Direkt zum Inhalt
Flucht aus Russland

Flucht aus Russland Homosexuelle kommen ins Gefängnis oder sollen an die Front!

ms - 28.04.2023 - 11:00 Uhr
Loading audio player...

Immer mehr vor allem junge Männer fliehen seit Jahresbeginn aus Russland, darunter nach Angaben von örtlichen LGBTI*-Organisationen vermutlich auch viele Schwule. Die Lage hat sich seit der neusten Mobilmachung Russlands vor wenigen Tagen noch einmal verstärkt. Derweil versuchen jene Homosexuelle, die bleiben, im Untergrund weiterzuarbeiten.

Junge Russen suchen Schutz in Deutschland

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge registrierte in den ersten drei Monaten dieses Jahres rund 2.380 Asylanträge von Russen. Zum Vergleich: Im ganzen letzten Jahr 2022 verzeichnete das Amt rund 2.800 Anträge binnen von 12 Monaten. In diesem Jahr stieg auch der Anteil der Männer unter den Asylsuchenden dabei noch einmal auf rund 64 Prozent an. Nebst der neuen Mobilmachung dürfte auch die verschärfte Jagd auf Homosexuelle ein Grund für den Anstieg der jüngsten Fallzahlen sein.

Homosexuelle werden zum Dienst an der Waffe gezwungen

Erst Ende letzten Jahres hatte Ministerpräsident Wladimir Putin das Anti-Homosexuellen-Gesetz von 2013 noch einmal verschärfen und auf alle Bereiche des russischen Lebens ausweiten lassen – es kommt in seiner jetzigen Form einem Komplettverbot von Homosexualität und Homosexuellen gleich.

Im gleichen Zeitraum hatte Putin ebenso angekündigt, gerade schwule Männer in besonderer Weise vor eine grausame Wahl stellen zu wollen: Entweder verpflichten sie sich „freiwillig“ als Soldaten für die Front oder werden anderweitig aufgrund ihrer Homosexualität inhaftiert. Das bestätigten auch LGBTI*-Aktivisten vor Ort wie beispielsweise Valentina Likhoshva gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: „Wer homosexuell ist, hat ein hohes Risiko, entweder in die Armee oder ins Gefängnis gesteckt zu werden.“ Flucht sei dabei immer mehr ein Ding der Unmöglichkeit.

Hilfe durch Buchverlage aus dem Ausland

Jene, die aus eigener Entscheidung oder aus Zwang bleiben, versuchen weitestgehend im Untergrund oder zumindest möglichst versteckt zu leben. Das betrifft neben Privatpersonen und LGBTI*-Organisationen, Vereine und Unternehmen, die sich für Homosexuelle eingesetzt haben, beispielsweise auch Buchverlage mit schwul-lesbischen Büchern im Sortiment. In Russland sind all diese Werke, auch Sach- oder Aufklärungsschriften, inzwischen verboten. Die wenigen kleinen Verlage, die noch existieren, versuchen derzeit offenbar, die „unbequemen Bücher“ in russischer Sprache in Weißrussland und Kasachstan zu verkaufen. Teilweise gründen sich dort bereits erste neue Verlage, um homosexuellen russischen Autoren damit eine Möglichkeit der Publikation anzubieten.   

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Opfer mit Böller angegriffen

Verdächtige 16 und 18 Jahre alt

Vor zwei Monaten kam es im Hamburger Stadtpark zu einem schwulenfeindlichen Angriff. Zwei Brüder wurden nun als Hauptverdächtige festgenommen.
Bilanz ESC 2025

Mehrwert für die Schweiz

Die Schweiz zieht ein positives Fazit über den ESC 2025 in Basel: Die Kassen klingelten und das Image hat sich deutlich verbessert.
Schwules Paar überfahren

Homophober Angriff in London

Mordprozess in London: Am Weihnachtsabend 2024 raste ein 30-Jähriger in eine Menschenmenge, darunter ein schwules Paar. Ein Mann starb dabei.
Lügen vor Millionenpublikum

Anti-LGBTIQ+-Rhetorik von rechts

In der „Tucker Carlson Show“ mit dem rechten Aktivisten Milo Yiannopoulos entlud sich wieder einmal eine Welle LGBTIQ+-feindlicher Rhetorik.
Lynchversuch an Universität

Student in Uganda angegriffen

Eine Gruppe homophober Studenten versuchte an der größten Universität in Uganda einen Kommilitonen zu ermorden. Jetzt hat der Fall erste Konsequenzen.
Neue Vorwürfe in England

Homophobie unter Polizisten

Erneut steht die britische Polizei in der Kritik: Verschleppte sie die Aufklärung von Raubüberfällen auf Schwule aufgrund von Homophobie?
Italiens neue Zensur

Verbotspläne schreiten voran

"Gott, Vaterland und Familie“: Nur Sexualkunde und LGBTIQ+ soll es an vielen Schulen Italiens bald nicht mehr geben, beschlossen die Parlamentarier.
Jugend unter Druck

Psychische Probleme stark vertreten

Viele queere Jugendliche haben Zukunftsängste, neuerdings auch mit Blick auf die Spaltung der Gesellschaft. Details offenbart eine neue Studie.