Mord aus Angst? 33-jähriger Iraker tötete Liebhaber mit 73 Messerstichen
Im September 2022 wurde der 30-jährige Irakers Rebar H. im Königsforst bei Köln ermordet. Seine Leiche wurde Mitte Dezember, also viele Wochen später, von einem Spaziergänger gefunden. Der Körper war gefroren, doch die Gerichtsmedizin konnte bald erkennen: Der Mann wurde mit mindestens 73 Messerstichen getötet, die sich auf Hals-, Bauch- und Rückenbereich konzentrierten. Identifiziert wurde er recht schnell, da er seine Personalien bei sich trug.
Für den Mord verantwortlich gemacht wird der 33-jährige Busfahrer Sufyan K., der ebenfalls im Irak geboren wurde. Die beiden sollen eine heimliche Beziehung geführt haben.
Liebhaber drohte mit Outing
Laut Bild soll Sufyan K. den verstorbenen Kölner über Facebook kennengelernt haben. Zum Zeitpunkt des Mordes führten die beiden schon seit einem Jahr eine homosexuelle Beziehung. Rebar H. hatte allerdings herausgefunden, dass sein Liebhaber ihm bisher verschwiegen hatte, dass er mit einer Frau verheiratet ist und drei Kinder hat.
Seit er den Familienvater mit seinem Wissen konfrontierte, sei die Beziehung laut der Leiterin der Mordkommission „toxisch“ geworden. Die beiden hätten sich gegenseitig bedroht. Dem Getöteten wurde wahrscheinlich zum Verhängnis, dass er der betrogenen Frau von dem Verhältnis erzählen wollte.
Verhängnisvoller Spaziergang
Am 20. November 2022 trafen sich die beiden Männer in Rebar H.s Wohnung. Danach gingen sie wie so oft im Königsforst spazieren, wo der Mord schließlich geschah.
Dass die beiden das Waldstück regelmäßig aufsuchten, bestätigte eine Zeugin, die das Opfer kannte. Die Polizei konnte also davon ausgehen, dass der Angeklagte über eine ausreichende Ortskenntnis verfügt. Zwei Tage nach dem Mord wurde der Tote von seiner Schwester als vermisst gemeldet.
Alles gelogen?
Sufyan K. wurde kurz vor Weihnachten in seiner Wohnung in Springe bei Hannover festgenommen. Seither sitzt er in Untersuchungshaft. Laut Zeit plant das Landgericht Köln bis Ende August 2023 noch sechs weitere Verhandlungstage.
Bisher bestritt der Angeklagte, dass es zwischen ihm und dem Toten mehr als Freundschaft gegeben habe. Er habe nichts mit der Ermordung zu tun. Bei der Vernehmung sagte er lediglich, dass er das Opfer kenne und mit ihm befreundet sei.
Indizien häufen sich
Die bishrigen Beweise sprechen jedoch gegen den Angeklagten. So fand die Polizei beispielsweise eine kaputte Brille am Tatort. Ein Bügel wurde in der Kleidung des Opfers gefunden. Die Mord-Ermittlerin erklärte: „Exakt dieses Modell bestellte sich der Beschuldigte vier Tage nach der Tat.“ Fotos vom Handy des Opfers zeigen den Angeklagten mit einer baugleichen Brille. Am Tatort und in der Wohnung des Verstorbenen wurden laut Express zudem Zigaretten-Aufsteckhülsen einer seltenen Marke sichergestellt. Dieselben Hülsen trug Sufyan K. in seiner Jackentasche.
Außerdem hatte der Angeklagte seinem mutmaßlichen Opfer in einem Chat-Verlauf mit dem Tod gedroht: „Wenn du mich verrätst bei meiner Familie, werde ich dich töten.“ Die Anklage geht fest davon aus, dass der Beschuldigte seinen Freund tötete, damit dieser ihn nicht outen kann. Eine Auswertung von Sufyan K.s Mobiltelefon ergab ebenfalls, dass es am Tag der Tat im Router des Ermordeten eingeloggt war. Der Angeklagte hatte zuvor behauptet, zuletzt eine Woche vor dem Mord bei seinem Kölner Freund gewesen zu sein. Trotzdem hatte er am besagten Tag frei.
Wird er gestehen?
Zu Beginn des Prozesses kündigte Verteidiger Michael Geuenich an, dass sein Mandant zum nächsten Verhandlungstag eine Erklärung abgeben und gegebenenfalls Fragen dazu beantworten werde. Einige Medien vermuten nun, dass der Angeklagte im Laufe der Erklärung ein Geständnis ablegen könnte. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass er sich zu seiner wohl verheimlichten Homosexualität äußern wird.
Anwalt Rüdiger Buhr vertritt die Schwester des Ermordeten. Er glaubt: „Nach Aktenlage ist eine Täterschaft des Angeklagten unstreitig.“