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Einfach !ch – warum denken viele immer nur an sich?
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Einfach !ch warum denken viele immer nur an sich?

vvg - 03.10.2023 - 17:00 Uhr

Akino   

aus Oberhausen   

Ich finde es nicht gut, dass Menschen immer mehr nur an sich denken. Sie drängen sich in den Vordergrund und vergessen alle anderen. Egal, wo man ausgeht, selbst in der Szene kommt immer mehr das Ignorante und Egoistische zum Vorschein. Ich empfinde es als diskriminierend, wie sich manche benehmen und dabei den Eindruck erwecken, sie wären etwas Besseres und würden über Anderen stehen. Allgemeingültige Gesetze gelten nicht für sie, es gelten nur die Regeln, die man sich selber aufstellt.

Bei mir - und das kann sicher fast ein jeder sagen - beobachte ich manchmal auch dieses Verhalten, vielleicht, weil ich cooler wirken möchte oder dazugehören will. Aber ich reflektiere mein Verhalten und versuche dagegen zu steuern, weil ich es nicht gut finde.

Dieses Verhalten hat sich vor Corona entwickelt, als politisch die Welt noch funktioniert hat. Aber mit dem Auftreten der Populisten, allen voran in Amerika, hat die Politik des „Ich zuerst, danach alle anderen“, auch den privaten Bereich infiziert. Das ist Egoismus pur, so kann doch keine Gesellschaft funktionieren. Und wenn man mithalten will, muss man selbst zum Egoisten werden?

Ich finde es gut, dass ein jeder die Freiheit hat, so zu leben, wie er möchte und kann. Das betrifft auch unsere Community. Diese Freiheit bedeutet jedoch für mich nicht, dass ich ohne Rücksicht auf andere leben kann. Es geht immer um ein Miteinander und ich selbst möchte so behandelt werden, wie ich andere behandle. Es kann nicht sein, weil ich eine Regenbogenflagge trage, dass mich jemand schlägt oder mit dem Fuß tritt, wie heute beim CSD in Gelsenkirchen.

Wo liegt die Bedrohung eines Regenbogens oder darin, dass ich schwul bin.

 

© vvg

Chris        

aus dem Rheinland  

Ich finde Kultur und Höflichkeit hat nichts mit Bildung zu tun, es ist entweder angeboren oder man bekommt es von zu Hause in der Erziehung mit. Mich nervt es total, wenn die Leute miteinander nicht mit Respekt und Höflichkeit umgehen. Mir ist es dabei egal, welchen Stand man hat, ob Putzkraft, VerkäuferIn, MitarbeiterIn einer Bank oder Anwalt. Jeder Mensch verdient den gleichen Respekt, Dabei fängt es schon mit einer einfachen Begrüßung an, dass man seinem Gegenüber zeigt, dass man ihn wahrnimmt.

Gerade habe ich es in einem Café erlebt. Da saß ein Mann, der zeigen wollte, dass er Geld hat und sich für etwas Besseres hält. Er war cool und teuer gekleidet und trank einen Kaffee, der vielleicht 2.70 € kostete. Als die Bedienung kam, gab er ihr ignorant und abgewandt 10€ ohne irgendeine Reaktion zu zeigen. Als er sein Wechselgeld zurückbekam, bemerkte er nur: „Behalt dein Klimpergeld!“ und ließ verachtend die 30 Cent auf dem Tisch liegen. Ich fand sein Verhalten sehr unverschämt. Warum muss man seine Überheblichkeit so raushängen lassen? Man kann doch nett miteinander reden. Und wozu muss man andere Menschen diskriminieren und ihnen anzudeuten, dass sie auf einer niederen Stufe stehen?

Wäre es mein Kaffee gewesen, hätte ich den Mann hinausbegleitet, hätte auf sein Geld verzichtet und ihm mitgeteilt, dass dies hier nicht sein Café sei und er demnächst woanders hingehen soll. Man lässt sich viel zu viel gefallen und ich denke es gehört in der Gesellschaft schon Zivilcourage dazu, Menschen auf ihr Fehlverhalten hinzuweisen.

Für mich zählt nicht der Bildungsgrad oder das Vermögen eines Menschen, sondern sein Verhalten anderen Menschen gegenüber. Und Reichtum hat mit Anstand überhaupt nichts gemein.

