Das Ende der Kirche? Rund 700.000 Kirchenmitglieder weniger binnen eines Jahres!
Die Initiative „Wir sind Kirche“ hat die jüngsten Austrittszahlen bei der römisch-katholischen Kirche als „erschreckend“ bezeichnet. Dabei zeigte die Reformbewegung von Laien und Theologen durchaus auch Verständnis für die Entscheidung vieler ehemaliger Kirchenmitglieder. Neben der immer noch schleppenden Aufarbeitung der Missbrauchsfälle, zuletzt auch sinnbildlich durch Kardinal Rainer Maria Woelki in Köln, ist es vor allem auch die Einstellung der Kirche zu Homosexuellen und Frauenrechten, die immer mehr Menschen abschreckt.
Streit um Rechte von Homosexuellen
Zwar hat die Mehrheit der deutschen Bischöfe in diesem Jahr beschlossen, spätestens ab 2026 Segnungen von Homosexuellen zuzulassen, doch bereits jetzt regt sich sowohl aus den eigenen Reihen wie auch seitens des Vatikans in Rom immer wieder massiver Widerstand dagegen. Mehrfach hat die Mutterkirche wie auch Papst Franziskus höchstpersönlich die deutschen Bischöfe zu Gehorsam aufgerufen. Ebenso will der Vatikan weitere Reformen unterbinden, darunter mehr Rechte für Frauen in der Institution Kirche sowie auch eine neue, moderne Sexualethik.
700.000 Mitglieder weniger binnen eines Jahres
Immer mehr Deutsche können mit dieser Blockade-Politik offensichtlich nichts anfangen, im vergangenen Jahr traten so rund 532.000 Bundesbürger aus der katholischen Kirche aus – so viele wie nie zuvor. Das sind rund 45 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2021. Nebst den Austritten verlor die Kirche auch weitere 240.000 Gläubige, die im Jahr 2022 verstorben sind. Insgesamt verlor die katholische Kirche in Deutschland im vergangenen Jahr mehr als 700.000 Mitglieder. Mit rund 52.000 Austritten verzeichnet das Erzbistum Köln wie im Vorjahr die meisten Austritte, gefolgt von München-Freising (rund 49.000) und Freiburg (rund 42.000).
Ein "quälender Tod" der Kirche
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, nannte die Zahlen „traurig, aber wenig überraschend“, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Reformfreund Bischof Georg Bätzing sprach von „alarmierenden“ Austrittszahlen. Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa erklärte der Kirchenrechtler Thomas Schüller: „Die katholische Kirche stirbt einen quälenden Tod vor den Augen der gesellschaftlichen Öffentlichkeit.“