Impfstoff gegen HIV? 97 Prozent Erfolgsquote bei bisherigen Probanden
Ein Impfstoff gegen HIV – Utopie oder doch eine berechtigte Hoffnung? Ein neuer HIV-Impfstoffkandidat hat sich jetzt in einer Phase-I-Studie als wirksam und sehr sicher erwiesen. Der Wirkstoff sorgte dafür, dass der Körper der Probanden Antikörper produziert, die den HI-Virus im Körper neutralisieren können.
Durchbruch nach vierzig Jahren Forschung?
Das Vakzine muss noch mehrere Testphasen durchlaufen, bevor von einem wirklichen Durchbruch gesprochen werden kann, doch zeigen die bisherigen Ergebnisse durchwegs ein hohes Potenzial dafür auf, tatsächlich einen HIV-Impfstoff generieren zu können. Es wäre in rund vierzig Jahren HIV-Forschung der erste Impfstoff mit breit neutralisierenden Antikörpern. Eines der Hauptprobleme bisher war die Fähigkeit des Virus, zu diversen Varianten zu mutieren, sodass bisherige Vakzine sich schlussendlich häufig als schnell veraltet und damit am Ende als nutzlos herausstellten.
Antikörper für viele Virusvarianten
Das hohe Ziel in der Impfstoffforschung wäre es also, einen Wirkstoff zu finden, der eine große Bandbreite von Virusvarianten erfolgreich neutralisieren kann. Ein erster Durchbruch in dieser Forschung ist dabei jetzt Dr. David Leggat vom amerikanischen HIV-Forschungsprogramm des US-Militärs in Zusammenarbeit mit Kollegen vom Scripps Research Institute in La Jolla, dem Fred Hutchinson Cancer Center in Seattle sowie dem National Institute of Health (NIH) in Bethesda gelungen, wie das Fachmagazin Science berichtet. Leggat konzentrierte sich bei der Gestaltung eines neuen Impfstoffes nicht auf antikörperbildende B-Zellen, sondern hatte deren Vorläuferzellen im Blick. Im Fachterminus nennt sich die Herangehensweise Germline Targeting.
97 Prozent Erfolgsquote
Damit eine Impfung eine dauerhafte Wirkung künftig erzielen könnte, bedarf es dann wiederholten Booster-Impfungen mit einer Serie von Antigenen. An der Phase-I-Studie nahmen insgesamt 48 Menschen teil, 36 von ihnen bekamen teils in hoher, teils in niedrigerer Dosierung den neuen Nanopartikel-Impfstoff verabreicht, die restlichen 12 Personen wie im Forschungsbereich üblich erhielten ein Palcebo. Bei 35 der 36 tatsächlich geimpften Probanden wurden die erwünschten Vorläuferzellen gebildet – eine erste Erfolgsquote von 97 Prozent.
Impfstoff ist möglich
Für das Forscherteam ist somit klar, dass das Germline Targeting funktioniert: „Die Daten demonstrieren erstmals, dass die Entwicklung eines Impfstoffs möglich ist, der zu maßgeschneiderten Antikörpern führt. Wir glauben, dass diese Strategie der Impfstoffentwicklung entscheidend sein wird, um zu einem effizienten HIV-Impfstoff zu kommen, und auch dazu beitragen kann, gegen andere schwierige Erreger Vakzine zu entwickeln“, so Studienautor Professor Dr. William Schief vom Scripps Research Institute.
Die Deutsche Aidshilfe (DAH) blickt ebenso zuversichtlich auf die bisherigen Forschungsergebnisse und erklärte: „Das Forschungsteam sieht dadurch grundsätzlich bewiesen, dass die Entwicklung eines Impfstoffs möglich ist, der zu maßgeschneiderten breit neutralisierenden Antikörpern gegen HIV führt. Jetzt müssten geeignete Booster-Impfstoffe entwickelt werden.“ Dabei stellte die DAH allerdings auch klar: „Es handelt sich weiterhin um Grundlagenforschung, in Phase-1-Studien werden vor allem Sicherheit und Verträglichkeit geprüft. Grundsätzlich gibt es verschiedenste Ansätze bei breit neutralisierenden Antikörpern gegen HIV.“