Bisexuelle in Europa Neue Studie wirft Fokus auf besondere Bedürfnisse von bisexuellen Menschen
Erstmals hat sich eine Studie ausführlich mit der Lebensrealität von Bisexuellen in Europa befasst – die von Bi+ Equal durchgeführte Umfrage sammelte Beiträge von insgesamt 39 bisexuellen Gruppen und Organisationen sowie von 44 bisexuellen Aktivisten aus fast allen EU-Ländern. Das Kernergebnis laut nach Einschätzung der ILGA Europe: Bisexuelle bleiben „weitgehend unsichtbar“ innerhalb der Community und werden überdies „in der politischen Lobbyarbeit oft an den Rand gedrängt.“
Kampf um Anerkennung
Das ist umso erstaunlicher, bedenkt man, dass Bisexuelle in allen Ländern Europas die größte Gruppe innerhalb der LGBTIQ+-Community sind. Die ILGA spricht in diesem Zusammenhang von „eklatanten Lücken“, die jetzt erstmals in dieser Bandbreite deutlich geworden sind.
„Eine wichtige Erkenntnis ist, dass bisexuelle Menschen immer noch um Anerkennung kämpfen, sogar innerhalb der LGBTIQ+-Bewegung. Viele Organisationen versäumen es, die spezifischen Bedürfnisse von Bi+ Menschen anzuerkennen, was zu einem Gefühl der Isolation beiträgt“, so die ILGA weiter.
Bessere Arbeit von queeren Verbänden
Die klare Empfehlung an alle queeren Organisationen: Sie sollten verstärkt aktiv Schritte unternehmen, um sich besser über die Erfahrungen von bisexuellen Menschen zu informieren. Ziel müsse es sein, gegen die „Auslöschung“ von bisexuellen Menschen vorzugehen und sicherzustellen, dass ihre queere Lobbyarbeit auch Bisexuelle mit einschließt.
Die befragten bisexuellen Organisationen sehen auch genau darin ihre Hauptaufgabe, der Großteil von ihnen versucht, die Sichtbarkeit von Bisexuellen und die Inklusion in der Community voranzutreiben, negative Vorurteile anzugehen und verstärkt positive, gesunde und sichere Communitys für Bisexuelle zu schaffen.
Kein Geld für Bisexuelle
Ein weiteres Problem stellt die Finanzierung da: 76 Prozent der bisexuellen Gruppen in Europa werden finanziell deutlich schlechter gefördert als queere Verbände. „Etwa die Hälfte der aktiven Bi+-Gruppen verfügt über gar kein Budget. Und der Unterschied zu LGBTIQ+-Organisationen in Europa ist enorm“, betonte so auch Dr. Jantine van Lisdonk von Bi+ Equal. Weniger Geld bedeutet am Ende auch immer weniger Chancen auf bisexuelle Lobby-Arbeit. Dazu kommt, dass in vielen Gremien, die über die Gelder entscheiden, bisexuelle Menschen stark unterrepräsentiert sind.
Sowohl bisexuelle Aktivisten wie auch die Verbände wünschen sich die Einrichtung einer formellen europäischen Anlaufstelle speziell für Bisexuelle. Von dort aus könnte eine bessere Vernetzung und eine breitere Interessenvertretung funktionieren. „Die Studie ist ein erster Schritt, um sicherzustellen, dass die Stimmen von Bi+ nicht länger ignoriert werden, sondern ins Zentrum der LGBTIQ+-Gleichstellungsarbeit in Europa rücken“, so ILGA Europe abschließend mit ihrem Fazit.