Neue Hoffnung im Iran Kein Gefängnisaufenthalt mehr, aber Prozess geht weiter
Nachdem bereits vor rund zwei Wochen die lesbische Aktivistin Elham Choubdar gegen eine Kaution von rund 22.000 Euro aus dem Gefängnis im Iran entlassen worden ist, wurde nun endlich auch die mitinhaftierte Sareh Sedighi Hamedani ebenso gegen eine Zahlung von rund 44.000 Euro freigelassen – beide Frauen waren inhaftiert und im letzten Jahr zum Tode verurteilt worden, weil sie sich für LGBTI*-Rechte im Iran eingesetzt hatten. In einem BBC-Interview sowie via Social Media hatten die beiden jungen Frauen versucht, auf die menschenfeindliche Lage für Homosexuelle und queere Menschen in ihrer Heimat hinzuweisen.
Prozesse gegen unbeirrt weiter
Besonders erfreut über die Freilassung zeigte sich der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, er hatte eine politische Patenschaft für die beiden Frauen übernommen: „LSBTIQ*-Rechte sind Menschenrechte! Sich dafür einzusetzen, darf nicht strafbar sein“, so Lehmann via Twitter. Nach massivem internationalem Druck wurden die Todesurteile Ende letzten Jahres vorerst ausgesetzt, der Oberste Gerichtshof in Teheran prüft die Urteile aktuell. Im April dieses Jahres sollen nun die Verhandlungen gegen die beiden lesbischen Frauen weitergehen. Ihnen wird nach wie vor unter anderem „Korruption auf Erden”, „Förderung von Homosexualität“ sowie „Verderbtheit“ vorgeworfen.
Licht am Ende des Tunnels
Maßgeblich an der Freilassung beteiligt ist die Organisation 6Rang. Sie erklärte zu der Freilassung der zweiten Aktivistin: „Die Freude über diese Nachricht ist das Recht eines jeden von uns. Wir haben uns für die Rechte von LGBTQ+ Menschen eingesetzt. Wir sind dankbar für jeden einzelnen von Ihnen - die LGBTQ+-Community, unsere Verbündeten, Menschenrechtsorganisationen, diejenigen, die bei der Kampagne zur Befreiung von Sareh und Elham geholfen haben, sogar diejenigen, die es nicht zuließen, dass Sareh und Elham vergessen werden, indem sie ihre Hashtags twitterten (…) Dies ist das Licht am Ende des Tunnels, insbesondere nach einem Jahr der Tragödien.“
Lage für Homosexuelle dramatisch
Erst in den letzten Monaten waren immer wieder auch schwule Männer im Iran zum Tode verurteilt und hingerichtet worden. Seit der Machtergreifung der Mullahs 1979 ist Homosexualität in der Islamischen Republik illegal und wird mit hohen Haftstrafen sowie auch Todesurteilen bestraft. Organisationen wie Amnesty International gehen von mehr als 6.000 hingerichteten schwulen Männern in den letzten Jahrzehnten im Iran aus.