Direkt zum Inhalt
Blutspende in Deutschland

Blutspende in Deutschland Steigt die Blutspende-Bereitschaft durch die Abschaffung der Diskriminierung von Schwulen wieder an?

ms - 14.06.2023 - 13:00 Uhr
Loading audio player...

Die Blutspende-Bereitschaft ist in den vergangenen fünfzehn Jahren mit leichten Schwankungen systematisch in Deutschland zurückgegangen – seit 2011 sank die Zahl der Blutspenden um rund 1,1 Millionen. Im Jahr 2021 lag die Zahl der sogenannten Apherese-Spenden (dabei werden Blutplättchen und Plasma separiert und das restliche Blut wird dem Spender direkt wieder zurückgegeben) bei insgesamt 2,6 Millionen, so dass Paul-Ehrlich-Institut. Bringen die geplanten neuen Richtlinien rund um schwule Spender in diesem Jahr vielleicht die Wende?

Blutspende rettet Leben

Zum heutigen Weltblutspendetag rufen verschiedenen Verbände sowie auch die Bundesregierung und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zu einer Blutspende auf. Noch immer sind Blutkonserven und Blutprodukte bei größeren Operationen und schweren Unfällen überlebenswichtig. Prof. Dr. Martin Dietrich, Kommissarischer Direktor der BZgA, betont: „Wir alle können in eine Situation kommen, in der wir auf Blutprodukte angewiesen sind. Mit einer Blut- oder Plasmaspende kann man sich solidarisch zeigen und mit nur einer Spende bis zu drei Menschen helfen! Um eine stabile Versorgung mit Blut und Blutprodukten sicherzustellen, ist es notwendig, dass regelmäßig gespendet wird.“

Neue Richtlinien könnten Engpässe beenden

Bereits im vergangenen Jahr war es lokal immer wieder zu Engpässen gekommen – auch andere EU-Länder wie beispielsweise Frankreich berichteten über ähnliche Probleme. Deutschland folgte daraufhin den positiven Beispielen und machte der Diskriminierung von schwulen Männern bei der Blutspende ein Ende – im März dieses Jahres beschloss die Ampel-Koalition ein Gesetzesvorhaben, für das viele Verbände wie der Lesben- und Schwulenverband rund ein Jahrzehnt lang gekämpft hatten.

Künftig soll nur noch das persönliche Risikoverhalten von Belang sein, eine pauschale Einteilung von schwulen Männern als besondere Risikogruppe wie bisher entfällt; ebenso die bisherigen Regeln, wonach schwule und bisexuelle Männer vier Monate sexuell abstinent gelebt oder höchstens einen einzigen festen Partner gehabt haben dürfen, bevor eine Blutspende möglich ist.

Bis Ende Juli 2023 muss die Bundesärztekammer die neuen Richtlinien umsetzen – weigert sie sich wie bisher, werden das Paul-Ehrlich-Institut sowie das Robert-Koch-Institut mit der Aufgabe betraut. Die Hoffnung ist groß, dass mit den neuen Regelungen auch die Zahl der Blutspenden in Deutschland wieder ansteigt; in anderen EU-Ländern war dieser positive Effekt bereits spürbar.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Widerstand in Uganda

Mütter im Einsatz gegen Homophobie

Seit zwei Jahren macht das Anti-Homosexuellen-Gesetz in Uganda das Leben für LGBTIQ+-Menschen zur Hölle. Nun begehren immer mehr Eltern dagegen auf.
Missbrauchsskandal in den USA

Homophober Republikaner verhaftet

Der US-Republikaner RJ May hetzte stetig zum „Schutz der Kinder“ gegen LGBTIQ+. Nun steht er wegen der Verbreitung von Kinderpornografie vor Gericht.
Dunkle Wolken über der Kirche

Streit über homosexuelle Segnungen

Schwarze Wolken über der katholischen Kirche: Die Hälfte der deutschen Bistümer sehen Segnungen von Homosexuellen kritisch oder lehnen sie direkt ab.
Eklat um Barbie-Film

Absage nach Gewaltdrohungen

In Frankreich wurde eine Open-Air-Vorführung von "Barbie" gecancelt, nachdem Jugendliche mit Gewalt drohten. Der Film "befürworte Homosexualität".
Gefängnis dank Facebook-Profil

Drei Männer in Indonesien in Haft

Drei schwule Männer in Indonesien sollen ein Facebook-Profil für LGBTIQ+-Menschen online gestellt haben – dafür drohen ihnen jetzt 12 Jahre Haft.
Schwule Männer in Haft

Imam ließ vier Männer verhaften

Vier Männer wurden in Kamerun verhaftet, weil sie einen Schwulenfilm gesehen haben sollen. Beweise gibt es keine, nur die Aussage des Imams.
100 Tage neue Bundesregierung

LSVD+ zieht erste Bilanz

"Die Regierung Merz muss Verantwortung für queere Menschen übernehmen!“, fordert der LSVD+ nach 100 Tagen neuer Bundesregierung.
Verbote für Jugendliche

Kein Handy, kein Social Media?

Die Debatte um Medienverbote für Jugendliche geht weiter, queere Verbände befürchten eine Isolation. Ist ein Handy- & Social-Media-Verbot die Lösung?
Regenbogenfamilien im Fokus

Stiefkindadoption als Zerreißprobe

60 Prozent der deutschen Regenbogenfamilien machten negative Erfahrungen bei der Stiefkindadoption, besonders mit Jugendämtern und Richtern.