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Pup Dary und Pup Lucifer
Rubrik

Puppy Ich will doch nur spielen

vvg - 15.10.2022 - 17:00 Uhr

Pup Dary und Pup Lucifer

Wuppertal

Puppies werden in der Community immer mehr und ich finde, dass ihre Stellung in letzter Zeit bedeutsamer geworden ist, auch weil wir bestimmte Klischees durchbrechen. Es geht nicht mehr nach Aussehen und Schönheit, denn durch die Maske verbergen wir unser Gesicht und akzeptieren alle, so wie sie sind. Wir werden auch mehr, da wir nach Corona wieder mehr Kontakte brauchen. Die sind heute schwerer zu finden, aber in der Runde der Puppies sind Kontakte einfacher zu knüpfen, da man nicht so von Äußerlichkeiten abhängig ist und wir einander so akzeptieren, wie wir sind.

Puppy zu sein bedeutet mir, vom gesellschaftlichen Alltag, von der Umwelt und vom Beruf Abstand zu gewinnen. Ich möchte einfach spielen dürfen, ohne dass jemand böse darauf reagiert, egal ob ich einen Ball zerfetze, Stöcke kaputt mache oder einfach nur unartig bin. Ich betreibe Pup-play auch non-sexuell. Wenn ich aber Sex habe, kann es mit und ohne Maske sein.

Der Reiz liegt darin, nicht direkt erkannt zu werden und nicht in eine Schublade geschoben zu werden, was ich machen muss. Mit Maske fühle ich mich deutlich freier.

Die Farben der Masken haben für mich und meinen Mann keine direkte Bedeutung. Wir haben aber unsere eigene Farbkombi - dunkles Blau, Orange und Weiß bzw. Schwarz- entwickelt, woran man uns in der Puppy-Szene erkennt.

Wir haben auch ein Rudel, Lucifer ist mein Alpha und wir sind eine enge Familie - auch mit unseren beiden anderen Betas.

Inzwischen gibt es auch immer mehr weibliche Puppies und da gibt es gar keine Probleme im Umgang miteinander, nur sexuell ziehe ich da meine Grenze.

Vernetzt sind wir im Puppy Verein NRW, es gibt Stammtische und Veranstaltungen und natürlich Instagram und TikTok.

 

Rubäus Spiderdog © vvg

Rubäus Spiderdog

Northeim

Ich bin seit zwei Jahren und sechs Monaten Puppy – es war genau eine Woche vor dem ersten Corona-Lockdown. Da ich auf Masken stehe, habe ich mir irgendwann so eine Maske gekauft, habe einem Freund davon erzählt und dieser hat gesagt, dann bist du jetzt ein Puppy. „Was bin ich?“ habe ich gefragt und er hat mich wiederum über die Puppy-Szene informiert. Für mich ist es der Reiz, in eine andere Rolle zu schlüpfen, einmal etwas ganz Anderes zu machen und vom Alltag auszubrechen. Es bereitet mir auch Spaß, mich in Klamotten zu präsentieren, die ich gern trage. Ich habe zwei Spiderman-Trikots - eines in Rot und eins in Schwarz - dazu habe ich passend die Maske. Mit Maske fühle ich mich freier durch die Anonymität. Auch habe ich Scheu vor großen Menschenmassen – die Maske schirmt mich davor ab. Schön finde ich auch, dass ich von den anderen Puppies integriert werde, da ich sicher schon zu den älteren der Puppy-Szene gehöre, aber die Maske verrät mein Alter nicht. Es geht bei uns um den Charakter und weniger um das Alter oder Aussehen.

Ich denke, ich bin ein Alpha, habe aber noch kein Rudel. Ich habe einen Partner, der sich aber leider für die Puppies nicht erwärmen kann. Wir haben darüber gesprochen und ich habe meine „Auszeit“ von der Partnerschaft und kann mein Faible ausleben. In meinem Ort gibt es auch 3-4 Puppies, wir finden uns über Romeo oder Whatsup.

Die Anerkennung der Puppy-Community wächst in den letzten Jahren, weil wir sichtbarer werden und sich die Leute über uns informieren. So werden wir auch immer mehr.

