Neue Wege bei Lufthansa Aidshilfe freut sich über Wegfall von verpflichtenden HIV-Tests!
Das deutsche Flugunternehmen Lufthansa hat jetzt HIV-Tests als Grundvoraussetzung für eine Einstellung seines Personals abgeschafft. Die Deutsche Aidshilfe begrüßt diesen Schritt ausdrücklich. Dem sei ein „langer Kampf gegen die Jahrzehnte andauernde Diskriminierung“ bei Lufthansa vorausgegangen, so der Verein weiter.
Scham und Vorurteile gegenüber Menschen mit HIV
Konkret erklärte die UFO, die Unabhängige Flugbegleiter Organisation e.V.: „Die Stigmatisierung, die Menschen trifft, die mit dem Virus leben, ist bis heute allgegenwärtig und mit Scham und Vorurteilen verbunden. Und so war es uns immer ein Dorn im Auge, dass gerade Lufthansa bis heute auf einen HIV-Test zur Einstellung bestanden hatte. Dieser Test zog vor allem anfangs größere Diskriminierungsfälle nach sich, basierend auf fehlender Fachkompetenz von Mediziner*innen, Ablehnungen von Arbeitsverträgen, Testergebnisübermittlungen auf unsensible Art und Weise über das Telefon und noch einiges anderes mehr. Vielen Menschen wurde so in den letzten Jahrzehnten der Traum vom Fliegen verwehrt und wir sind uns sicher, dass bis heute einige HIV-positive Menschen vor einer Bewerbung zurückschrecken, weil "positiv" Fliegen lange als Bild der Unmöglichkeit gezeichnet wurde.“
Große Bedeutung für LGBTI*-Community
Erst seit 2012 war es überhaupt möglich, als Mensch mit HIV eingestellt zu werden, sofern die Blutwerte durch eine erfolgreiche Therapie von einem Fliegerarzt akzeptiert worden waren – immer eine Einzelfallentscheidung. Nun ist auch dies Geschichte, wie UFO freudig mitteilt, die verpflichtenden HIV-Tests gibt es nicht mehr: „Der HIV-Test wird nun als Angebot in die Untersuchung der Tropentauglichkeit verschoben. Dies ist ein kleiner, stiller Erfolg und Meilenstein in der Lufthansageschichte, der aber besonders für die LGBTQIA+ Community eine große Bedeutung hat, da er die Lebensrealität eines HIV-positiven Menschen (sobald therapiert) als voll einsatzfähig, gesundheitlich unproblematisch und physisch "gesund" anerkennt und diese Bewerber*innen in Zukunft nicht mehr Schikane und Diskriminierung ausgesetzt werden. So zieht auch hier die Lufthansa mit etwas nach, was längst Realität sein sollte: Der Beginn des Heilungsprozesses eines besonders für die Community schweren, Jahrzehnte andauernden Traumas und der Akzeptanz einer HIV-Infektion als Teil der Lebensrealität vieler Menschen – eben auch am Arbeitsplatz Kabine.“
Ende von diskriminierenden Einstellungsverfahren
Kerstin Mörsch von der Kontaktstelle HIV-bezogene Diskriminierung bei der Deutschen Aidshilfe erklärte dazu: „Wir freuen uns, dass Lufthansa diskriminierende Einstellungsverfahren einstellt. Das bedeutet eine aktuelle Bewertung des Lebens mit HIV für Kabinenpersonal und besonders für Pilot*innen. Das ist ein weiterer Schritt gegen Diskriminierung von Menschen mit HIV im Arbeitsleben. Klar Stellung beziehen dazu bereits über 185 Unternehmen, Verbände, Städte, Ministerien und Betriebe im Rahmen unserer Kampagne PositivArbeiten.“