Best Agers Wechseljahre beim Mann
Gibt es sie wirklich oder ist sie nur ein Mode- bzw. Hypethema: Die Wechseljahre beim Mann. Wie sich dieses Phänomen beim Mann zeigt, wie dieser „Wechsel“ hin zum Alter erlebt wird und welche Rolle die männlichen Hormone spielen, verraten wir im Folgenden.
Was steckt hinter den Wechseljahren der Männer?
In Medien oder Fachkreisen „Klimakterium virile“ oder „männliche Andropause“ genannt, sind hierbei stets die männlichen Wechseljahre gemeint. Doch was steckt nun dahinter? Lange dachte man, das Phänomen betrifft nur Frauen, bei denen in der Lebensmitte ein Rückgang des Sexualhormons Östrogen zu verzeichnen ist. Doch auch Männer sind in diesem Zusammenhang betroffen, denn bei ihnen setzt diese Rückgang-Phase zwar etwas später ein, ab etwa Anfang 50, dennoch geht sie ebenfalls mit einem Hormonabfall einher. Die so genannte Andropause, abgeleitet von den griechischen Wörtern „andro“ (Mann) und „pausis“ (Ende) bringt dann ähnliche lästige Begleiterscheinungen mit sich wie bei den Frauen. Wechseljahrgeplagte Männer leiden unter Antriebsschwäche, emotionalen Verstimmungen, Libidoverlust und weniger Lust auf Sex, es kommen Schweißausbrüchen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Gelenkbeschwerden hinzu, das Gewicht steigt an und die allgemeine Leistungsfähigkeit sinkt. Dennoch ist die Andropause kein exaktes Gegenstück zur Menopause, wie Mediziner erläutern. Während es bei Frauen zu einem schlagartigen Abfall der Hormonproduktion kommt, ist dieser Prozess bei Männern schleichend sowie kontinuierlich zu beobachten. Insofern ist es auch etwas irreführend von männlichen Wechseljahren als fixem Zeitpunkt zu sprechen, die berühmte Midlife-Crisis in der Lebensmitte fasst das Problem oft besser: Auf der einen Seite spürt man die ersten Alterserscheinungen, auf der anderen Seite kommen oft grundlegende Änderungen in Beruf und Beziehung dazu.
Die männliche Andropause – also doch nur ein Hype?
Das Thema ist mittlerweile ein Modethema geworden, so dass Pharmafirmen, Ärzte und Journalisten es immer wieder aufgreifen und dabei fällt meist ein Stichwort: Testosteron. Schließlich helfen Frauen oft auch Hormonbehandlungen, warum also nicht auch den Herren der Schöpfung? Und so verschreiben mittlerweile Ärzte in Deutschland schon mehr als dreimal so viel synthetisch hergestelltes Testosteron wie noch im Jahr 2004. Dabei raten Hormonexperten eher zu einem aktiveren und gesünderen Lebensstil mit mehr Bewegung: Ausdauer- und Kraftsport zeigen sich hier als sehr effektiv und sportliche Aktivität erhöht ebenfalls den Testosteronspiegel im Blut. Die Wechseljahre beim Mann sind also bei Experten umstritten und eigentlich ist auch der Name Andropause unpassend gewählt, da die Bezeichnung auch als „Tod des Mannes“ – analog zur Menopause „Tod der Periode“ – aufgefasst werden kann. Zeit also, sich sachlicher mit dem Thema zu befassen:
Wie funktioniert Testosteron im Körper überhaupt?
Geschlechtshormone wie Östrogene oder eben Testosteron erfüllen im menschlichen Körper viele verschiedene Funktionen: Sie sind nicht nur zuständig für Fruchtbarkeit und Sexualität. Testosteron ist beispielsweise auch am Muskelwachstum beteiligt, es stärkt die Knochen und die inneren Organe, wirkt sich aber auch positiv auf die Psyche aus und ist vitalitätssteigernd. Ein Mangel an diesem Hormon kann also tatsächlich erhebliche körperliche Beeinträchtigungen mit sich führen und sich negativ auf Cholesterinwerte den Zuckerstoffwechsel (Stichwort Diabetes) wirken. Damit ist das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Aber auch eine Beziehung kann unter dem Sinken des Testosteronspiegels leiden, so dass sich heutige moderne Männer immer mehr Gedanken über dieses Thema und ihre Gesundheit machen.
Wie sinnvoll ist eine Testosteron-Behandlung?
Denkt man an die Zuführung von synthetisch hergestelltem Testosteron, denkt man oft an aufgepumpte Bodybuilder, jedoch nicht an eine normale hausärztliche Behandlung. Und in der Tat ist diese Behandlung der Testosteron-Ersatztherapie auch nur in ausgewählten Fällen sinnvoll. Vorab muss genau per medizinischer Vorgeschichte und Blutbild abgeklärt werden, ob Symptome wie niedrige Energie, geringer Sexualtrieb, erektile Dysfunktion oder Stimmungsschwankungen wirklich auf einen niedrigen Testosteronspiegel zurück zu führen sind oder ob sie nicht andere Ursachen haben. Dieser so genannte „Low T“-Wert (also niedriger Testosteronspiegel oder mit Fachausdruck Hypogonadismus genannt) kann auch aufgrund von Diabetes, depressiven Verstimmungen, Nieren- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder starkem Übergewicht entstehen. Sollte man aber doch eine Testosteron-Ersatztherapie durchführen müssen, kann diese auf unterschiedliche Art erfolgen: Durch Spezialpflaster, Hautgels, Spritzen oder Pellets, die unter der Haut eingesetzt werden. Die Behandlung dauert dabei ein Leben lang, denn setzt man die entsprechenden Präparate ab, dann sinkt der Testosteronwert auch wieder.
Was hilft noch? Humor, wie der schwule Comiczeichner Ralf König weiß, der sich in seinem Buch „Herbst in der Hose“ ebenfalls mit der Andropause befasst. Wir haben doch alle unsere Ängste vor dem Älterwerden, aber zusammen mit anderen „Betroffenen“ darüber zu lachen, ist enorm befreiend. Sinnlich bleiben hilft übrigens auch, Experten raten Männern ab 50 dazu, sexuell aktiv zu bleiben, denn auch das beugt einem sinkenden Testosteronspiegel vor... In diesem Sinn: Mit 66 Jahren fängt das Leben vielleicht nicht wirklich an, aber vielleicht wirklich neu!