Auf Drängen des Gegners Fußball: Tottenham muss Regenbogenfahne versetzen
In einer denkwürdigen Champions League-Nacht im Tottenham Hotspur Stadium rückte nicht nur der Fußball, sondern auch das Thema Vielfalt in den Mittelpunkt. Auf Drängen des tschechischen Vereins Slavia Prag wurde die Progress Pride-Flagge aus dem Nordostwinkel des Stadions, also wo bei dem Spiel der Auswärtsblock der Slavia-Fans platziert war, entfernt und an einen anderen Ort versetzt. Auslöser dieser Maßnahme war die Sorge, dass einige Fans von Slavia Prag die Regenbogenfahne zum Ziel von Angriffen machen könnten.
Sicherheitsbedenken überschatten das Spiel
Der Londoner Klub hatte sich zunächst gegen die Forderung gesperrt, lenkte letztlich jedoch im Sinne der Sicherheit ein. Die Verantwortung für die Entscheidung lag dabei bei Slavia Prag, dessen Anhängerschaft in der Vergangenheit durch Nähe zur extremen Rechten und einschlägige Vorfälle aufgefallen war. Erst in diesem Jahr wurde der tschechische Verein wegen rassistischer Fangesänge zu einer Geldstrafe von 35.000 Euro verpflichtet. Die UEFA sieht Gastclubs verpflichtet, bei Anzeichen möglicher Eskalation Maßnahmen zu ergreifen, auch wenn dies für die gastgebende LGBTIQ+-Fangruppe der Spurs, die Proud Lilywhites, einen Rückschritt bedeutet.
Enttäuschung unter LGBTIQ+-Fans
„Der eigentliche Risikofaktor war nicht die Fahne selbst, sondern die Reaktion einer kleinen Minderheit aus dem Gästeblock. Das ist enttäuschend und ein erneuter Beweis dafür, welchen Anfeindungen queere Fußballfans in Europa weiterhin ausgesetzt sind“, erklärten die Proud Lilywhites in einer offiziellen Mitteilung.
Die Gruppe betonte außerdem, dass der Verein transparent und unterstützend gehandelt habe. Auch in der Vergangenheit gab es vergleichbare Vorfälle, unter anderem mussten nach einem Spiel gegen Olympique Marseille 2022 mehrere Fans festgenommen werden, nachdem sie eine Pride-Flagge beschädigt hatten. Die UEFA sieht es als notwendig an, auf Bedrohungslagen dieser Art stets einzuwirken.
Queere Sichtbarkeit im Fußball unter Druck
Regenbogenfahnen bleiben in europäischem Fußball vielerorts ein Politikum. Experten und Expertinnen verweisen wiederholt darauf, dass Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung nach wie vor zu Zwischenfällen in Fußballstadien führt. Erst vor wenigen Monaten wurde der englische Klub Tottenham für homofeindliche Sprechchöre seiner eigenen Fangemeinde von der englischen Football Association belangt. Gleichzeitig kämpfen Initiativen für mehr Sichtbarkeit und Inklusion, auch gegen die Widerstände eines reichen, aber gesellschaftlich teils rückständigen Fußballumfelds.
Totenham siegte übrigens mit einem deutlichen 3:0.