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Eine US-Schule für LGBTI*-Kinder

Eine Schule für LGBTI*-Kinder Ein neuer Safe Space für LGBTI*-Jugendliche in den USA

ms - 13.02.2023 - 15:00 Uhr
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Der Kulturkampf in den USA ist in vollem Gange – Leidtragende sind dabei in erster Linie homosexuelle und queere Schüler. Über 300 Gesetzesvorhaben im letzten und bisher mehr als 150 Initiativen in diesem Jahr in den einzelnen US-Bundesstaaten legen es zumeist darauf an, Safe Spaces für LGBTI*-Schüler zu zerstören, Rechte zu beschneiden oder wie im Falle von Florida gleich jedwede Themen über LGBTI* an Schulen verbieten zu lassen.

Angst und Depression unter LGBTI*-Jugendlichen

Wie gefährlich dieses Klima der Angst ist, haben mehrere Studien der letzten Monate immer wieder gezeigt, die Zahlen von depressiven oder traumatisierten LGBTI*-Schülern in den USA steigt in dramatischer Weise an. Das Trevor Project, die landesweit größte Beratungsanlaufstelle für LGBTI*-Jugendliche in den USA, veröffentlichte erst im Januar dieses Jahres neuste Daten, demnach sich die Gesetzgebung und der Hass bei 71 Prozent der LGBTI*-Jugendlichen sehr negativ auf ihre psychische Gesundheit ausgewirkt haben. Beinahe jeder zweite von ihnen lebt dauerhaft mit Angst. „LGBTI*-Jugendliche beobachten und verinnerlichen die Anti-LGBTI*-Botschaften, die sie in den Medien und von ihren gewählten Vertretern erhalten“, so Kasey Suffredini, Vizepräsidentin beim Trevor Project.

PROUD Academy für LGBTI*-Jugendliche

Für eine lesbische Lehrerin aus Connecticut ist das nun endgültig genug – sie will im Herbst dieses Jahres ihre eigene Schule eröffnen, der ein sicherer Ort für LGBTI*-Schüler werden soll. Ihr Name: Patricia Nicolari. Gegenüber NBC News bekräftigt sie: „Unsere Kinder sind wichtig. Ihr Leben ist wichtig. Ihre Bildung ist wichtig. Ihre psychische Gesundheit ist wichtig!“ Nicolari erklärte weiter, dass sie durch die Schikanen, die sie selbst aufgrund ihrer Sexualität von Schülern erfahren hat, inspiriert wurde, die PROUD Academy zu eröffnen. Der Name steht für: Proudly Respecting Our Unique Differences (Wir sind stolz darauf, unsere einzigartigen Unterschiede zu respektieren). Schüler hatten sie immer wieder zuvor als "Lesbe" beschimpft und einmal wurde auch ihr Auto mit Beleidigungen beschmiert.

LGBTI*-Akademien im ganzen Land?

„Ich erinnere mich, dass ich damals dachte: Ich habe als Lehrerin so viele Ängste ausgestanden. Ich kann mir nicht vorstellen, was unsere Schüler durchmachen, wenn sie sich selbst in Frage stellen und wie unsicher es für sie ist, sich zu outen“, so Nicolari, die zudem sagt: „Das politische Klima hat die Notwendigkeit von PROUD-Akademien in den gesamten Vereinigten Staaten absolut beschleunigt. Wir können nicht zulassen, dass unsere Schüler und Familien dazu gedrängt werden, weniger zu sein, als sie zu sein imstande sind." Derzeit gibt es vier weitere Schulen, die sich landesweit als Safe Space für LGBTI* etablieren wollen.

Die neue PROUD Academy wird dabei voraussichtlich Schüler der dritten bis zwölften Klasse aufnehmen. Ursprünglich war die Schule nur für Schüler ab der siebten Klasse geplant, aber Nicolari erklärte, dass die Nachfrage von Eltern jüngerer Kinder so groß war, dass sie den Plan kurzfristig erweiterte. Nebst dem normalen Unterricht werden die Lehrer an der PROUD Academy den Schülern künftig auch LGBTI*-Geschichte vermitteln.

Familien aus ganz Amerika haben Interesse

Nicolari erzählte zudem, dass auch bereits mehrere Familien aus anderen US-Bundesstaaten erklärt haben, umziehen zu wollen, damit ihre Kinder ebenso die neue Schule besuchen können und endlich glücklich sein dürfen. Immer wieder berichteten die Eltern dabei, wie ihre LGBTI*-Kinder an anderen Schulen ständig gemobbt und angegriffen werden würden.

Dabei melden sich nicht nur Eltern von LGBTI*-Kindern bei Nicolari, sondern inzwischen auch viele Familien, denen einfach wichtig ist, dass ihr Kinder in einer Schule unterrichtet werden, in denen auch LGBTI*-Kinder akzeptiert werden. Abschließend bekräftigte die lesbische Lehrerin, dass sie sich trotzdem auf Proteste seitens homophober oder streng gläubiger Fanatiker eingestellt sei: „Wir sind auf den Sturm vorbereitet“´, so Nicolari abschließend.  

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