Mehr Diskriminierung! Bundesbeauftragte Ataman will Menschen ermutigen, Diskriminierung zu melden!
Die neusten Daten der Antidiskriminierungsstelle des Bundes für das Jahr 2022 geben Anlass zur Beunruhigung – abermals ist die Zahl der eingehenden Beratungsanfragen binnen eines Jahres deutlich angestiegen. Einerseits kann dies einen tatsächlichen Anstieg der Fallzahlen bedeuten, andererseits könnte dies aber auch nur ein Anzeichen dafür sein, dass in der Gesellschaft schrittweise ein Umdenken in puncto Diskriminierung vonstattengehe, wie die unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman erklärt: „Immer mehr Menschen nehmen Diskriminierung nicht hin. Das belegen die Zahlen ganz deutlich. Ich will Menschen ermutigen, sich Diskriminierung nicht gefallen zu lassen. Und ich will, dass mehr Menschen wissen, dass Diskriminierung verboten ist!“
Rund 270 Diskriminierungsfälle bei der sexuellen Orientierung
Die meisten Diskriminierungsfälle beziehen sich auf die ethnische Herkunft sowie auf rassistische Angriffe (43 %), dicht gefolgt von Fällen auf Grund von Behinderung (27 %). Während die Fallzahlen bei der ethnischen Herkunft seit 2020 stark zugenommen haben, sind sie im Bereich Behinderung rückläufig. Deutlich zugenommen haben dagegen an dritter Stelle Meldungen zum Merkmal Geschlecht (21 Prozent) sowie in geringfügiger Form auch beim Alter.
Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität („Sexuelle Identität“) findet sich weit abgeschlagen noch hinter der Religion auf dem sechsten Platz. Insgesamt wurden hier 273 Fälle dokumentiert (im Vergleich zu 240 im Jahr 2021). Seit dem Jahr 2019 haben sich allerdings auch hier die Fallzahlen fast verdoppelt.
Hasskriminalität und Diskriminierung
Die aktuellen Daten des Bundesinnenministeriums untermauern dabei die Zunahme der Fälle im Bereich LGBTI* – in den letzten Jahren kam es immer wieder zu einem Anstieg von Hasskriminalität gegenüber LGBTI*-Menschen, zuletzt binnen eines Jahres um 35 Prozent. Nebst Körperverletzungen kommt es dabei besonders oft auch zu Diskriminierung und Mobbing. Die größte Opfergruppe dabei sind schwule Männer.
Die meiste Diskriminierung gibt es auf dem Arbeitsmarkt
Zur Frage, wo Menschen in Deutschland Diskriminierung erleben, rangiert der Arbeitsmarkt mit 27 Prozent aller Fälle auf dem ersten Platz. Dahinter folgen die Bereiche „Güter und Dienstleistungen“ sowie „Ämter und Behörden“. Jeweils fünf Prozent der Beschwerden beziehen sich auf „Justiz und Polizei“ sowie den „Wohnungsmarkt“.
Insgesamt gingen rund 8.800 Beratungsanfragen bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes ein. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Anfragen damit um 14 Prozent gestiegen, verglichen mit 2019 haben sie sich mehr als verdoppelt. Mehr als 6.600 Anfragen davon bezogen sich auf ein Diskriminierungsmerkmal, das im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) geschützt ist. Dazu zählen Alter, Behinderung, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Religion und Weltanschauung sowie rassistische und antisemitische Diskriminierungen.