 

© vvg

Dennis        

aus Hannover   

Egoismus entsteht meiner Meinung nach durch eine Unausgeglichenheit von Geben und Nehmen. Der eigene Vorteil wird auf Kosten anderer ausgeschöpft. In der Familie, bei Freunden und Bekannten ebenso wie im Berufsalltag haben wir alle auf unterschiedlichste Art und Weise Egoismus erlebt. Es scheint fast so, als gäbe es heutzutage bedeutend mehr Egoisten, als noch in den 90er Jahren, als ich jugendlich war. Der gesellschaftliche Zusammenhalt hat nicht nur gefühlt abgenommen und die Rücksichtslosigkeit ist dagegen gestiegen, gerade im öffentlichen Raum. Der Respekt dem anderen gegenüber fehlt vielerorts fast völlig. Das ist sicherlich dem Lauf der Zeit geschuldet, da sich zum einen die Werte einer jeden Person stets verschieben und wandeln und sich zum anderen das eigene Verhalten entsprechend an die aktuelle Lebenssituation anpasst.

Wir leben in einer Zeit, in der ein ständiger Wettbewerb mit uns und unseren Mitmenschen stattfindet, der noch angestachelt und befördert wird durch die Social Media Portale. Der eigene Machtgedanke steht dabei oftmals über den Sozialkompetenzen wie z.B. der Freundlichkeit, dem Respekt und der Höflichkeit. Egoisten fehlt aufgrund des eigenen Denkens und Fühlens die Fähigkeit, aufmerksam zuzuhören, da andere Meinungen oder Auffassungen gerne abgetan werden. Die Empathie-Fähigkeit wird unterdrückt oder ist gar nicht vorhanden.

Werden Gefühle und Bedürfnisse von Mitmenschen von klein auf nicht erkannt oder wurde weder Wertschätzung noch Respekt erfahren, so haben Menschen im Erwachsenenalter Probleme, ihre Wünsche und Bedürfnisse zu äußern. Ich denke, dass wir nicht zwangsläufig als Egoisten geboren werden. Vielmehr entscheidet das soziale Umfeld wie Familie, Freunde, Arbeitskolleg*innen sowie die Umgebung darüber, ob wir zu Egoisten heranwachsen oder zu selbstlosen Menschen werden.

 

© vvg

Jeremy      

aus Aachen

Das ist eine Frage, die ich mir schon des Öfteren gestellt habe. Warum beziehen sich Menschen meist nur auf „ich“ und „meins“? Können wir eigentlich menschlich und dabei nicht egoistisch sein? Und waren wir Menschen in unserer geschichtlichen Entwicklung jemals frei von Egoismus? Sind Korruption und Diskriminierung das ultimative Ergebnis dieser Selbstbezogenheit? Jeder Mensch denkt zuerst an sich und erst danach an andere. Ganz unabhängig von einer Situation hat Jede/r - mich eingeschlossen - zunächst einen Gewinn oder einen Vorteil im Auge, den er für sich selbst erreichen kann, erst danach denkt man auch über den/die Andere/n nach.

Ist es gut oder schlecht, egoistisch zu sein? Menschen sehen sich selbst als die überlegenste Lebensform auf diesem Planeten. Wir haben auf natürlichem Weg gelernt, zuerst an uns selbst zu denken. War es diese Überlebensstrategie, die uns so erfolgreich gemacht hat?

Menschen reden eine Menge darüber, anderen zu helfen. Es heißt, diejenigen, die auf ihren Verstand hören, seien egoistisch, und die, die mit dem Herzen denken, selbstlos. Ist das wahr oder nur ein Sprichwort? Es gibt andere Beispiele z.B. die Nachbarschaftshilfe und die große Solidarität mit den Flutopfern beim Hochwasser im Ahrtal und bei uns in Stollberg. Vielleicht geht es uns einfach zu gut, denn wenn ich Menschen in wirklich armen Ländern sehe, scheinen diese doch ehrlich selbstloser und wirklich hilfsbereiter zu sein.

Und warum sollte es bei uns in der sogenannten LGBTIQA*-Szene anders sein, wo wir besonders die eigene Individualität, die Unterscheidung vom anderen in den Vordergrund stellen. Und wenn wir uns gleichmachen, dann in Gruppen, die wieder anderen Gruppen mit anderen Merkmalen ausschließt.

