Aufstand in der Kirche Immer mehr britische Bischöfe wollen keine Gleichberechtigung!
Die Kirche von England steckt in einem unlösbaren Dilemma: Während die britische Regierung eine zeitnahe Öffnung der Ehe für Homosexuelle im Sinne des britischen Gleichstellungsgesetzes einfordert, erklärten zugehörige Mitgliedskirchen in anderen Ländern wie beispielsweise in Afrika, dass für sie bereits eine Segnung von Schwulen und Lesben zu einem finalen Bruch mit der Mutterkirche in London führen würde.
Keine Sonderrechte mehr für die Kirche?
Zähneknirschend und mit knapper Mehrheit hatte die Kirche von England zuvor während der Generalsynode noch versucht, mit einer Segnungsmöglichkeit für bereits verheiratetet Homosexuelle die Richtlinien der britischen Regierung zu umgehen – auch das vergebens. Besonders heikel dabei: Willigt die Kirche nicht zeitnah ein und erlaubt gleichgeschlechtliche Ehen, will das Vereinigte Königreich der Kirche sämtliche Sonderrechte entziehen – spätestens dann würde die Kirche jedem anderen britischen Verein gleichgestellt werden und müsste sich damit sowieso an das Gleichstellungsgesetz halten.
Widerstand gegen die Segnung von Homosexuellen
Jetzt droht neues Ungemach – die ersten Geistlichen und Gemeindemitglieder aus Großbritannien erklärten ebenso lautstark, dass auch sie die reine Segnung von Homosexuellen bereits kategorisch ablehnen würden. Ein solcher Vorstoß sei mit der biblischen Lehre nicht vereinbar. In Buckinghamshire will sich so die große Kirchengemeinde weigern, gleichgeschlechtliche Paare in ihren sieben Kirchen zu segnen und ist auch nicht bereit, die Zahlung des jährlichen Beitrags von umgerechnet rund 270.000 Euro an die Diözese Oxford zu leisten.
Ebenso gründete sich in der Londoner City auch eine Gruppe Geistlicher, die eine unabhängige Struktur innerhalb der Kirche einfordert und ihre Forderungen als „Akt des Widerstandes“ bewertet wissen will. Sie erklärten in einem Video: „Da die Bischöfe sich von der biblischen Lehre über Ehe und Sünde entfernt haben, ist eine Veränderung notwendig. Neue Strukturen sind notwendig.“
Radikale Maßnahmen gegen „Segen der Sünde“ gefordert
Zuspruch kommt auch vom Evangelischen Rat der Kirche von England (CEEC), einem konservativen Gremium, das sich jetzt offiziell verpflichtet hat, sich allen Versuchen zu widersetzen, in diesem Jahr kirchliche Segnungen für gleichgeschlechtliche Paare einzuführen. Die CEEC ruft die Kirchen in allen Diözesen zu Protesten auf. Mehrere Bischöfe aus Nigeria, Uganda, Südsudan und Ägypten erklärten daraufhin, es bedürfe „radikaler Maßnahmen gegen den Segen der Sünde“. John Dunnett, der Direktor für Strategie bei der CEEC, sagte: „Die Vorschläge der Bischöfe stellen weder diejenigen zufrieden, die eine gleichberechtigte Ehe in der Kirche von England wollen, noch diejenigen, die die biblische und historische Position beibehalten wollen."
Neue Strukturen ohne Geld von der Mutterkirche
Die bekannte britische LGBTI*-Aktivistin Jayne Ozanne, die sich seit Jahren für die Gleichstellung innerhalb der Kirche einsetzt, erklärte: „Die Entscheidung der Synode, die Segnung von Menschen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften zu ermöglichen, bestätigt die seit langem bestehende, anglikanische Tradition der Gewissensfreiheit, was bedeutet, dass keiner dieser kleinen Handvoll Geistlicher davon betroffen gewesen wäre.“ Wenn diese trotzdem nun ihre eigenen Strukturen aufbauen wollen, so sollten sie dies gerne tun – finanzielle Zuwendungen seitens der Kirche von England dürfen sie dann aber nicht mehr erwarten.