Direkt zum Inhalt
Sind Schwule schuld am WM-Aus?

Sind Schwule schuld am WM-Aus? Drag-Queen Nina Queer bezeichnet die deutschen Kicker als "schäbige Loser"

ms - 05.12.2022 - 12:00 Uhr
Loading audio player...

Spätestens nach dem Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft in der Vorrunde der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar vergangene Woche dachte man sich, das peinliche Auftreten der deutschen Kicker und des Deutschen Fußballbundes DFB haben endlich zu einem unrühmlichen Ende gefunden – dem ist offensichtlich noch immer nicht so. Indirekt wurde jetzt öffentlich, dass Homosexuelle wohl eine gewisse Mitschuld an dem Ausscheiden der Kicker haben sollen – wenigstens in der Weltsicht einiger Fußballspieler.

Gestresst von Zeichen der Toleranz?

Offiziell konkret dazu geäußert hat sich bisher niemand, allerdings sollen mehrere Spieler laut Recherche-Informationen der Sportschau erklärt haben, sie seien durch die “One-Love“-Binde stark “belastet“ und “genervt“ gewesen. Man habe sich dadurch “instrumentalisiert“ gefühlt. Im Vorfeld aber auch im Nachgang des eher peinlichen Spiels gegen Japan, das inzwischen hauptsächlich für das Scheitern in der Vorrunde verantwortlich gemacht wird, soll es unter den deutschen Kickern zu intensiven Diskussionen um die Binde und ein alternatives Zeichen gegen Diskriminierung gekommen sein.

Im Vorfeld soll man sich nach intensiven Beratungen mit dem DFB, der Marketingabteilung und einzelnen Mitgliedern der Nationalmannschaft zu jenem Symbol verständigt haben, dass schlussendlich als Zeichen der Solidarität durch die Presse ging: Für wenige Sekunden hielten sich die Fußballspieler beim Gruppenfoto demonstrativ den Mund zu.

Kein Zeichen für Vielfalt erwünscht

Doch selbst diese minimale Geste soll die Mehrheit der Nationalspieler nur widerwillig mitgetragen haben, der Großteil des Teams soll zudem auch die eigentlich geplante One-Love-Kapitänsbinde klar abgelehnt haben. Zuvor hatte die FIFA allen europäischen Fußballclubs kurzfristig verboten, eben jene One-Love-Binde zu tragen, die bereits vorab auch anderweitig in der Kritik gestanden hatte – anstatt der Verwendung des Regenbogens als klares Statement für die LGBTI*-Community und gegen die homofeindliche Gesetzgebung des Emirats hatte man sich für ein buntes Herz-Design entschlossen, das inhaltlich je nach Laune frei interpretiert werden hatte können.

Selbst das war der FIFA zu viel Vielfalt – alle Vereine knickten aus Angst vor einem angedrohten Punkteabzug ein, auch die deutsche Nationalmannschaft. Zu Beginn der Weltmeisterschaft hatte sich der DFB noch dafür feiern lassen, mit einem Flugzeug der Lufthansa samt der Aufschrift “Diversity Wins“ zur WM anzureisen. Auch diese Aktion entwickelte sich zum peinlichen Rohrkrepierer, nachdem kleinlaut zugegeben worden war, dass das Flugzeug nur zum Trainingslager ins Nachbarland Oman geflogen war. Nach Katar selbst reiste die Fußballnationalmannschaft mit einer normalen Linienmaschine.

Die Nationalmannschaft – schäbige Loser?

Indirekt wird dabei immer wieder der Eindruck vermittelt, die Diskussion um die Binde und um ein Zeichen für Gleichberechtigung und Vielfalt habe in wesentlichen Aspekten dazu beigetragen, dass die deutschen Kicker bereits zum zweiten Mal in Folge in der Vorrunde einer WM ausgeschieden sind. Berlins Drag-Queen Nina Queer brachte das in einem wütenden Statement so auf den Punkt: „Die deutsche Nationalmannschaft schiebt ihr völliges Versagen und Untalent bei der WM nu auf die ONE LOVE BINDE! Zitat: ´Die Spieler wären deshalb gestresst und genervt gewesen.´ Wie kann man von Liebe und Toleranz genervt sein bitte? Ich wusste, dass am Ende wieder die Schwulen an allem schuld sind. Und deshalb habt ihr es verdient zu verlieren! Denn mit so einer Einstellung wird man IMMER einer Truppe schäbiger Loser angehören. Ich gönne es Euch von ganzem Herzen!“ 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.