Aufklärung in Schulen bedroht Italien: Parlament berät Verbot von LGBTIQ+-Inhalten
Die Debatte um sexuelle Bildung an italienischen Schulen spitzt sich zu: Während die dritte Staffel der beliebten RAI-Serie „Un Professore“ um einen Lehrer an einer Schule voller Teenies gestartet ist, steht im Parlament der sogenannte Ddl Valditara zur Diskussion. Das geplante Gesetz würde Sexual-, Beziehungs- und Diversitätsbildung an Grundschulen gänzlich verbieten – in weiterführenden Schulen wäre sie nur noch mit ausdrücklicher Zustimmung der Eltern zulässig.
Italien vor der Bildungswende?
Der Gesetzentwurf ist eine Reaktion konservativer Kräfte auf gesellschaftliche Modernisierungstendenzen – eine Entwicklung, die in mehreren europäischen Ländern zu beobachten ist. Die schulische Aufklärung würde nach dem neuen Entwurf insbesondere LGBTIQ+-Inhalte, aber auch grundlegende sexuelle Bildung, stark erschweren. Der Hintergrund: In Italien gibt es bisher keine verpflichtende Sexualerziehung im Unterricht – die meisten Jugendlichen erhalten ihre Informationen weiterhin über das Internet, oftmals ungefiltert und von fragwürdiger Qualität. Internationale Fachverbände warnen seit Jahren, dass fehlende Aufklärung gerade in jungen Jahren Folgen für die psychische und physische Gesundheit haben kann. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind Länder mit umfassender sexualpädagogischer Bildung durchweg besser darin, sexuelle Gewalt zu verhindern und Gleichberechtigung zu fördern.
Die Diskussion um den Ddl Valditara ist noch nicht abgeschlossen. Widerstand kommt aus den Reihen der Opposition ebenso wie von Fachverbänden und Elterninitiativen. Die endgültige Entscheidung im Parlament steht noch aus. Sollte das Gesetz verabschiedet werden, wäre es ein Rückschritt für die Gleichstellung und den Schutz vieler junger Menschen. Offen bleibt, ob es der italienischen Gesellschaft gelingt, Bildung als Schutzraum für Vielfalt und Toleranz zu bewahren – oder ob das Primat elterlicher Kontrolle neue Barrieren aufbaut.