Im Tode vereint Friedhof in Zürich richtet „Regenbogen“ Themenfeld ein
Der Friedhof Sihlfeld ist der größte in der Stadt Zürich. Dort ruhen die Verstorbenen nicht nur ganz klassisch in Reih und Glied, sondern werden seit einigen Jahren auch in Themenfeldern beigesetzt. Jetzt gibt es ein neues Grabfeld, das LGBTI*-Menschen vorbehalten ist.
Ruhen in Themenfeldern
Ein Grab auf dem Friedhof ist nicht nur ein Ort der Trauer und der Erinnerung. Leider wird es oft schnell zur unangenehmen Pflicht, da klassische Gräber von den Angehörigen gepflegt werden müssen. Auch deshalb werden Themenfelder auf Friedhöfen seit Jahren immer beliebter, denn Gräber in einem Themenfeld werden von der Friedhofsverwaltung gestaltet und betreut. Die Hinterbliebenen können dazu Schnittblumen, kleine Schalen oder anderen Grabschmuck aufstellen.
Es gibt beispielsweise Beisetzungen in Schmetterlingsgärten, Staudengärten oder Baumkreisen. Im Themenfeld „Birnenhain“ im Züricher Friedhof Schwandenholz werden die Urnen beispielsweise um Hochstammbirnbäume angeordnet, die auf einer Naturwiese stehen. Im „Rebstock“ des Friedhofs Enzenbühl ranken die Weintrauben neben Stelen mit den Namen der Verstorbenen.
Über das Regenbogenfeld
Die Ruhestätte „Regenbogen“ soll nun in Zürich neu hinzukommen. Das Themenfeld geht auf eine Idee der LGBTI*-Community zurück. Bettina Burkhardt von der Lesbenorganisation Schweiz (LOS) erklärte der Neuen Züricher Zeitung: „Friedhöfe dokumentieren soziale Strömungen. Man erkennt Zäsuren, Kriege, Lebensformen und gesellschaftliche Veränderungen.“
„Aber das queere Leben blieb bis jetzt verborgen“, so Burkhardt weiter. Bis heute sei es beispielsweise selten, zwei Frauennamen auf demselben Grabstein zu entdecken. „Uns geht es nun darum, queeres Leben auch auf dem Friedhof sichtbar zu machen.“ Das Grabfeld soll mit Stauden bepflanzt werden, die für die Farben des Regenbogens stehen: „Es soll immer etwas blühen“.
Zum Projekt gehört auch ein von Freiwilligen betreuter Service zur Unterstützung der Hinterbliebenen: „Wenn Sie ein Leben lang queer gelebt haben, dann wollen Sie sich bei einem Todesfall nicht noch erklären müssen, sondern vielleicht lieber zu Personen gehen, bei denen Sie sich von Anfang an aufgehoben und verstanden fühlen“, so Burkhardt.
Inklusives Grabfeld
Dabei sind spezielle Grabfelder für nicht-religiöse Gruppierungen im Gesetz des Kantons gar nicht vorgesehen – dennoch steht das „Regenbogen“-Feld dazu nicht im Widerspruch. „Der Regenbogen steht ja nicht nur für die Queer-Community, sondern zum Beispiel auch für die Friedensbewegung, für den Naturschutz und sogar für früh verstorbene Kinder“, so Bruno Bekowies vom Bestattungs- und Friedhofsamt der Stadt Zürich. Verstorbene aus der letzten Gruppe – aber auch alle anderen Personen – können ebenfalls im „Regenbogen“-Feld bestattet werden.
Lesben-Friedhof in Berlin
Ähnliche Modelle wie das queere Grabfeld existieren auch in Deutschland: Schon seit 2014 gibt es in Berlin einen Friedhof für Lesben. Die Begründung für dessen Errichtung war laut der Süddeutschen Zeitung eine ähnliche wie für das neue Themenfeld in Zürich: Im Tode mit Gleichgesinnten vereint zu sein und LGBTI*-Personen sichtbar machen.