Barbados legalisiert Gay-Sex Christliche Kirchen hatten bis zuletzt versucht, dies zu verhindern
Schwuler Sex – bis heute entzünden sich daran immer wieder hitzige Debatten. Während Indonesien gerade erst beschlossen hat, homosexuellen Sex ab 2025 unter Strafe zu stellen, hat jetzt das oberste Gericht in Barbados die veralteten Gesetze aus der britischen Kolonialzeit aufgehoben und damit als dritte Nation in der Karibik schwulen Sex legalisiert.
Lebenslange Haft für Analsex
LGBTI*-Organisationen in der ganzen Region feiern die Entscheidung als wichtigen Moment für Schwule und Lesben, die seit vielen Jahren gegen solche Gesetze ankämpfen. Zwar finden solche Gesetze in der Karibik immer seltener Anwendung, trotzdem schwingt immer die Strafbarkeit mit, wenn zwei Männer oder zwei Frauen Sex miteinander haben. So stand bisher auf gleichgeschlechtlichen Analverkehr eine lebenslange Haftstrafe; anderweitig homosexueller Sex konnte als “grobe Unanständigkeit“ mit zehn Jahren Gefängnis bestraft werden.
Téa Braun, Geschäftsführerin der Menschenrechtsorganisation Human Dignity Trust, dazu: "Es hat sich von einem gewissen Welleneffekt zu einer Flutwelle in der Karibik entwickelt, und das ist es, was alle Beteiligten erreichen wollten!" Nun ist die Hoffnung groß, dass diese Flutwelle auch die anderen Staaten in der Region erreicht.
Christliche Kirchen hetzten gegen Legalisierung
Gegenüber dem britischen Guardian bekräftigte die Menschenrechtsaktivistin die Wichtigkeit des Richterspruchs: "Die Aufhebung der Gesetze sagt der gesamten Gesellschaft von heute auf morgen, dass es sich um einvernehmliche Kontakte handelt und dass es nicht Sache des Gesetzes ist, was Menschen aus ihren privaten Beziehungen machen." Zuvor hatten sich wie anderenorts auch christliche Kirchen und katholische Vereine in der Karibik gegen die Legalisierung von gleichgeschlechtlichem Sex ausgesprochen.
67 Länder verbieten noch immer Gay-Sex
Laut Braun gibt es in Nord- und Südamerika aktuell jetzt nur noch sechs Länder mit ähnlichen Gesetzen, diese sind Guyana, Grenada, Dominica, St. Vincent, die Grenadinen sowie Jamaika. Für verfassungswidrig wurden die Sex-Verbote in diesem Jahr jeweils von den örtlichen Gerichten in Antigua, Barbuda sowie St. Kitts und Nevis erklärt. Insgesamt gäbe es damit laut Braun noch 67 Länder weltweit, die privaten und einvernehmlichen homosexuellen Sex kriminalisieren – vor zehn Jahren waren es noch mehr als 80 Länder.
Nächstes Ziel: Partnerschaftsgesetz
Im Januar will der Oberste Gerichtshof von Barbados seine Entscheidung inklusive einer detaillierten Begründung auch schriftlich niederlegen. Unterstützung hatte die Streichung des Gesetzes auch bei der Premierministerin Mia Mottley gefunden, sie gilt als Verbündete der LGBTI*-Community. Menschenrechtsexpertin Braun stellt dabei klar: "Die Aufhebung dieser Gesetze löst natürlich nicht alle Probleme. Die Abschaffung dieser Gesetze ist nur der erste große Schritt, aber nicht der letzte."
Das nächste Ziel ist nun, die Debatte um eine Anerkennung von homosexuellen Paaren in einem Partnerschaftsgesetz voranzutreiben. Während die Regierung das Vorhaben umsetzen will, kämpft auch hier die christliche Kirche dagegen an und versucht innerhalb der gläubigen Bevölkerung eine ablehnende Stimmung zu erzeugen. Die Regierung plant mit einer Volksabstimmung eine Entscheidung herbeizuführen.