer, deren Köpfe mit Kapuzen bedeckt waren, waren während der Pressekonferenz auch persönlich anwesend. 

Der Polizeichef des Bezirks betonte, die drei mutmaßlichen Angreifer hätten die Morde bei der Befragung nach ihrer Festnahme am Dienstag dieser Woche gestanden. Offensichtlich handelt es sich um sogenannte „Ehrenmorde“, verübt von Verwandten der beiden Trans-Frauen. Weitere Details zum Motiv gaben die Behörden nicht bekannt. 

Grausame Bluttat

Die drei Männer sollen dabei offenbar äußert brutal vorgegangen sein, Tatortfotos zeigten eine große, getrocknete Blutlache auf dem Balkon vor der Eingangstür der Wohnung der Opfer in einem Wohnkomplex. Der Angriff fand am vergangenen Sonntag statt. Das rasche Ermittlungsergebnis ist auch auf den massiven Druck zurückzuführen – Vertreter der Trans-Community forderten, die Täter schnell zu verhaften, wie Associated Press weiter berichtet. 

Sonderstellung von Trans-Menschen

Trans-Menschen nehmen in Pakistan rechtlich in mehrfacher Hinsicht eine Sonderrolle ein und hatten jahrelang deutlich mehr Rechte als Homosexuelle. Während Homosexualität im Land nach wie vor illegal ist und mit teils lebenslangen Haftstraften belegt wird, hatte die pakistanische Nationalversammlung 2018 ein Gesetz verabschiedet, das explizit Trans-Menschen unter Schutz stellte. Es gewährte einen Rechtsstatus und verbot die Belästigung und Diskriminierung von Trans-Pakistanern. Bereits 2016 hatten hohe islamische Geistliche zuvor sogar erklärt, dass die Ehe zwischen Trans-Personen im Islam zulässig sei.

Im Mai dieses Jahres wurden die historischen Gesetze nun allerdings vom Bundesscharia-Gericht wieder aufgehoben und für „unislamisch“ erklärt. Das Gericht vertrat die Auffassung, dass eine Person ihr Geschlecht nicht aufgrund ihres „innersten Gefühls“ oder ihrer „selbst wahrgenommenen Identität“ ändern kann und ihr bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht beibehalten muss. Der Doppelmord wird nun als erste Konsequenz dieser rechtlichen Kehrtwende gewertet. 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

LV bekräftigt queere Haltung

Neutrale urbane Symbole gefordert

Ein Social-Media-Post der Jungen Liberalen Celle (JuLis), der gegen die Bemalung von Zebrastreifen in Regenbogenfarben ist, löst Debatten aus.
Konflikt bedroht CSD

Initiator Thiele tritt zurück

Das Queere Netzwerk Bramsche, hervorgegangen aus dem ersten Christopher Street Day im Ort, steht nach öffentlichem Streit vor einer Zerreißprobe.
Gefährliche Freundschaft

Ghana und Uganda im Hass vereint

Stimmungsmache in Afrika: Uganda unterstützt Ghana bei der Umsetzung eines neuen Anti-LGBTIQ+-Gesetzes und betreibt Hetze gegen Homosexuelle.
Der Weg ist frei

Tschechiens neuer Premierminister

Ein rechtspopulistisches Dreierbündnis unter Führung von Andrej Babiš regiert ab Dienstag in Tschechien. Was bedeutet das für die LGBTIQ+-Community?
Engpass bei adäquater Hilfe

Defizit medizinischer Angebote

Aktuell verfügen lediglich zwei Praxen in Schleswig-Holstein über eine entsprechende Zulassung für eine qualitätsgesicherte HIV-Therapie.
Eklat um Rachel Devine

Trump-Regierung betont Deadname

Im offiziellen Porträt der ranghöchsten Beamtin des Gesundheitsministeriums der Biden-Regierung, Rachel Devine, wurde nun der Deadname eingesetzt.
Ausstieg als Signal für Wandel

Konflikt führt zu innerer Spaltung

Nach einem Streit um die Rechte von LGBTIQ+-Menschen ist Gabriel Sack, Schriftführer im AfD-Kreisverband Miesbach, aus der Partei ausgetreten.
Bewertung des EuGH-Urteils

IGLA Europe blickt auf Details

Die queere Organisation ILGA Europe bewertete nun das jüngste EuGH-Urteil und erklärt, welche Rechte konkret homosexuelle Ehepaare in der EU nun haben