Umfrage Das mache ich in meiner Freizeit
Dominik & Julian
aus Münster
Wir besuchen mit Vorliebe CSD-Veranstaltungen in ganz Deutschland. Wir haben beide einen Schwerbehinderten-Ausweis und nutzen die Bahn, um in die verschiedenen Städte zu reisen. Wir haben uns eine Liste, wann wo welcher CSD stattfindet und planen danach, wo wir hinfahren. So stehen Gelsenkirchen, Paderborn, Hannover und Düsseldorf in unserer Planung, aber besonders freuen wir uns auf den Kölner CSD. Da werden wir auch in der Demo mitgehen, nicht alleine, sondern in der Gruppe vom anyway. Wir besuchen oft das anyway und wollen uns mal erkundigen, ob wir vielleicht ehrenamtlich im Verein mithelfen können.
In Münster organisieren wir noch monatlich den Stammtisch „Ich liebe, wen ich will!“ und setzen uns für die Belange von Jugendlichen mit Handicap ein. Er findet immer am ersten Montag im Monat statt.
Bei Veranstaltungen werden wir oft blöd angemacht, weil wir mit der Regenbogenfahne gehen und man uns durch unser Handicap als Opfer auswählt. Im letzten Jahr ist unser Freund Malte beim CSD in Münster ums Leben gekommen, worüber deutschlandweit berichtet wurde.
Beim CSD und in der Demo fühlen wir uns sicher und es macht uns großen Spaß, dabei zu sein. Die Stimmung ist gut, es sind viele Menschen unterwegs und wir wurden sogar schon mehrfach in den Arm genommen. Früher waren wir mal zusammen, heute sind wir beste Freunde, was zeigt, dass wir immer zusammen auf Tour zu den CSDs sind.
Dominik: Außerhalb der CSD-Saison bin ich noch begeisterter Kirmesbesucher und fahre quer durch die Region.
Julian: Und ich bin noch Fan von Preußen Münster einem Fußballverein.
(Wir trafen Julian 2 Wochen später auf dem Paderborner CSD. Dominik war nicht dabei, weil er auf der Fahrt zu einem CSD in der letzten Woche verprügelt wurde)
Eduard
aus Detmold
Ich setze mich sehr gern politisch ein und bin sehr aktiv für die Belange der queeren Community in unserem Kreis, engagiere mich bei der Klimabewegung und bei sozialen Themen so gut es geht. Es macht mir Spaß, dabei Menschen zu helfen und zu unterstützen, wo es mir möglich ist. Wichtig ist mir vor allem dabei, dass die Generationen in Meinungsaustausch treten, Junge von den Erfahrungen der Älteren profitieren und Ältere die Sorge der Jugend um ihre Zukunft verstehen. Ich bin bei Friday for Future in Detmold aktiv dabei, unterstütze das Aktionsbündnis Klinikum Lippe und bin im Orga-Team des Detmolder CSDs und auch politisch in einer Partei aktiv. Ich bin noch in keinen politischen Ämtern oder Positionen, möchte aber gern mal irgendwann dahin. Ein Traum wäre es, irgendwann als Bürgermeister mich um die Belange der Bürger und meiner Stadt zu kümmern, das könnte ich mir gut vorstellen. Nach meiner regulären Arbeit, einer Ausbildung zum Koch, nimmt die Politik den Großteil meiner Freizeit in Anspruch.
Bei den Klimaaktivisten finde ich es momentan falsch, nur auf die Konsumkritik zu gehen. Der Normalverdiener kann sich kein E-Auto leisten oder den Luxus von Bioprodukten. Ich fände es besser, in allen Bereichen die Großverursacher von Emissionen in die Pflicht zu nehmen.
Für die Community wünsche ich mir, dass sie laut, bunt und vor allem präsent bleibt und auch in die ländlichen Bereiche geht.
Bedenklich finde ich in der heutigen Zeit, dass man für sein Engagement auf der Straße angepöbelt wird. Wenn diejenigen unzufrieden sind, sollen sie machbare Lösungen aufzeigen. Sie haben keine Ideen, können nur gegen alles sein. Man muss doch auch für irgendetwas kämpfen.
