Nazi-Aufmarsch beim Pride Neue Stufe der Gewalt gegen die amerikanische LGBTI*-Community
Während in Deutschland Pride-Veranstaltungen in diesem Jahr immer wieder auch mit verbalen Attacken von Rechtsextremen konfrontiert sind, eskalierte die Situation jetzt bei einem Pride in den USA noch mehr – Neonazis liefen mit Sturmhauben und Sonnenbrillen bedeckt beim Pride in einer kleinen Stadt im US-Bundesstaat Wisconsin auf, bewaffnet mit Sturmgewehren und Hakenkreuzfahnen schwenkend.
„Es wird Blut fließen!“
Allem Anschein nach hatten sich dabei mehrere neonazistische und religiös fanatische Extremistengruppen zusammengeschlossen, um gegen LGBTI*-Rechte und insbesondere gegen Drag Queens vorzugehen, die im Rahmen der „Pride in the Park“-Veranstaltung im Riverside Park in der Kleinstadt Watertown auftreten sollten. Die Gruppe skandierte dabei fortlaufend Parolen wie „Wir oder die Pädophilen“ sowie „Es wird Blut, Blut, Blut fließen!“ oder auch „Pädophile bekommen den Strick!“ Dazu zeigten die rund 70 vermummten Extremisten immer wieder auch den Hitlergruß.
Überrannt von Rechtsextremen
Die Polizei, ebenso schwer bewaffnet, versuchte fortlaufend, die Pride-Teilnehmer von den Rechtsextremen zu separieren, trotzdem war der Schock unter den rund 500 LGBTI*-Besuchern groß, wie Julie Janowak vom Pride-Verein Unity Project of Watertown erklärte: „Wir alle bekamen es mit der Angst zu tun, viele verließen den Park. Unsere Veranstaltung sollte ein Tag sein, an dem LGBTI*-Personen und ihre Verbündeten aus Watertown, einer Stadt mit etwa 24.000 Einwohnern auf halbem Weg zwischen Milwaukee und Madison, feiern konnten. Wir hatten einfach das Gefühl, dass wir einen Ort brauchten, an dem die Community sich zeigt und alle sehen können, dass es viele andere Menschen gibt, die wie wir sind. Doch schlussendlich wurden wir von diesen Leuten überrannt.“
„Nazis sind unerwünscht!“
Mehrere LGBTI*-Verbände und US-Politiker übten daraufhin scharfe Kritik an dem Vorfall, bei dem glücklicherweise niemand ernsthaft verletzt worden ist. Tony Evers, Demokrat aus Wisconsin, sagte: „Dies ist ein ekelhafter und direkter Angriff auf die LGBTI*-Community unseres Staates. Nazis, Hakenkreuze und alle anderen Anti-LGBTI*-, White Supremacist- oder antisemitischen Botschaften, Symbole oder Gruppen sind in Wisconsin inakzeptabel und unerwünscht. Punkt.“
Besonders beunruhigt sei er dabei über die öffentliche Zurschaustellung von Hass, dem Kinder und Familien, die nur ihre Solidarität gegenüber der LGBTI*-Gemeinschaft zum Ausdruck bringen wollten, eingeschüchtert ausgesetzt waren. „LGBTI*-Bürger in Wisconsin verdienen es, mit Würde, Anstand, Freundlichkeit und Respekt behandelt zu werden, wie jeder andere Bürger in Wisconsin auch, und sie verdienen es, sicher zu sein, so zu sein, wie sie sind, ohne Angst oder Bedrohung durch Scham, Belästigung, Einschüchterung oder Gewalt“, so Every abschließend.
Neue Stufe der Gewalt
Es ist nicht das erste Mal, dass Rechtsextreme eine Pride-Veranstaltung in den USA in Beschlag nehmen, allerdings schockierte die Art der bedrohlichen Inszenierung inklusive der Zurschaustellung von schussbereiten Waffen weit über die Grenzen des US-Bundesstaates hinweg viele Amerikaner. Terrorismusexperten sprechen bereits von einer neuen Stufe der Gewalteskalation – zu Beginn der Pride-Saison hatte auch das Department of Homeland Security offiziell vor möglichen Gewaltexzessen gewarnt und zu besonderer Vorsicht aufgerufen. Die terroristische Gefahrenlage sei hoch und die LGBTI*-Community in Amerika solle „in Alarmbereitschaft“ sein sollte.