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LGBTI* in China
Rubrik

Druck in China wächst! Regierung lässt größte LGBTI*-Organisationen des Landes schließen!

ms - 15.06.2023 - 12:00 Uhr

Der Druck auf die LGBTI*-Community in China wächst immer mehr – nun hat die Staatsführung eines der wichtigsten Anlaufzentren und Organisationen für Homosexuelle und queere Menschen in Peking schließen lassen. Nach fünfzehn Jahren Beratung und Hilfe für LGBTI*-Menschen, teilte das LGBT-Zentrum online mit, es müsse aufgrund „höherer Gewalt“ seine Arbeit niederlegen.

Sie haben es einfach geschlossen…

Das Zentrum galt bislang als die größte und etablierteste LGBTI*-Organisation in China – warum konkret die Einrichtung nun schließen musste, wurde bisher nicht erklärt. „Wir waren alle schockiert von der Nachricht. Es ist ziemlich plötzlich. Die meisten Menschen wissen nicht, was passiert ist“, so eine Mitarbeiterin gegenüber NBC News. Das Zentrum habe dabei großen Wert daraufgelegt, eine Politik zu vermitteln, die nicht auf Konfrontationskurs zur chinesischen Regierung ausgelegt sei. „Aber trotzdem haben sie es einfach geschlossen", so die Mitarbeiterin weiter.

Ein Verlust für die ganze LGBTI*-Welt

Jinghua Qian, ein chinesisch-australischer Schriftsteller, der mehrere Jahre auch als Journalist in China arbeitete, erklärte gegenüber NBC News dazu: „Die Schließung des Zentrums ist ein großer Verlust, nicht nur für die LGBTIQ+-Community in China, sondern für die Welt. Wir werden weniger wissen, wir werden weniger verstehen, über Menschen und Ideen, die ganz entscheidend sind, um China heute wirklich zu begreifen.“

Homosexualität, ein bösartiger ausländischer Einfluss?

China scheint dabei mehr denn je eine restriktive Politik gegenüber Schwulen und Lesben zu fahren. Homosexualität ist in China zwar offiziell legal, doch gibt es weder eine große Szene in den Städten, noch das Recht auf gleichgeschlechtliche Ehen oder Adoptionen. Für viele Staatsbedienstete sei Homosexualität bis heute nichts mehr als ein „bösartiger ausländischer Einfluss, der die Jugend davon abhält, zu heiraten und Kinder zu bekommen", so Darius Longarino, ein Senior Partner am Paul Tsai China Center der Yale Law School, der sich seit Jahren auf LGBTI*-Rechte konzentriert hat.

LGBTI*-Zentren werden systematisch entfernt

Auch LGBTI*-Menschen berichteten in den letzten Jahren immer wieder davon, dass die letzten geschützten Räume für die Community immer weiter verdrängt werden. Im Jahr 2017 wurde zudem ein Gesetz verabschiedet, das die Regulierung internationaler Nichtregierungsorganisationen wie eben LGBTI*-Verbände massiv verschärft hat. 2019 stellte daraufhin das Chengdu Milk LGBT Service Center seine Tätigkeit ein, ein Jahr darauf folgte der Verein Shanghai Pride, 2021 schließlich auch die LGBT Rights Advocacy China. Schwule und Lesben haben kaum noch Möglichkeit, sich hilfesuchend an kompetente Ansprechpartner zu wenden. Eines der letzten Anlaufstellen ist aktuell noch das Beijing LGBT Center.  

Zensur im Staatsfernsehen

Gleichzeitig hat China die Zensur im Land immer mehr verstärkt, im Staatsfernsehen sind inzwischen sowohl „verweichlichte Männer“  wie auch alle Sendungen über enge Männerfreundschaften und Beziehungen (Stichwort „Boys' Love“) verboten. Dabei schrecken die Sittenwächter auch nicht davor zurück, LGBTI*-Aspekte aus ausländischen Filmen und Serien herauszuschneiden, zuletzt so geschehen bei der US-Sitcom „Friends“.

Besserung nur auf lange Sicht

Gegenüber NBC News äußerten sich mehrere homosexuelle Chinesen, sie alle sind sich einige darüber, dass Schwule und Lesben für China immer mehr zu Staatsfeinden werden. „Es fühlt sich einfach so hoffnungslos an“, so eine lesbische Chinesin im Interview. Man wolle allerdings die Hoffnung nicht aufgeben, dass sich die Situation wieder verbessere, wenn die Führung des Landes irgendwann weniger von einer älteren konservativen Generation geprägt sei. Ein Jahrzehnt werde das aber sicher noch in Anspruch nehmen, so ein junger schwuler Mann gegenüber NBC News.

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