 

Piano van Barkhoven © vvg

Piano van Barkhoven

Bielefeld

Die Puppies habe ich für mich schon sehr früh entdeckt, als ich mich noch unbeaufsichtigt im Netz rumgetrieben habe. Am 8. April 2021 ist mein Alias „Piano van Barkhoven“ geboren.

Zwei Sachen reizen mich am Puppysein, Freiheit und Selbstverwirklichung. Der Reiz im Spiel liegt darin, dass man in einer anderen „Bewußtseins“-Ebene ist, in eine Rolle schlüpft, dem Alltag entflieht und auch etwas mehr über sich selbst erfährt. Man kann eins mit seinem Selbst sein und zeigt der Gesellschaft ein Stückweit den Mittelfinger. Dabei entsteht durch die Maske eine gewisse Anonymität, die auch Schutz gibt. Ich verstecke mich aber nicht hinter der Puppy-Maske. Im letzten Jahr habe ich eine Rede auf dem CSD in Bielefeld gehalten und die Maske abgenommen.

Meine Farben sind Rot als die Farbe des Lebens, aber auch der Entschlossenheit und Blau als ruhendes Pendant, wie Wasser oder Himmel. Ich habe verschiedene Outfits, heute in Motorcrosskleidung, ich habe aber auch Leder- oder Neopren-Sachen.

Ich habe nicht vor zu einem Rudel zu gehören, bin aber auch kein Streuner. Ich bezeichne mich lieber als autonomen Puppy, der sich nicht als Welpe, sondern als Hund sieht, weil ich mich da erwachsen fühle.

Die Stellung der Puppy-Community ist heute auf jeden Fall besser, als noch vor 10 Jahren. Wir sind viel mehr geworden und vor allem viel sichtbarer und ich glaube, das deswegen auch die Akzeptanz wächst. Es ist aber auch noch nicht alles in Ordnung. Bei einem CSD in Essen, wurden wir gezwungen unsere Masken abzusetzen, weil wir gegen das Vermummungsverbot verstoßen haben sollen. Dafür hat sich später der Innenminister im Landtag entschuldigt.

Gleichgesinnte finde ich auf Veranstaltungen und „Pup-nicks“, wie wir sie nennen, aber auch über Telegramm, Twitter und Instragram.

 

Pup Namiro © vvg

Pup Namiro     

Duisburg

Puppy bin ich seit Februar letzten Jahres und habe es über meine Vorliebe zum Neopren entdeckt. Neopren ist mein „Urfetisch“ von da aus habe ich die Masken entdeckt und es hat sich Schritt für Schritt entwickelt bis zur eigenen Puppy-Persönlichkeit.

Puppy zu sein ist einfach ein mir sehr willkommenes Abschalten vom Alltag. Ich kann frei sein, entspannen und mich fallen lassen. Gerade nach stressigen Tagen – einfach die Maske aufsetzen und ein wenig rumwuffeln. Das Unerkanntsein ist mir dabei nicht so wichtig, es sei denn, ich bin in meinem Neopren- oder Latex-Outfit unterwegs, da gehört die Maske selbstverständlich dazu, denn sie ist zum größten Teil aus Neopren. Mit Maske fühle ich mich definitiv freier und ungehemmter, ich gehe viel mehr auf andere Menschen zu und umarme sie auch. Ich sehe mich als Welpe und als jemanden, der noch viel lernen muss.

Der Reiz besteht für mich als Puppy darin, in eine andere Rolle zu schlüpfen und einfach sorgenfrei zu sein. Ich bin auch in keinem Rudel, sondern bin mit meinem Partner glücklich, er ist kein Pup. Wir sind seit 7 Monaten zusammen. Er mag es, mich als Puppy zu führen und mit mir zu spielen, er ist aber selbst kein Puppy. Ich freue mich aber, dass er so mit dabei ist, es hätte mir auch gereicht, wenn er mich einfach nur akzeptiert hätte. Beim Sex ist die Maske aber ausgezogen.

Als Puppies vernetzen wir uns über Telegram und Instagram, es gibt auch immer mehr weibliche Puppies. Ich würde das aber nicht als Gleichberechtigung oder Emanzipation sehen, sondern einfach den Spaß am Pup-Play im Vordergrund sehen.

