Direkt zum Inhalt
CSD-Bilanz in Berlin

CSD-Bilanz in Berlin Die Angriffe fanden direkt im schwul-lesbischen Kiez oder auf dem Nachhauseweg statt.

ms - 24.07.2023 - 10:00 Uhr
Loading audio player...

Auch beim CSD in der Regenbogenhauptstadt Berlin ist es wie in den Wochen zuvor bei anderen Pride-Paraden ebenso zu Angriffen auf LGBTI*-Menschen gekommen. Insgesamt kam es nach bisherigem Stand zu 84 Strafanzeigen, mindestens 26 davon sind Körperverletzungen, 104 Teilnehmer des CSDs mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Zwei Schwule brutal zusammengeschlagen

Bereits am Tag vor dem Pride kam es zu zwei brutalen Attacken auf zwei schwule Männer am Nollendorfplatz sowie im Ortsteil Pankow in Berlin. In beiden Fällen erlitten die Opfer schwere Kopfverletzungen, zuvor waren die beiden Männer laut eigener Aussage schwulenfeindlich beleidigt worden.

Das Opfer vom Nollendorfplatz berichtet online davon, dass ihn eine Frau und zwei „mutmaßlich arabisch aussehende Jungmänner“ attackierten und ins Gesicht schlugen, bis er mit dem Kopf gegen einen Baum prallte. Von dort viel er zu Boden. „Als ich wieder aufstehen konnte, schrie ich lautstark nach Hilfe, worauf die beiden Männer von mir abließen und die Flucht ergriffen. Die Frau versuchte mich, begleitetet von ´Schwuchtel´-Rufen, weiterhin zu attackieren. Sie ließ erst von mir ab, als die Polizei eintraf.“

Attacken in der U-Bahn und auf dem Nachhauseweg

Direkt im Umfeld des CSD kam es zu weiteren Angriffen auf LGBTI*-Menschen. Ein 30-jähriger schwuler Mann wurde in der U-Bahn-Station in Schöneberg homophob beleidigt und angegriffen – der unbekannte Täter zerrte den jungen Mann aus dem U-Bahn-Waggon , zerriss dabei sein T-Shirt und drosselte ihn am Hals. Erst als Passanten eingriffen, ließ der Angreifer von seinem Opfer ab und flüchtete Richtung U-Bahn-Ausgang.

Auf dem Nachhauseweg vom CSD wurden dann drei Pride-Teilnehmerinnen im Alter zwischen 19 und 34 Jahren von einer Gruppe von sechs Jugendlichen beleidigt, durch die Straße verfolgt und attackiert. Vor dem Eintreffen der Polizei flüchteten auch hier die Täter.   

104 CSD-Teilnehmer kamen ins Krankenhaus

Insgesamt verzeichnete die Berliner Polizei 84 Strafanzeigen, davon 22 einfache und vier gefährliche Körperverletzungen. Zudem kam es zu Fällen von Drogendelikten, verbalen Angriffen, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Diebstählen – insgesamt 68 „freiheitsbeschränkende Maßnahmen“ wurden angewandt. Die Berliner Feuerwehr berichtete auf Anfrage der Berliner Zeitung von 160 Rettungseinsätzen im Zusammenhang mit dem CSD, insgesamt mussten 104 CSD-Teilnehmer ins Krankenhaus gebracht werden. Nach Einschätzung der CSD-Veranstalter von Sonntag verlief der CSD in Berlin „ausgesprochen friedlich.“

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.