Ingo
aus Fulda
In meiner Freizeit bin ich erster Vorsitzender von einem Geselligkeitsverein. Das wird jetzt nicht jeder verstehen, der nicht aus Fulda kommt, woanders würde man Faschings- oder Karnevalsverein dazu sagen, im hessischen Fastnacht und mit Fuldaer Dialekt klingt es wie „Fasenet en fölsch voll“.
Ich kam 1985 durch meine Eltern dazu. Beide waren aktiv dabei und nahmen mich Kind halt mit. Zuerst habe ich mich mit Händen und Füssen dagegen gewehrt. Meine Oma hatte mir ein tolles Kostüm für den Rosenmontag genäht, welches ich zeigen wollte und meine Eltern sagten mir, das ginge nicht, ich müsste in der Kostümgruppe im Karnevalsverein mitlaufen. Der Verein heißt „Nordend“ – umfasst alle nördlichen Stadtteile Fuldas und hat als Wappentier den Eisbären und so war ich dann einer von vielen im Eisbärkostüm. Heute bin ich erster Vorsitzender von 180 aktiven Mitgliedern, und außerdem noch in der Männergarde. Wir haben viele Veranstaltungen zu organisieren, die meisten natürlich zur „Fasenet“. Unser kleiner Verein hat kein Dreigestirn, sondern nur einen Prinzen, der bei uns „Fürstlichkeit“ heißt. Der wird jährlich neu gefunden, es müssen Orden und Kostüme neugestaltet und angefertigt werden, den Wagen zum Rosenmontagsumzug – übrigens der größte in Hessen - gestaltet der Verein selber. Nach zwei Jahren Corona-Pause, hatten wir dieses Jahr in Fulda neunzigtausend Besucher. Mein Hobby geht also nicht vom 11.11. bis zum Aschermittwoch, sondern ist eine fordernde und zeitaufwendige Freizeitgestaltung. Dieses Jahr wird noch arbeitsintensiver, denn wir feiern in der kommenden Session sogar unser 100jähriges Gründungsjubiläum. Leider kenne ich durch unsere eigenen Verpflichtungen nur die Weiberfastnacht in Köln, zu der wir aus Fulda im Verein immer mit dem Bus fahren. Es gefällt mir immer himmelgut.
Beruflich leite ich DHL in Fulda.
Jo
aus Paderborn
Ich komme eigentlich aus Bielefeld, bin zum Ingenieur-Studium Maschinenbau nach Paderborn und jetzt auch hiergeblieben. Meine Freizeitbeschäftigungen sind Gitarre spielen, Wasserball und ich habe ganz viele Zimmerpflanzen. Man sagt mir einen grünen Daumen nach. Die erste Palme entdeckte ich, als ich fünf war auf Sizilien und diese habe ich heute immer noch. Hätte ich einen Garten, wäre diese Pflanzen sicher auch mein Hobby.
Wasserball spiele ich im Verein, trainiere einmal in der Woche und am Wochenende sind meist Wettkämpfe. Da es in Paderborn keinen Verein gibt, fahre ich dazu in meine alte Heimat nach Bielefeld.
Mit acht Jahren war ich schon als guter Schwimmer im Verein. Ein Nachbar hat die Bielefelder Wasserballer trainiert, hat mich zum Training gelockt: „Da musst du nicht immer nur Bahnen schwimmen und kannst mit ‘nem Ball spielen.“. So kam ich vor ca. 10 Jahren dazu. Daher habe ich meine kräftigen Beine, das Becken ist so tief, dass man nicht stehen kann und die ganze Zeit den Körper an der Oberfläche halten muss. Dann gibt es einen Gegenspieler, der „hinten draufliegt“ und versucht einen unter Wasser zu drücken. Momentan spielen wir in der Bezirksliga „Ost-Westfalen-Lippe“.
Ich habe nie darüber nachgedacht, ein Hobby wirklich zum Beruf zu machen. Vielleicht mal im Hinterkopf, wenn das mit dem Studium nichts wird, kann ich ja immer noch Landschaftsgärtner werden :-). Musiker zu werden, habe ich mir auch nie vorgestellt und als Wasserball-Profi kann man in Deutschland auch nicht von leben.
Heute war ich mit Freunden auf dem Paderpride, angeregt durch eine WG-Mitbewohnerin. Wir sind mitgekommen - unabhängig von unserer eigentlichen Sexualität - weil wir glauben, dass das Thema in Paderborn noch nicht so präsent ist.