 

© vvg

Jörg       

aus Karlsruhe

Ich bin Mitglied in verschiedenen CSD-Vereinen und durch meine Tätigkeit als Dienstleister für Paradefahrzeuge habe ich viel Kontakte. Da kann ich auch gut beobachten, dass sich vieles verändert hat, unter anderem, dass ein jeder zuerst an sich denkt. Das ist in unserer Gesellschaft inzwischen stark verbreitet und auch die Szene ist nicht davor gefeit. Es herrscht seit einigen Jahren eine Mentalität, dass ein Jeder nehmen möchte, aber nichts dafür geben. Vielen geht es nur noch um ihr eigenes Ego oder um finanzielle Vorteile.

Ich in meiner Firma händle es ein wenig anders. Da viele kleinere Vereine nicht das nötige Kleingeld haben, unterstützen wir diese mit unseren Fahrzeugen, die sie sich sonst nicht leisten könnten. Es waren in diesem Jahr wohl sechs oder sieben Vereine, die wir unterstützt haben und wir möchten damit zeigen, dass es in der Szene eben nicht nur Egoismus gibt. Gerade wir, die aus Zeiten kommen, wo es nur mit der gegenseitigen Unterstützung überhaupt möglich war einen CSD zu stemmen. Der Umgang miteinander auf den Veranstaltungen, zum Glück nicht auf allen, lässt oftmals die Höflichkeit vermissen. Auch wenn ich ein Dienstleister bin, will ich Teil der Veranstaltung sein, als Mensch wahrgenommen werden und nicht nur als der, der für Geld eine Leistung erbringen muss. Ich komme aus der Szene und meine Dienstleistung zur Unterstützung selbiger ist doch erst aus ihr entstanden.

Wir leben in einer anderen Zeit. Die Demos sind größer geworden, damit sicher auch der Stress für die Organisatoren, aber wir sollten unser Zusammengehörigkeitsgefühl nicht verlieren, auch nicht in den verschiedenen Untergruppen der queren Szene. Je mehr wir uns aufsplitten, umso mehr schaden wir uns selbst.

 

© vvg

Silvio    

aus München

Das Gefühl habe ich leider auch, dass der Egoismus immer mehr zunimmt. Ich kann es teilweise nachvollziehen, aber oft verstehe ich es auch nicht. Wir hatten die Corona Krise, fast alle Leute mussten zu Hause bleiben, was die Meisten auch brav getan haben. Es war kein oder kaum Urlaub möglich, Fernreisen nur unter Auflagen und Schwierigkeiten erlaubt. Es wurde mehr Fahrrad gefahren oder Camping gemacht. Jetzt wird wieder geflogen und gereist was das Zeug hält. Die Natur und das Klima dankt es uns mit Rekord-Temperaturen und die junge Generation hat das Problem mit den Hinterlassenschaften der Vorgängergenerationen.

Ebenso Partymachen und Feiern war verboten. Jetzt nach der Krise habe ich das Gefühl, müssen wir all das nachholen. Es wird ordentlich gefeiert, ohne Rücksicht auf Gesundheit und die Mitmenschen drum herum. Es könnte ja das letzte Mal sein, wer weiß, wann die nächste Krise kommt.

Die Inflation weltweit, der Krieg in der Ukraine macht die Sache nicht leichter. Die Preise für Lebensmittel und Lebenshaltungskosten sind extrem gestiegen. Viele Menschen haben immer weniger im Geldbeutel. Die Leute halten das Geld zusammen, es wird gespart und Jeder versucht das Beste daraus zu machen.

Ich bin gerade auf dem Weg von München nach Berlin (CSD). Gutes Beispiel, was ich so oft erlebe: Reservierung 1.Klasse Ruhebereich, ich mag meine Ruhe haben. Dann klingelt ein Handy, Klingelton für Nachrichten-Empfang, Telefonieren, Laptop Tastaturen klappern die ganze Zeit und meist weibliche Fahrgäste quatschen die ganze Zeit ohne Rücksicht auf Mitreisende mit Ihren Bekannten. Aber heute tatsächlich: mehrere Leute sind aufgestanden und haben drauf hingewiesen, dass das hier ein Ruhebereich ist. Fand ich toll!

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