Doppelmord in Pakistan Wegfall der rechtlichen Sonderstellung von Trans-Personen führt zu ersten Mordfällen
Ein grausamer Doppelmord in Pakistan sorgt derzeit international für Schlagzeilen – zwei queere Menschen wurden mit Dolchen in Pakistan grausam massakriert. Der Vorfall gilt als Kehrtwende im Umgang mit Trans-Menschen im Land.
Festnahme nach Ehrenmorden
Die pakistanische Polizei hat in dieser Woche auf einer Pressekonferenz die Verhaftung von drei Männern bekannt gegeben, die zwei Trans-Frauen in Mardan im konservativen Nordwesten des Landes brutal erstochen haben sollen, wie Associated Press berichtet. Die mit Handschellen gefesselten Männer, deren Köpfe mit Kapuzen bedeckt waren, waren während der Pressekonferenz auch persönlich anwesend.
Der Polizeichef des Bezirks betonte, die drei mutmaßlichen Angreifer hätten die Morde bei der Befragung nach ihrer Festnahme am Dienstag dieser Woche gestanden. Offensichtlich handelt es sich um sogenannte „Ehrenmorde“, verübt von Verwandten der beiden Trans-Frauen. Weitere Details zum Motiv gaben die Behörden nicht bekannt.
Grausame Bluttat
Die drei Männer sollen dabei offenbar äußert brutal vorgegangen sein, Tatortfotos zeigten eine große, getrocknete Blutlache auf dem Balkon vor der Eingangstür der Wohnung der Opfer in einem Wohnkomplex. Der Angriff fand am vergangenen Sonntag statt. Das rasche Ermittlungsergebnis ist auch auf den massiven Druck zurückzuführen – Vertreter der Trans-Community forderten, die Täter schnell zu verhaften, wie Associated Press weiter berichtet.
Sonderstellung von Trans-Menschen
Trans-Menschen nehmen in Pakistan rechtlich in mehrfacher Hinsicht eine Sonderrolle ein und hatten jahrelang deutlich mehr Rechte als Homosexuelle. Während Homosexualität im Land nach wie vor illegal ist und mit teils lebenslangen Haftstraften belegt wird, hatte die pakistanische Nationalversammlung 2018 ein Gesetz verabschiedet, das explizit Trans-Menschen unter Schutz stellte. Es gewährte einen Rechtsstatus und verbot die Belästigung und Diskriminierung von Trans-Pakistanern. Bereits 2016 hatten hohe islamische Geistliche zuvor sogar erklärt, dass die Ehe zwischen Trans-Personen im Islam zulässig sei.
Im Mai dieses Jahres wurden die historischen Gesetze nun allerdings vom Bundesscharia-Gericht wieder aufgehoben und für „unislamisch“ erklärt. Das Gericht vertrat die Auffassung, dass eine Person ihr Geschlecht nicht aufgrund ihres „innersten Gefühls“ oder ihrer „selbst wahrgenommenen Identität“ ändern kann und ihr bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht beibehalten muss. Der Doppelmord wird nun als erste Konsequenz dieser rechtlichen Kehrtwende gewertet.