Wegen Hassbotschaften Bodo Ramelow hat 3.000 Twitter-Accounts blockiert
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (67, Die Linke) hat keine Lust mehr auf Hasskommentare. Mitte Juni teilte er ein neues Profilbild, auf dem er mit Regenbogenflagge posierte. Einen Monat später blockierte er mehrere tausend Twitter-Nutzende wegen den hasserfüllten Worte, die sie ihm daraufhin entgegenschleuderten.
Wie alles begann
Am Freitag, dem 16. Juni, änderte Ramelow sein Profilbild. Bereits kurz darauf wurde der Beitrag derart mit Hasskommentaren überflutet, dass er schrieb: „Seit Sonntag werde ich mit Hass überschüttet. Accounts, die mit #Stolzomat gekennzeichnet sind, versuchen, mich einzuschüchtern. Gerade deshalb erkläre ich mich mit der Pride solidarisch. Dafür muss ich nicht schwul sein, nur weltoffen und solidarisch!“ Tatsächlich ist das Foto auch schon ganz schön alt: Es entstand 2015, als die Regenbogenflagge zum ersten Mal vor der Staatskanzlei gehisst wurde.
Die Bilanz des Hasses
Am 16. Juli teilte Ramelow einen Screenshot seines ursprünglichen Posts mit den Worten: „Ich glaube, es ist ein Rekord, den dieser Tweet aufgestellt hat. Bis gestern lag er bei 990.000 Personen, die ihn gesehen haben und heute wurde die 1-Millionen-Grenze überschritten. Dafür habe ich aber ca. 3.000 Accounts blockiert, die mich für den [Regenbogen] attackiert haben.
Automatisierte Hetze
Ramelow glaubt, dass Rechte sich auf einem „technischen Marktplatz“ zu dieser „geballten Ladung Hass und Hetze“ verabredet haben. Einige der Hassnachrichten stammten laut ihm außerdem von Bots – also von rein computergesteuerten Konten. Zur Erklärung teilte der Politiker laut Bild einen Tweet des Messenger-Diensts Discord, der zahlreiche Konten hinter dem „Stolzmonat“ sperrte.
Über den „Stolzmonat“
Die Aktion wurde unter anderem von der AfD gefördert und bediente sich einer abgewandelten Deutschlandflagge. Ähnlich wie die sogenannten „Straight Prides“ ist der „Stolzmonat“ ein rechter Gegenentwurf zum Pride-Monat, der diesen abwerten soll. Obendrein versuchten Rechte, „Stolzmonat“ zum Jugendwort des Jahres zu machen. Das ließ der Langenscheid-Verlag jedoch nicht zu.
„Das ist der Versuch [der Rechten], sich selbst als unterdrückte Gruppe zu markieren“, erklärte die österreichische Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl laut Redaktionsnetzwerk Deutschland. Denn diese sähen sich in ihrer eigenen Identität bedroht: „Jedes Sichtbarmachen einer marginalisierten Gruppe wird als Angriff auf die Mehrheit gewertet.“ Das nutze die Kulturkampfrechte, um sich als Verteidigung der „Mehrheit“ in „Opferposition“ zu begeben.
Laut Forscherin Veronika Kracher sollen solche Kampagnen suggerieren, dass ein Trend „von vielen Menschen getragen wird“. Das sei jedoch „nicht wirklich der Fall“. Stattdessen handele es sich um gezielt koordinierte Aktionen. Ein zentrales Element der Kampagne ist laut Kracher „memetic warfare“ – der Krieg mit witzigen Meme-Bildern.