Eskalation in der Kirche Zwickmühle bei der Frage, wie künftig mit Homosexuellen umgegangen werden soll!
Es dürfte ab heute hitzige Diskussionen in der britischen Kathedralstadt York geben – das Leitungsgremium der Kirche von England wird fünf Tage lang ab heute bei der Generalsynode darüber beraten, wie künftig mit den Rechten von Homosexuellen umgegangen werden soll. Dabei steht die Kirche vor einem offensichtlich unlösbaren Konflikt und so stellt sich schlussendlich die Frage, ob am Ende nur noch Ruinen übrigbleiben könnten.
Kirchliche Gleichberechtigung von Homosexuellen?
Das Problem ist einfach erklärt: Die britische Regierung fordert von der Kirche von England, Schwule und Lesben gleichberechtigt zu behandeln inklusive der Möglichkeit von Ehen. Tut sie dies nicht, will die Regierung der Institution alle Sonderrechte als Kirche entziehen – damit wären sie automatisch angehalten, sich an die Anti-Diskriminierungsrechte zu halten und gleichgeschlechtliche Ehen anzubieten.
Die Kirche indes weigert sich bis heute allerdings und versuchte zuletzt mit einem Kompromiss zu besänftigen: Möglicherweise könne man sich Segnungen von Homosexuellen vorstellen, allerdings nur, wenn der jeweilige Bischof das auch wolle. Die britische Regierung lehnt das ab – immer mehr andere Mitgliedskirchen beispielsweise aus Afrika drohen indes bereits jetzt mit Abspaltung, denn allein die Segnung von Schwulen und Lesben geht ihnen bereits viel zu weit.
Der nächste faule Kompromiss?
So ist das Ende der Versammlung von Bischöfen, Geistlichen und Laien in England vollkommen offen, die Problematik allerdings ist auch in Deutschland sehr gut bekannt. Hier entschied sich eine Mehrheit der deutschen Bischöfe in diesem Jahr für Segnungen von Homosexuellen, spätestens ab 2026. Der Vatikan ist bis heute dagegen und ruft zu Gehorsam auf – ein Streitfall ebenso mit offenem Ende. Angedacht wird in Großbritannien nun offenbar ein weiterer Kompromiss, man könne gleichgeschlechtlichen verheirateten Paaren ja einen Gebetsgottesdienst ermöglichen, so die Idee. Kaum vorstellbar, dass das sowohl die britische Regierung wie auch die konservativen Geistlichen besänftigen kann.
Zerfall der Glaubensgemeinschaft mit 85 Millionen Menschen?
Weltweit wird auch deswegen mit Spannung auf die nächsten Schritte geblickt, weil die Kirche von England mit ihren 85 Millionen Gläubigen in 165 Ländern zum Präzidenzfall für den Verfall vieler Kirchen werden könnte, gerade wenn jene in Ländern wie Afrika stark vertreten sind, in denen Homosexualität nach wie vor kriminalisiert wird.
Das geistliche Oberhaupt der Anglikanischen Gemeinschaft, der Erzbischof von Canterbury Justin Welby, rief deswegen dazu auf, die „Liebe zu allen“ zu fördern. Im gleichen Atemzug unterstützte er dennoch eine Resolution, die Homosexualität als „unvereinbar mit der Heiligen Schrift“ strikt ablehnt. Vielleicht bedarf es einer besonderen Form von seltener christlicher Schizophrenie, um diese Sichtweisen problemlos in sich vereinen zu können.
Schlag ins Gesicht der LGBTI*-Community
Für LGBTI*-Organisationen in Großbritannien ist indes klar, dass sie sich mit Segnungen nicht zufriedenstellen lassen werden, nachdem es inzwischen seit zehn Jahren die gleichgeschlechtliche Ehe im Land gibt. „Der Vorschlag der Synode, Segnungen anstelle von Eheschließungen vorzunehmen, ist und bleibt ein echter Schlag ins Gesicht unserer Community!“, so Sasha Misra von der LGBTI*-Gruppe Stonewall. Im November will die Synode Vorschläge unterbreiten, wie der Fall weiter behandelt werden könne – gut, wer dann noch an Wunder glauben kann.