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Alles Wissenswerte zum Thema Hornhauttransplantation
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Trübe Sicht Alles Wissenswerte zum Thema Hornhauttransplantation

kk - 01.06.2023 - 17:00 Uhr

Wenn sich die Sicht trübt, bedeutet dies nicht unbedingt eine trübe Aussicht für die Zukunft unserer Sehkraft: Eine mittlerweile häufige Behandlung ist eine Hornhauttransplantation (in der Fachsprache Keratoplastik genannt), bei der eine Hornhaut (die klare Schicht vor der Iris und Pupille), die vernarbt, sehr schmerzhaft, durchlöchert, verformt oder trüb ist, kann durch eine klare und gesunde ersetzt werden kann. Der Eingriff dient also zur Wiederherstellung des Sehvermögens und ist oft die einzige Hilfe bei schweren Verletzungen des Auges oder wenn die Hornhaut aufgrund einer Erkrankung sehr stark eingetrübt ist.

Viele kennen diese Möglichkeit der Hornhautspende allerdings noch nicht, weshalb wir hier die Methode, Risiken und Vorteile vorstellen wollen:

Warum ist die Hornhaut so wichtig?

Unser Auge nimmt visuelle Reize aus der Umwelt wahr und leitet diese an das Gehirn weiter. Dieses verwertet die Informationen und reagiert dann entsprechend darauf. Die Hornhaut, auch Cornea genannt, leistet einen essentiellen Beitrag dazu, dass unser Auge scharfe Bilder wahrnimmt, indem sie einen Großteil der Lichtbrechung vornimmt, bevor das Licht im Auge auf die Netzhaut trifft und die Signale von dort an das Gehirn weitergeleitet werden. Ist die Hornhaut dann geschädigt, kann eine Transplantation nötig werden.

Wann ist eine Hornhauttransplantation sinnvoll?

Menschen, deren Hornhaut durch Narben oder Verformungen undurchsichtig werden, brauchen eine neue. Auch Personen, deren Hornhaut schwer entzündet war und nun Narben hinterlässt, brauchen einen Ersatz. Angeborene Hornhauterkrankungen können ebenfalls eine Transplantation notwendig machen.

Kann die neue Hornhaut abgestoßen werden?

Im Normalfall kommt es bei dieser Transplantation zu keiner Abstoßungsreaktion, da in der klaren Hornhaut keine Blutgefäße vorhanden sind und in denen die Abwehrzellen des Immunsystems stecken, die andere Zellen als fremd erkennen können. Anders sieht es allerdings aus, wenn aufgrund einer Erkrankung Blutgefäße in die Hornhaut eingesprosst sind (Vaskularisation). In diesen Fällen müssen die Spenderhornhäute sorgfältig analysiert und so ausgesucht werden, dass die Abstoßungsgefahr geringer wird.

Wer sind die Hornhautspender?

Angehörige werden nach einem Todesfall über die Möglichkeit der Hornhautspende informiert und Hornhäute können bis zu 76 Stunden nach dem Tod entnommen werden. Man kann sich aber auch schon zu Lebzeiten zur Spende entscheiden. Die Koordination von Empfänger- und Spendereigenschaften übernimmt eine Hornhautbank in Zusammenarbeit mit den Augenkliniken. Da Hornhäute vom zehnten bis zum 85. Lebensjahr gespendet werden können, zählen auch alte Menschen noch zu potenziellen Organspendern.

Mögliche Risiken bei einer Hornhauttransplantation?

Mit über 90 Prozent ist die Erfolgsquote bei einer Hornhauttransplantation sehr hoch: Sollten allerdings akute Entzündungen oder Gefäßeinsprossungen vorliegen, wird die Übereinstimmungsrate geringer. Operationskomplikationen durch Infektionen sind sehr selten, vor allem wenn die Spenderhornhaut in einer Hornhautbank kultiviert worden ist. Die häufigste Komplikation ist eine Abstoßungsreaktion, die sich aber durch die Gabe bestimmter Medikamente eindämmen lässt.

Wie läuft die OP an sich ab?

Der Eingriff kann ambulant, aber auch in der Klinik durchgeführt werden. Der Ablauf selbst ist dabei relativ einfach: Zunächst schneidet der Arzt die trübe Stelle aus der Hornhaut des Patienten heraus. Dann stanzt er aus der Spenderhornhaut ein passendes Scheibchen aus, setzt es in die Lücke ein und vernäht es. In den meisten Fällen wird also nicht die gesamte Hornhaut, sondern nur der zentrale Teil um die Pupille transplantiert. Das Ganze kann unter lokaler Betäubung stattfinden, die meisten Augenärzte empfehlen jedoch eine Vollnarkose, um plötzliche Augenbewegungen zu vermeiden.

Wie sieht die Nachbehandlung aus?

Die Fäden werden erst nach zwölf bis 18 Monaten gezogen, da die Wunden bei Hornhauttransplantationen sehr langsam heilen. Im ersten Jahr nach dem Eingriff müssen zudem regelmäßige augenärztliche Untersuchungen wahrgenommen werden, um eventuelle Abstoßungsreaktionen rechtzeitig zu entdecken oder mögliche Entzündungen zu behandeln. Manche klagen über Schmerzen, hierfür werden Medikamente verordnet, die regelmäßig angewandt oder eingenommen werden müssen.

Ist Sport nach einer Hornhauttransplantation möglich?

Zunächst ist vor allem von Kontaktsportarten abzuraten, da eine transplantierte Hornhaut anfangs deutlich instabiler ist als ein nicht operiertes Auge. Langfristig ist die Sport-Tauglichkeit abhängig vom Befund und der Art der Hornhauttransplantation, so dass das individuell mit dem betreuenden Augenarzt abgesprochen werden sollte.

Wie häufig wird eine Hornhauttransplantation durchgeführt?

Die Hornhauttransplantation wird in Deutschland ca. 4800 Mal pro Jahr durchgeführt und ist damit die häufigste Übertragung von Gewebe am Menschen. Die Ergebnisse sind dabei sehr gut: Bei der Entlassung aus der Augenklinik können die meisten wieder lesen. Viele Patienten haben nach ca. 6 Wochen ihre volle Sehkraft wieder.

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