Riku
aus Mayen
Ich treffe mich mit Freunden online, um gemeinsam zu spielen. Dabei spielt jeder an seinem Computer und wir sind jeder von seiner Stadt aus überall im Netz verteilt. Jeder ist bei sich zuhause und von da greift jeder auf den gleichen Server zu, auf dem das Spiel läuft. Ich weiß nicht wie meine Mitspieler aussehen. Ich kenne nur einen Namen und die dazugehörige Figur, vom Spieler weiß ich nicht, wer sich dahinter verbirgt. Ich spiele also eigentlich mit Unbekannten, was für mich einen besonderen Reiz hat.
Man spielt miteinander, kann sich auch über andere Themen als nur über das Spiel austauschen. Ein Spiel geht über Tage oder gar Monate, natürlich mit Unterbrechungen. Das Spiel welches ich spiele heißt Minecraft. Es stammt von einer schwedischen Entwicklerfirma, wurde aber inzwischen von Microsoft aufgekauft.
Ich bin in zwei unterschiedlichen Welten und kann in Minecraft wunderbar vom Alltag abschalten. Es ist ein Survivel- und Strategiespiel. Der Spieler kann Rohstoffe abbauen („Mine“), diese zu anderen Gegenständen weiterverarbeiten („Craft“) und gegen andere Spieler kämpfen. Es ist vielleicht, damit man es sich besser vorstellen, ein wenig wie das bekannte „Siedler“-Spiel.
Zu Beginn stellt man alles auf dem Server ein. Das kostet auch eine monatliche Gebühr für die Nutzung des Servers.
Ich habe natürlich auch Freunde in der realen Welt, wir treffen uns im Jugendhaus und spielen UNO zusammen. Ich bin auch im MAYBUND dabei, ein Verein, der im nächsten Jahr den ersten CSD in Mayen organisiert. Deshalb habe ich mir auch die CSDs in Düsseldorf, Köln und Frankfurt angeschaut. Das Computerspiel ist für mich eine Alternative, weil es in der Kleinstadt nicht so viele Angebote für Jugendliche gibt.
Tuna
aus Gelsenkirchen
Ich liebe alles, wo viel Platz für Fantasie eingeräumt wird! So kann ich - für einen kurzen Augenblick - abschalten und den monotonen Alltagsstress vergessen.
Das geht bei mir am besten mit Brettspielen. Ich kann mich sehr gut erinnern, wie ich mich zu Beginn dieses Hobbys (ungefähr vor einem Jahr) willkürlich an verschiedenen Spieleabenden zu fremden Menschen gesellt habe, einfach um mit ihnen zu spielen. Dabei konnte ich viele neue und interessante Freundschaften abschließen. Bemerkenswert finde ich, wie groß, aber auch unentdeckt die Brettspiel-Community ist. Die Erfahrung in diesen Communities hat gezeigt, wie offen und fantasiebegabt sie außerdem ist, wenn sie mir unbekannte Spiele erklärt haben. Die Auswahl an Brettspielen ist groß. So habe ich beispielsweise eine Sammlung an Brettspielen, die ich gemeinsam mit meinem Freund oder zu dritt mit unserem Lieblingsnachbar spielen kann.
Im Internet finde ich auch Orte, wo großartige Spieleabende stattfinden. An diesen treffe ich neue Leute, die Bock haben, mir unbekannte oder neue Spiele zu erklären. Mittlerweile bin ich auch in der Lage anderen Personen Spiele zu erklären.
Meine aktuellen Lieblingsspiele sind Gloomhaven, Brass, Everdell und noch viele weitere. Ich habe Glück, dass mein Freund dasselbe Interesse teilt und ich nicht jedes Mal nach Mitspielern und Gelegenheiten Ausschau halten muss. Ich könnte täglich Brettspielabende machen und Freunde einladen. Jedoch ist dies ein sehr zeitaufwendiges Hobby. Aber mindestens zwei Mal die Woche nehme ich mir Zeit dafür. In meinem Freundeskreis versuche ich bereits mehr Leute für Brettspiele zu begeistern. Es fühlt sich teilweise an wie eine Mission. Beim Brettspiel tauche ich in eine magische Welt ein, die mir ermöglicht meiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Die Einhaltung von Spielregeln ist für mich sehr herausfordernd!