Direkt zum Inhalt
Ende der Homo-Heilungen
Rubrik

Ende der Homo-Heilungen Mehrjährige Haftstrafen für Anbieter von Konversionstherapien in Belgien beschlossen

ms - 26.07.2023 - 09:00 Uhr

Wie Ende letzten Jahres bereits angekündigt, hat das belgische Parlament jetzt final das Verbot von Konversionstherapien beschlossen. Das neue Gesetz verbietet dabei „Therapien“ auf der Grundlage der sexuellen Orientierung, der Geschlechtsidentität sowie des sogenannten Geschlechtsausdrucks – die Richtlinien gelten sowohl für Minderjährige wie auch Erwachsene. Damit geht Belgien einen deutlichen Schritt weiter als beispielsweise Deutschland, hier sind Konversionstherapien im Wesentlichen nur bei Minderjährigen illegal.

Verbot greift jetzt in acht europäischen Ländern

Belgien ist damit das achte Land in Europa, das solche unseriösen Heilungsangebote zumeist von Homosexualität verbietet – die Bandbreite der Methoden reicht dabei von Gebeten über illegale Medikamentenvergaben und Hypnosen bis hin zu Elektroschocktherapien. Psychiatrie- und Menschenrechtsgruppen, darunter die World Psychiatric Association, haben die Konversionstherapie klar als unwirksam und zutiefst schädlich diskreditiert und sie mit Depressionen, Angstzuständen, Drogenmissbrauch, Obdachlosigkeit und Selbstmord in Verbindung gebracht.

In den meisten Fällen werden solche Angebote bis heute im Umfeld von christlichen Einrichtungen durchgeführt. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erklärte zuletzt im Juni dieses Jahres, dass in Deutschland Konversionstherapien auch drei Jahre nach dem Inkrafttreten des Schutzgesetzes immer noch ein Thema sind – rund jedem dritten Homosexuellen wird bis heute vorgeschlagen, seine sexuelle Orientierung zu ändern oder zu unterdrücken.

Hohe Haftstrafen für Therapie-Anbieter

Belgien will ähnlich wie zuletzt Island auch mit klaren Strafvorgaben dafür sorgen, dass Konversionstherapien im Land bald allumfassend der Vergangenheit angehören. Menschen, die künftig solche umgangssprachlichen Homo-Heilungen anbieten, könnten mit bis zu zwei Jahren Gefängnis belegt werden. Medizinischen und psychiatrischen Fachkräften, die sich dieser pseudowissenschaftlichen Praxis schuldig gemacht haben, kann die Berufszulassung für bis zu fünf Jahre entzogen werden. Darüber hinaus wird auch die Werbung oder Förderung von Konversionstherapien als illegal angesehen.

Lasst uns sein, wer wir wollen

Sarah Schlitz, die belgische Staatssekretärin für Geschlechtergleichstellung, Chancengleichheit und Diversität, erklärte dazu: „Die Bekehrungspraktiken, die LGBTQIA+ zugefügt werden, sind endlich verboten, ein weiterer Schritt in Richtung eines integrativen Belgiens. Belgien erkennt das Leiden der Opfer an und verkündet: Lasst uns sein, wer wir wollen und lieben, wen wir lieben, niemand kann das ändern“.

Deutschland bleibt in der Konsequenz zurück

Auch das Centre Permanent pour la Citoyenneté et la Participation (CPCP), ein Fachzentrum, das kürzlich einen ausführlichen Bericht über belgische Opfer der Konversionstherapie veröffentlicht hatte, zeigte sich erfreut darüber, dass Konversionstherapien auch dann künftig illegal sind, selbst wenn die betroffene Person vermeintlich zustimmt – ein direkter Unterschied zum Gesetz in Deutschland.

CPCP erklärte dazu weiter: „Dies war ein wesentlicher Punkt in unserer Studie. In der Tat gibt es bei diesen Konversionsprozessen oft ein Muster von Einfluss: einen religiösen, familiären oder gemeinschaftlichen Einfluss. Umso schwieriger und fragwürdiger wird es, den Begriff der Zustimmung bei diesen Konversionsprozessen zu diskutieren.“

Auch Interessant

Kritik an queeren Verbänden

US-Vereine seien parteiisch und Amateure

Der erste schwule Präsidentschaftskandidat der US-Geschichte Fred Karger kritisierte jetzt scharf queere US-Vereine: Zu parteiisch und amateurhaft!
Homophobie mit Konsequenzen

Urteil der Hoffnung in Uganda

Hoffnungsschimmer in Uganda: Das Oberste Gericht stellte jetzt klar, dass Folterungen von Schwulen Konsequenzen nach sich ziehen, auch für Polizisten.
HIV und Organtransplantationen

USA lockern bisherige Richtlinien

Eine Organspende von Niere und Leber zwischen Menschen mit HIV ist in den USA jetzt ohne Einschränkungen erlaubt - ein Meilenstein in der US-Medizin.
Earl Holliman ist tot

Schauspieler stirbt mit 96 Jahren

Der schwule Hollywood-Schauspieler Earl Holliman starb im Alter von 96 Jahren. Sein Ehemann nahm mit rührenden Worten jetzt von ihm Abschied.
Unterlassene Hilfeleistung?

Todesfall Nikolas Häckel

Ermittlungen nach dem Tod des schwulen Sylter Ex-Bürgermeisters Nikolas Häckel: Staatsanwaltschaft prüft mögliche unterlassene Hilfeleistung.
Outing im US-College-Football

Ein langer Weg zum eigenen Ich

Coming-Out im US-College-Football. Der gehypte Ex-Jungstar Jake Eldridge spricht erstmals über seinen Weg zum Coming-Out und sein neues Leben.
Erster schwuler Kandidat

Novum in Rumänien

Einzigartige Premiere: Erstmals tritt am kommenden Sonntag ein offen schwuler Mann bei den Parlamentswahlen in Rumänien an.