Streitfall in der Community Klage sei „zutiefst homophob“ gewesen, urteilte das Gericht.
Der britische Trans-Wohltätigkeitsverein Mermaids hat seine Klage gegen die schwul-lesbische Rechtsorganisation LGB Alliance verloren. Mermaids wollte erreichen, dass dem Gay-Verband der Status der Gemeinnützigkeit entzogen wird – laut dem britischen Guardian der erste Fall dieser Art im Vereinigten Königreich.
Streitfall in der ganzen LGBTI*-Community
Der Versuch die Streichung der Gemeinnützigkeit zu erzwingen, wurde bereits im November letzten Jahres laut Mail Online vom Gericht als „zutiefst homophob“ bezeichnet und des Weiteren erklärt, dass es nicht Aufgabe des Gerichts sei, „Menschen vorzuschreiben, was sie zu denken haben, oder die öffentliche Debatte in einem Kontext zu regulieren.“ Gestern nun wurde die Klage final abgewiesen.
Der Streitfall führte auch zu Rissen quer durch die britische LGBTI*-Community. Mermaids warf der LGB Alliance vor, die Organisation sei lediglich eine Fassade für Transphobie sowie für politische Kampagnen zur Verhinderung von Gesetzen für Trans-Menschen. Die LGB Alliance betonte indes, sie wolle sich gezielt für die Rechte von Schwulen, Lesben und Bisexuellen einsetzen und vertritt den Standpunkt, dass Menschen ihr biologisches Geschlecht nicht ändern können.
Sieg für „zivilisierte Gesellschaft“
Die LGB Alliance hat inzwischen Ableger in über einem Dutzend Ländern, auch in Deutschland – gegründet wurde die Rechtsorganisation in Großbritannien. Dort feierte der Verband das Urteil des Gerichts gestern als Sieg für eine „zivilisierte Gesellschaft“ sowie für die „Gedankenfreiheit“ der Menschen.
Gegenüber der Presse sagte Mitbegründerin Bev Jackson: „Warum in aller Welt war das notwendig? Wie kann es sein, dass wir uns vor Gericht wiederfinden und zum Beispiel verteidigen müssen, was eine Lesbe ist? Dabei weiß doch jeder, was eine Lesbe ist (…) Wir haben festgestellt, dass Mermaids kein Recht hat, frei von Kritik zu agieren. Das ist ein großer Sieg, nicht nur für die LGB Alliance, sondern für Schwule, Lesben und Bisexuelle auf der ganzen Welt.“ Jackson war auch Gründungsmitglied der Gay Liberation Front im Jahr 1970. Nach eigenen Angaben kostete das Verfahren den Verein umgerechnet rund 290.000 Euro.
Mermaids erwägt Berufung
Die Organisation Mermaids zeigte sich enttäuscht und hält sich die Entscheidung derzeit offen, ob sie in Berufung gehen will. Man sei stolz darauf, sich für die Trans-Community eingesetzt zu haben, so ein Sprecher des Vereins. Der Verband selbst geriet Ende letzten Jahres mehrfach in die Kritik – Mermaids berät seit 1995 transsexuelle und nicht-binäre Kinder und Jugendliche und arbeitet auch mit Behörden und Schulen zusammen. Der britische Telegraph berichtete Ende letzten Jahres darüber, dass die Organisation die Einnahme von Pubertätsblockern verharmlosen würde. Zudem musste ein Treuhänder des Verbands zurücktreten, nachdem die Times aufgedeckt hatte, dass der Mann an einer Konferenz teilgenommen haben soll, die für die Unterstützung von Pädophilen warb.