Direkt zum Inhalt
Verbot von Pubertätsblockern

Verbot von Pubertätsblockern Rund 20 weitere US-Bundesstaaten planen derzeit ähnliche Gesetze

ms - 31.01.2023 - 10:00 Uhr
Loading audio player...

Utah hat jetzt als erster Bundesstaat im neuen Jahr ein Gesetz verabschiedet, das Pubertätsblocker, Hormonbehandlungen und geschlechtsangleichende Operationen für Minderjährige verbietet. Für queere Organisationen eine traurige Premiere im jungen Jahr 2023. Gouverneur Spencer Cox indes erklärte, er wolle Jugendliche schützen. Bis zuletzt galt der Politiker als Unterstützer der LGBTI*-Community.

Trans-Behandlungen vorerst pausieren

Konkret erklärte der republikanische Politiker bei der Unterzeichnung des Gesetzes im Utah State Capitol in der Hauptstadt Salt Lake City: „Gesetze, die sich auf unsere am meisten gefährdeten Jugendlichen auswirken, bedürfen sorgfältiger Überlegungen und Abwägungen. Auch wenn der Gesetzesentwurf nicht perfekt ist, sind wir dankbar für Senator Kennedys nuancierten und durchdachten Ansatz zu diesem äußerst kontroversen Thema. Immer mehr Experten, Staaten und Länder auf der ganzen Welt pausieren diese dauerhaften und lebensverändernden Behandlungen für neue Patienten, bis mehr und bessere Forschung dazu beitragen kann, die langfristigen Folgen zu bestimmen.“ Trans-Jugendliche, die seit mindestens sechs Monaten bereits aufgrund einer Geschlechtsdysphorie Hormone erhalten, dürfen diese Behandlung auch fortsetzen.

Unterstützung für die Trans-Community zugesagt

Cox erklärte dabei auch, dass er die Trans-Community weiter unterstützen werde: "Wir werden uns weiterhin bei der Legislative für zusätzliche Mittel für Organisationen einsetzen, die sich für diese wichtige Gemeinschaft in Utah einsetzen. Wir verstehen zwar, dass unsere Worte für diejenigen, die nicht mit uns übereinstimmen, wenig tröstlich sein werden, aber wir hoffen aufrichtig, dass wir unsere Transgender-Familien mit mehr Liebe und Respekt behandeln können, während wir daran arbeiten, die Wissenschaft und die Konsequenzen hinter diesen Verfahren besser zu verstehen."

Die Frage um Hormone und Pubertätsblocker ist dabei auch in den USA eine äußert umstrittene. Während viele nationale wie internationale Studien zuletzt immer wieder auf die Gefahren solcher Behandlungen hingewiesen haben, unterstützen andere Organisationen wie beispielsweise die American Medical Association die Medikamentenvergabe an Minderjährige.

Hilfe für De-Transitionierer

Der Gouverneur selbst wolle laut eigener Aussage zudem die Position von De-Transitionierern stärken, also Menschen, die eine Geschlechtsumwandlung vollzogen haben und diese inzwischen gerne rückgängig machen wollen. So legt das neue Gesetz auch fest, dass solche Menschen bis zum Alter von 25 Jahren vor Gericht gegen die Anbieter einer Geschlechtsumwandlung auf Kunstfehler klagen können, wenn sie sich falsch oder nicht ausreichend beraten gefühlt haben.

Gouverneur gilt als LGBTI*-Unterstützer

Cox unterstützt seit Jahren transsexuelle Menschen, mehr als die meisten anderen Republikaner, und legte beispielsweise auch ein Veto bei einem Gesetzentwurf ein, der Trans-Mädchen die Teilnahme am Schulsport für Mädchen untersagt hätte. In einigen anderen Bundesstaaten wurde ein solches Vorhaben bereits umgesetzt. LGBTI*-Organisationen wie die Human Rights Campaign indes erklärten, der Gouverneur habe mit dem jüngsten Gesetz "den Extremisten gegen die Gleichstellung nachgegeben" und ein „gefährliches und boshaftes“ Gesetz unterzeichnet. In rund 20 weiteren US-Bundesstaaten werden derzeit ähnliche Gesetzesvorhaben diskutiert.

Die Demokraten im Senat in Utah verurteilten das Gesetz und erklärten, sie wollen sich trotzdem weiter für Familien und Kinder einsetzen, die “für ihr Glück kämpfen“ würden. Chase Strangio, der stellvertretende Direktor für Transgender-Gerechtigkeit beim LGBTQ-Projekt American Civil Liberties Union, nannte die Gesetzgebung "verheerend". Mehrere Familienschutzorganisationen indes bestärkten wiederum die Entscheidung des Gouverneurs und teilten seine Meinung, dass die Forschungslage in puncto Pubertätsblocker noch zu dünn sei.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.