 

Pup Rufus © vvg

Pup Rufus

Bremen

In der Puppy-Szene bin ich seit gut 15-20 Jahren. Ich habe die ersten Informationen im Internet entdeckt, als es in UK populär wurde. Als es nach Deutschland „rüber schwappte“, war ich dabei. Ich bin auch öfter in England, die Szene dort ist immer noch eine der aktivsten, in der ich mich auch sehr wohl fühle.

Puppy zu sein, bedeutet für mich, abschalten zu können, mein Wesen auszuleben und den Puppy rauszulassen. Mit Maske fühle ich mich definitiv freier, kann mich ausleben, ohne dass ich mich persönlich zeigen muss.
Meine Verbindungen zu anderen Puppies finde ich auf Puppy-Events. Ich bin auch nicht Teil eines Rudels, sondern eher der typische Einzelgänger, also ein Streuner. Ich habe aber derzeit einen jungen Puppy aufgenommen, den ich als Alpha und Mentor in die Puppy-Welt begleite.

Warum sich die Puppy-Szene so vergrößert? Weil man sich mit dem Thema auseinandersetzt und die Leute es für sich entdecken. Ich sehe es aber auch mit einem weinenden Auge, weil es zur Mode wird, die irgendwann wieder vorbei ist. Es ist inzwischen nicht mehr nur ein Ding der Schwulen. Frauen und heterosexuelle Männer haben es ebenso für sich entdeckt. Oft überwiegt dabei der soziale Aspekt, vor dem sexuellen. Mein Puppy-Sein ist allerdings mein Fetisch und wird mein Leben lang andauern. Ich bin nicht Puppy, um wahrgenommen zu werden, sondern, um mich als Puppy auszuleben.

Die Farben, die ich trage sind meine Lieblingsfarben, Dunkelblau kombiniert mit Orange. Als Hanky-Code Farben stimmen sie zufälliger Weise mit meinen Vorlieben überein.

In der Community knirscht es gerade ein wenig in den „Gewerken“, weil im Fetischbereich die Puppies auf dem Vormarsch sind. Aber ich bin sicher, dass es ein Miteinander geben wird.

 

Pup Taly © vvg

Pup Taly

Köln, European Puppy 2022

Puppy zu sein ist für mich eine komplett andere Lebensweise, es ist inzwischen Teil meiner Persönlichkeit. Indem ich die Maske aufsetze, kann ich komplett vom Alltag abschalten und lebe meine verspielte Seite aus. Das Sexuelle spielt da keine vordergründige Rolle mehr.

Der Reiz beim Pupplay ist das Schlüpfen in eine andere Identität, die man sich mit der Maske auswählt. Man kann durchaus mehrere Masken mit verschiedenen Persönlichkeiten verknüpfen, ist also mal der verspielte, der kuschelige oder der gehorsame Pup. Es ist für viele aber auch der anonyme Einstieg in die LGBTQI*-Community. Man kauft sich im Internet eine billige Maske, bleibt anonym und überwindet die Angst vor dem ersten Schritt in die Szene.

Die Farbe der Maske bedeutet mir bei aller Anonymität aber auch Individualität. Meine Farbe ist Aqua-Blau und sie bedeutet, dass ich sowohl im Sexuellen, als auch im Non-Sexuellen für vieles offen bin und Spaß haben will mit allem und jeden. Die Farben haben aber nicht mehr die Bedeutung, wie z.B. früher die Hanky-Codes.

Mir hat die Maske früher das Gefühl von Freiheit gegeben und ich habe mir mehr getraut. Heute bräuchte ich dafür die Maske nicht mehr unbedingt.

Das Rudel bei den Puppies ist wie eine Familie, die man sich aussucht. In NRW gibt es eine große Rudelstruktur, die vor allem in der Corona-Zeit entstanden ist, weil draussen gar nichts mehr lief. Es gibt sogar internationale Rudel, die sich aber entsprechend seltener treffen.

Die Stellung der Puppies in der Community hat sich gewandelt. Als ich angefangen habe, standen die Puppies fast noch außerhalb der Community. Inzwischen sind wir ein fester Bestandteil und sind verbunden mit vielen Vereinen nicht nur der Fetischszene. Hauptsächlich sind wir über Telegram und Instagram vernetzt.

Inzwischen entdecken auch immer mehr Frauen die Puppy-Szene für sich, Ich bleibe zwar gay, aber wenn es ums Spielen geht, habe ich da gar keine Berührungsängste.

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