Wir sind viele! Größter LGBTI*-Zuwachs kommt aus der Generation der Millennials
Wir sind mehr, wir sind viele! Für die Vereinigten Staaten von Amerika und deren LGBTI*-Community lässt sich das in diesen Tagen eindeutig festhalten – das Meinungsforschungsinstitut Gallup präsentierte die Daten der neusten Umfrage unter der US-Bevölkerung: Inzwischen identifizieren sich sieben Prozent der erwachsenen Amerikaner als LGBTI* - das ist eine Verdopplung im Vergleich zur ersten Messung dieser Art vor zehn Jahren.
Rund 19,5 Millionen erwachsene LGBTI*-Amerikaner
Blickt man auf die aktuellen Bevölkerungszahlen in den USA, bedeutet das, dass sich rund 19,5 Millionen erwachsene Amerikaner als LGBTI* definieren, Jugendliche nicht eingerechnet. Gallup befragte dafür im vergangenen Jahr mehr als 10.000 Erwachsene in den USA, ob sie sich als lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell oder als queer identifizieren. Mehr als die Hälfte von ihnen bezeichnet sich selbst als bisexuell (60 %), die zweitgrößte Gruppe sind dann schwule Männer (20 %) gefolgt von lesbischen Frauen (13,4 %). Die restliche Gruppe definiert sich als queer oder transgender.
Früher schwul, heute mehr bisexuell
Wie auch schon in anderen Umfragen liegt die LGBTI*-Quote in der jüngsten Generation Z unter den Erwachsenen am höchsten – knapp jeder Fünfte (19,7 %) fühlt sich hier als Mitglied der LGBTI*-Community. Bei den älteren Generationen sinkt die Quote kontinuierlich ab, in mehreren Etappen von rund elf Prozent bei den Millennials bis zu 2,7 Prozent bei den Babyboomern. Spannend dabei für die Gallup-Forschungsleiter war unter anderem, zu verzeichnen, dass der Anteil der sich als bisexuell identifizierenden Erwachsenen bei jüngeren Menschen höher ist als bei älteren Menschen: „In den älteren Generationen gibt weniger als die Hälfte der LGBT-Erwachsenen an, bisexuell zu sein, obwohl dies immer noch die größte Untergruppe der LGBT-Erwachsenen in der Generation X ist. In den beiden ältesten Generationen identifizieren sich die LGBT-Personen am ehesten als schwul."
Großer Zuwachs bei den Millennials
Der rapide Zuwachs der Zahlen binnen eines Jahrzehnts ist dabei beinahe ausschließlich auf die Millennials zurückzuführen, also auf jene Amerikaner, die zwischen den frühen 1980er Jahren und den späten 1990er Jahren geboren wurden. „Seit wir mit der Erforschung der LGBT-Identifikation begonnen haben, haben wir nur bei einer Generation einen bemerkenswerten Anstieg festgestellt - bei den Millennials. Sie stieg von 5,8 Prozent im Jahr 2012 – bevor alle Millennials das Erwachsenenalter erreicht hatten – auf 7,8 Prozent im Jahr 2017 und 11,2 Prozent in diesem Jahr. Die Zahlen der anderen Generationen sind sehr ähnlich zu dem, was wir seit 2012 gemessen haben", so Jeff Jones, ein leitender Redakteur bei Gallup.
Gesellschaftlicher Wandel führt zu mehr Coming Outs
Warum sich gerade jene Generation binnen eines Jahrzehnts so verstärkt als schwul, lesbisch, bisexuell oder queer definiert, darf spekuliert werden. Eine Annahme ist, dass die Millennials in ihren jungen Jahren noch in einer Zeit aufwuchsen, in denen es viele rechtliche und gesellschaftliche Repressalien gegenüber LGBTI*-Menschen gab. Im Laufe der letzten zehn Jahre änderte sich allerdings das gesellschaftliche Klima, mehr Rechte wie beispielsweise die gleichgeschlechtliche Ehe oder Antidiskriminierungsgesetze kamen hinzu, sodass vielleicht deswegen viele Menschen heute in ihren 30er und 40er Jahren erstmals den Mut aufbrachten, offen zu ihrer Sexualität zu stehen.
USA und Deutschland gleichauf
In Deutschland liegen die Zahlen übrigens ähnlich hoch, hier definieren sich rund 7,4 Prozent (Quelle: Dalia) der Bundesbürger als LGBTI* - die Bundesrepublik ist damit Spitzenreiter in Europa, gefolgt von Ländern wie Spanien, Großbritannien und den Niederlanden. Ebenso wie in den USA gab es auch hier unter den Millennials den größten Zuwachs binnen der letzten Jahre.