Comeback des Homophoben? Brasiliens Ex-Präsident will wieder politisch aktiv werden!
Die LGBTI*-Community in Brasilien atmete beinahe hörbar aus, als der homophobe Jair Bolsonaro im vergangenen Jahr die Wiederwahl knapp verlor – seitdem geht es mit Blick auf den gesellschaftlichen Wandel und die Anerkennung von Homosexuellen langsam und schrittweise ein wenig bergauf im Land. Am vergangenen Wochenende kehrte Bolsonaro nun nach einem dreimonatigen Aufenthalt in den USA zurück und erklärte, er wolle weiterhin politisch arbeiten.
Neuer Anlauf aufs Amt des Präsidenten?
Bereits kurz nach seiner Abwahl hatten Schwule, Lesben und queere Menschen in Brasilien befürchtet, dass Bolsonaro ähnlich wie Trump in den USA erneut Anlauf auf das Amt nehmen möchte. Der schwieg indes, sodass auch die Machtübernahme friedlich vonstattengehen konnte. Bolsonaro hatte die letzten Monate in Florida gebracht, jenem Bundesstaat in Amerika, in dem das berüchtigte „Don´t Say Gay“-Gesetz Themen rund um Homosexualität an Schulen verbietet. Er dürfte sich wohlgefühlt haben im Sunshine State, er selbst hatte einst erklärt, er hätte lieber einen toten als einen schwulen Sohn. Doch wie realistisch sind die möglichen Comeback-Pläne des Hardliners, der immer wieder die ganze Gay-Community attackierte?
Viele Brasilianer wollen ein Comeback
Fakt ist, gegen den 68-jährigen Ex-Präsidenten laufen noch immer mehrere Ermittlungsverfahren. Fakt ist aber auch, viele Brasilianer wünschen sich noch immer ein Comeback von Bolsonaro, beinahe die Hälfte aller Wähler hatte in der Stichwahl für ihn votiert. Bei seiner Ankunft am Flughafen in der Hauptstadt Brasília hatten sich dann vergangene Woche hunderte Fans zusammengefunden und ihr politisches Idol lauthals umjubelt. Der Abgeordnete Gustavo Gayer von Bolsonaros Liberaler Partei (PL) hatte online dazu aufgerufen, dem Ex-Präsidenten einen gebühren Empfang zu bieten, um so „den Weg für eine Rückkehr Bolsonaros ins Präsidentenamt zu ebnen." Bis heute hat Bolsonaro den Wahlsieg seines Herausforderers und jetzigen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva nicht offiziell anerkannt.
Nächstes Ziel Kommunalwahlen?
Bolsonaro selbst hatte im brasilianischen Fernsehen erklärt: „Ich habe kein Mandat, aber ich bin nicht im Ruhestand.“ Ferner sagte er, er wolle durch das „Land reisen, Politik machen und seine Partei unterstützen“ – er habe aber angeblich nicht vor, die politische Opposition gegen den amtierenden Präsidenten anzuführen. Die Bekundung wird vielerorts bezweifelt, gerade weil es derzeit keine starke Opposition gibt, Bolsonaro könnte also spätestens mit Blick auf die Kommunalwahlen im nächsten Jahr diese Lücke füllen wollen. Gewinnt er diese, würde das Rennen auf die Präsidentschaft für 2026 erneut beginnen.
Letzte Hoffnung – das Ermittlungsverfahren?
Die LGBTI*-Community im Land hofft indes, dass Bolsonaro bei einem der Ermittlungsverfahren schuldig gesprochen wird – unter anderem wird ihm vorgeworfen, das Wahlsystem angegriffen zu haben und eine tragende Rolle beim Sturm seiner Anhänger auf das Regierungsgebäude im Januar dieses Jahres gespielt zu haben. Wird er schuldig gesprochen, verliert er sein Recht, bei den nächsten Wahlen zu kandidieren.