Direkt zum Inhalt
Ein Recht auf Diskriminierung?

Ein Recht auf Diskriminierung? Homosexuelle australische Studenten seien nicht qualifiziert für Führungsposten!

ms - 17.04.2023 - 10:00 Uhr
Loading audio player...

Ein wenig klingt es nach einem Kampf um Machterhalt – die Presbyterianische Kirche von Australien fordert jetzt ihr scheinbares Recht ein, an ihrem diskriminierenden Verhalten gegenüber homosexuellen Menschen weiter festhalten zu dürfen. Konkret möchte die Kirchenleitung weiter verbieten, dass an ihren Bildungseinrichtungen homosexuelle Studenten Führungspositionen beispielweise als Studentensprecher einnehmen – dafür seien Schwule und Lesben aus christlicher Sicht nicht qualifiziert. Ebenso von solchen Ämtern ausgeschlossen werden sollen homosexuelle Studenten, die in einer Beziehung leben sowie jene, die vorehelichen Sex haben. Das dürfte, realistisch betrachtet, beinahe alle Studenten von höheren Diensten ausschließen.  

Religion gegen Antidiskriminierungsgesetze

Der sich androhende Rechtsstreit hat durchaus Sprengkraft, denn die Presbyterianische Kirche hat mehr als 500 Gemeinden in ganz Australien und betreibt mehr als 20 Schulen, darunter renommierte Privatschulen in Sydney und Melbourne. Seitdem der schwulenfreundliche Anthony Albanese im vergangenen Jahr Premierminister des Landes wurde und sich immer wieder für die Rechte von LGBTI*-Menschen einsetzt, befürchten viele christliche Kirchen im Land, ihre bisherigen Sonderrechte zu verlieren. Dabei spielt immer wieder auch die Frage hinein, ob religiöse Überzeugungen oder Antidiskriminierungsgesetze einen höheren Stellenwert in Australien genießen sollten beziehungsweise wie beides möglicherweise in Einklang zu bringen sein könnte.  

Führungsqualitäten frei von Sexualität

Der amtierende Vize-Premierminister Richard Marles schaltete sich jetzt in den aktuellen Streit ein und erklärte, dass die Führungsqualitäten von Schülern nicht von ihrer Sexualität abhängen sollten. Die Kirchenleitung indes hält an ihrer Maxime fest und sagte, solche Studenten wären „nicht in der Lage, in einer christlichen Schule, die ein vorbildliches christliches Leben verlangt, eine angemessene christliche Führung zu übernehmen.“

Einmal mehr bekräftigte Marles die Zielsetzung der australischen Regierung, demnach auch religiöse Einrichtungen ihre Schüler und Studenten nicht aufgrund ihrer sexuellen Orientierung, Geschlechtsidentität oder ihres Beziehungsstatus diskriminieren dürfen. Religiöse Elternverbände stellen sich auch dieser Aussage entgegen und betonten, dass Eltern das Recht haben sollten zu entscheiden, welche Werte an der Schule ihrer Kinder vermittelt werden würden – wer damit nicht klarkomme, könne seine Kinder doch jederzeit auf eine öffentliche Schule schicken, wo die Antidiskriminierungsgesetze Gültigkeit haben

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Nach Hakenkreuz-Skandal

AfD scheitert erneut

Der parteilose Daniel Born durfte nach dem Hakenkreuz-Eklat vor vier Monaten erneut über die Wahl von AfD-Vertreterinnen und -Vertretern abstimmen.
Rückschritt für Paare

Bruch mit Gleichbehandlungsregel

Der Gesetzesentwurf von Claudio Borghi, die Hinterbliebenenrente in zivilen Lebensgemeinschaften abzuschaffen, sorgt in Italien für große Debatten.
Kostenabwägung in der Medizin

Debatte zu Versorgungsethik

Die Frage, ob sehr alte Menschen weiterhin kostspielige Medikamente erhalten sollten, führte zu breitem Protest aus Kreisen des Patientenschutzes.
Trotz Fahndung unauffindbar

Debatte um Selbstbestimmungsgesetz

Nach zweieinhalb Monaten Fahndung bleibt Marla Svenja Liebich, die zuvor als Sven Liebich wegen Volksverhetzung verurteilt worden war, verschwunden.
Menschenrechtslage in Malawi

UN überprüft Schwulen-Verbot

Malawi in Ostafrika muss sich vor den Vereinten Nationen jetzt für die Schwulen-Verbote verantworten, die bis heute Haftstrafen von 14 Jahren vorsehen
Homo-Ehe in den USA

Der Kampf ist nicht vorbei

Der US-Supreme Court stärkte die Homo-Ehe in dieser Woche, doch christliche Hardliner betonten jetzt: Der Kampf ist noch lange nicht vorbei.
Flucht nach Argentinien

Genug von Putins Hass auf LGBTIQ+

Mehrere tausend homosexuelle und queere Russen sind 2025 nach Argentinien emigriert – ein Leben in ihrer Heimat scheint immer mehr unmöglich zu sein.