Ausschreitungen bei Dyke March in Köln „Der Angriff zeigt, dass die Community ziemlich intolerant gegenüber anderen Meinungen geworden ist!“
Am vergangenen Samstag kam es beim lesbischen Dyke March in Köln zu Ausschreitungen zwischen Lesben und queeren Aktivisten – dabei wurde eine lesbische Frau verletzt. Was war geschehen? Mehrere lesbische Frauen entfalteten in der Nähe des Kölner Doms über einer Unterführung, durch die die Teilnehmer des Dyke Marchs gingen, verschiedene Transparente und eine Regenbogenflagge mit dem Schriftzug “LGB“. Auf einem Transparent stand: “Lesbe, homosexuell nicht queer“, zudem war die bekannte Lesbenflagge (Labrys Flagge) mit Streitaxt zu sehen. Nach Zeugenaussagen wurden die lesbischen Frauen, darunter auch Mitglieder der LGB Alliance, von rund fünf queeren Aktivisten brutal angegriffen.
Videos von dem Geschehen zeigen, wie versucht wird, einer lesbischen Frau die Regenbogenflagge zu entreißen. Im Umkreis waren rund zwanzig weitere lesbische Frauen, die die Stimmung als “hoch aggressiv“ von Seiten der queeren Aktivisten beschrieben. Auch mehrere Ordnerinnen des Dyke March waren vor Ort, drängten die lesbischen Frauen schlussendlich zur Seite und entfalteten ihr eigenes Banner mit der Aufschrift: “Dykes against Transphobie. Selbstbestimmung jetzt“. Die Transparente der lesbischen Frauen wurden einbehalten und erklärt: „Du kriegst sie wieder, du darfst sie nur nicht zeigen!“ Eine Übergabe erfolgte indes bis heute nicht. Die lesbischen Opfer erstatteten daraufhin inzwischen Anzeige wegen Körperverletzung, Diebstahl, versuchter Diebstahl und Beleidigung bei der Kölner Polizei. SCHWULISSIMO befragte eine der Lesben, die Opfer des Angriffs geworden ist.
Paula, wie haben du und die anderen lesbischen Teilnehmerinnen die Situation erlebt?
Die Situation wurde als aggressiv erlebt. Es ist komisch, dass man auf einem Dyke* March keine Schilder mit der Duden-Definition von “Lesbe“ tragen darf. Offenbar ist auch “Lesbisch nicht Queer“ angeblich “hasserfüllt“. Es ist krass, dass die Vertreterinnen dieser Auslegung von der “Community“ der Meinung sind, dass sie ihre Sicht der Dinge mit Gewalt durchdrücken können. Und vor allem ist es krass, dass sie offenbar das Gefühl haben, absolut im Recht zu sein. Andere Meinungen und Auslegungen werden nicht mehr gleichzeitig akzeptiert.
Was passierte nach dem Angriff?
Nach dem Angriff haben wir uns erstmal wieder als Gruppe gesammelt und sind ein wenig später dann zur Polizeistation gegangen, da die Polizei vor Ort zu beschäftigt mit einem anderen Zwischenfall war, vermutlich ein Beziehungskrach, sodass sie vor Ort keine Anzeige aufnehmen konnten.
Wie geht es den angegriffenen Frauen jetzt?
Den Frauen geht es bis auf den Schock soweit gut. Eine Frau hat eine leichte Verletzung am Handgelenk.
Wie bewertest du diesen Angriff?
Der Angriff zeigt, dass die “Community“ ziemlich intolerant gegenüber anderen Meinungen geworden ist. Angeblich steht nun LGBTIQ* zu sein synonym für eine bestimmte politische Einstellung. Das Individuum wird nicht mehr betrachtet. Zu sagen, dass Lesben keinen Penis haben, gilt als “unsolidarisch“ und “menschenfeindlich“. Dabei wird sich ohne Bedenken über die persönlichen Grenzen von einigen Lesben und Frauen hinweggesetzt. Wenn eine Lesbe in der LGBTIQ*-Community nicht mehr sagen kann, dass Männer keine Lesben sind, wo kann sie es sonst sagen? Wo kann sie sonst für ihre eigenen psychischen und physischen Rechte eintreten? Und wie kann sich die “Queere Community“ dann noch als Interessenvertretung aufspielen?