Zukunft Schottlands Ende März wird die Nachfolge von Premierministerin Sturgeon gewählt
Ende März wird die Nachfolge der zurückgetretenen Premierministerin Nicola Sturgeon gewählt – die schottische Regierungschefin hatte erklärt, ihr Amt nach Klärung einer Nachfolge schnellstmöglich niederzulegen. Hintergrund waren der Streit um die Unabhängigkeit Schottlands und das Veto Großbritanniens gegen das geplante Selbstbestimmungsgesetz für Trans-Personen, das zuletzt auch eine deutliche Mehrheit der eigenen Bevölkerung abgelehnt hatte.
Nein zum Selbstbestimmungsgesetz
Drei Personen sind derzeit im Rennen um die Nachfolge, die jüngste und kurzzeitig aussichtsreichste Kandidatin war die amtierende schottische Finanzministerin Kate Forbes. Die 32-Jährige studierte an den Universitäten von Cambridge und Edinburgh Geschichte, gehört der regierenden Scottish National Party (SNP) an, wurde 2016 ins Parlament gewählt und übernahm nur vier Jahre später das Amt der Finanzministerin. Forbes will sich ebenso für die Selbstbestimmung einsetzen – allerdings nur für die Selbstbestimmung für Schottland, nicht für Trans-Personen. „Ich unterstütze die Selbstidentifizierung nicht. Ich denke, es gibt Möglichkeiten, das Gesetz zu überarbeiten. Wir müssen das Verfahren weniger beschwerlich machen, aber das erfordert eine erwachsene Debatte und Diskussion mit der britischen Regierung", so Forbes im Interview mit Channel 4.
Ehe nur zwischen Mann und Frau
Für Forbes ist offensichtlich nicht nur bei Trans-Personen eine rote Linie überschritten, sondern auch bei Homosexuellen. Im selben Interview erklärte die Christin, dass sie 2014 gegen die gleichgeschlechtliche Ehe in Schottland gestimmt hätte: „Die Ehe ist eine Ehe zwischen einem Mann und einer Frau, und das ist es, was ich praktiziere." Bereits zuvor hatte sie mehrfach betont, dass sie die Ehe unter Homosexuellen aus Gewissensgründen ablehne. Nachdem sie ihren Standpunkt erneut in dieser Woche deutlich gemacht hatte, entzogen ihr rund die Hälfe der Mitglieder der eigenen Partei wutentbrannt das Vertrauen.
Schwierige Ansichten auch für Konservative
Forbes legte kurz darauf im Gespräch mit Sky News noch einmal nach und erklärte weiter, dass Mutterschaft sowie Sex außerhalb einer heterosexuellen Ehe „nach meinem Glauben falsch“ seien. Hannah Bardell, selbst Mitglied des schottischen Parlaments, schrieb via Twitter: „Ich hätte gehofft, dass Kate angesichts der Tatsache, dass sie so viele Freunde hat, mich eingeschlossen, die LGBTQ sind und sie und ihre Talente so sehr schätzen, ihre Reaktion vielleicht etwas abgemildert oder zumindest sorgfältiger überlegt hätte. Ich hoffe, dass sie mit der Zeit verstehen wird, warum ihre Ansichten für so viele von uns so schwierig sind."
Forbes will weiter kandidieren
Forbes selbst indes erklärte, Schottland brauche jetzt eine Führungspersönlichkeit, die „kühn, mutig und energiegeladen“ ist und sie sei diese Person. Ihre derzeitigen Konkurrenten bei der Wahl zum Vorsitz der Partei sowie damit auch zum neuen Regierungschef sind der amtierende Gesundheitsminister Humza Yousaf und die ehemalige Ministerin Ash Regan. Forbes erklärte auch nach dem jüngsten Shitstorm indes, sie werde ihre Kampagne "im Moment" fortsetzen. Ihre Chancen indes dürften nach einem kurzen Hoch jetzt rapide gesunken sein.
Unterschiedliche Ansichten zu LGBTI*-Themen
Die beiden neuen Spitzenkandidaten sind in puncto LGBTI* allerdings auch unterschiedlicher Meinung. Die ehemalige Ministerin Ash Regan engagiert sich seit Jahren für die Rechte von Homosexuellen und queeren Menschen, hielt das Selbstbestimmungsgesetz in seiner derzeitigen Form aber für falsch und gefährlich für Frauen und Mädchen und trat aufgrund dessen im letzten Jahr sogar aus Protest zurück. Gesundheitsminister Humza Yousaf liegt derweil voll auf Linie der scheidenden Premierministerin Sturgeon und will auch das Veto Großbritanniens in puncto Selbstbestimmungsgesetz anfechten.