Impfung! Jetzt! Affenpocken sind gekommen, um zu bleiben!
Die Deutsche Aidshilfe fordert mit eindringlichen Worten alle schwulen und bisexuellen Männer auf, sich jetzt sehr zeitnah noch vor den Feiertagen gegen die Affenpocken (Mpox) impfen zu lassen. Der Tenor ist dabei eindeutig: „Gekommen, um zu bleiben: Die Affenpocken werden wir voraussichtlich nicht wieder los. Wer sich jetzt impft, baut vor.“
Gewappnet ins neue Jahr starten
Nach Rückfrage der Deutschen Aidshilfe steht aktuell in allen Bundesländern ausreichend Impfstoff zur Verfügung, um sich impfen zu lassen – auch im Epizentrum Berlin, wo rund die Hälfte aller Affenpocken-Fälle verzeichnet worden sind. „Jetzt ist der beste Zeitpunkt, sich die Impfung zu holen, um geschützt ins neue Jahr zu starten! Endlich ist Impfstoff verfügbar. Und wer sich jetzt impfen lässt, ist gewappnet, auch wenn es wieder zu mehr Fällen kommen sollte. Die Impfung bedeutet: eine Sorge weniger in 2023!“, so Chris*tian Gaa, Pressesprecher von ICH WEISS WAS ICH TU (IWWIT), der Kampagne der Deutschen Aidshilfe für schwule und bisexuelle Männer.
Trügerische Sicherheit
Die Zahl der Neu-Infektionen in Deutschland ist zwar zuletzt seit Oktober rapide gesunken und aktuell werden wöchentlich nur noch wenige neue Fälle im einstelligen Bereich registriert, doch die scheinbare Sicherheit ist trügerisch. Zum einen haben viele schwule Männer die letzten Monate auf sexuelle Kontakte weitestgehend verzichtet oder diese stark eingeschränkt, werden jetzt aber nach und nach wieder aktiver. Verzicht funktioniere nicht als dauerhaftes Mittel, um sich zu schützen, so die Aidshilfe weiter. Zum anderen ist die Zahl derer, die bisher nur eine Impfung erhalten haben, sehr hoch – ein ausreichender Schutz gegen die Affenpocken existiert aber nur mit zwei Impfungen, die im Abstand von mindestens einem Monat verabreicht werden müssen.
Viele nicht gemeldete Fälle
Epidemiologe und Arzt Dr. Axel Jeremias Schmidt, Referent für Medizin und Gesundheitspolitik der Deutschen Aidshilfe, gibt einen weiteren Punkt zu bedenken und unterstreicht damit den Sinn einer Impfung zum jetzigen Zeitpunkt: „Es gibt auch jetzt noch mehr Fälle als die Statistik ausweist. Die dreiwöchige Isolationspflicht bei einem positiven Befund schreckt viele Menschen mit Symptomen ab, sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Mpox werden uns als sexuell übertragbare Infektion erhalten bleiben, also kann es jederzeit zu weiteren Ausbrüchen kommen. Die Impfung beugt vor.“
Breite Kampagne soll aufklären
Damit möglichst viele Menschen informiert und geschützt sind, klärt IWWIT zum Jahresende noch einmal ausführlich auf – mit doppelseitigen Anzeigen, Online-Bannern in Dating-Apps und zehntausenden Flyern und Plakaten in mehreren Sprachen mit dem Slogan “Community ist geil! Wir sind füreinander da“. Außerdem gibt es regelmäßige News-Updates zu Mpox auf den Social-Media-Kanälen und der Website, so Gaa weiter: „Wir machen jetzt nochmal so richtig Kampagne! Unsere Community hatte durch Mpox in diesem Jahr eine schwere Zeit. Im nächsten Jahr wird es hoffentlich wieder leichter und wir können entspannter den Sex haben, den wir wollen.“
Besonders im Fokus: 500.000 sex-positive schwule Männer
Die Affenpocken breiteten sich seit Mai dieses Jahres zum allergrößten Teil nur unter schwulen Männern aus, befeuert durch mehrere sex-positive Partys und Events im europäischen Raum. Die Neu-Infektionen erfolgten ebenso beinahe ausschließlich durch Sex zwischen Männern, wie Epidemiologe Schmidt noch einmal bekräftigt. Schmidt schätzt auf Basis der EMIS-Befragung von 2017 die Zahl der schwulen und bisexuellen Männer in Deutschland, die Sex mit wechselnden Partnern haben, auf mehr als eine halbe Million.
Zuletzt wurde der Großteil einer Impfstoffbestellung des Bundes geliefert. Insgesamt standen damit seit Beginn der Epidemie mehr als 260.000 Impfdosen für rund 130.000 Personen zur Verfügung. Mit Stand dieser Woche verzeichnete das Robert-Koch-Institut insgesamt 3.673 Fälle von Affenpocken in der Bundesrepublik – Deutschland gehört damit zu den Top-5-Hotspots in Europa.