Fake News bei TikTok TikTok und Facebook erlauben Lügen über die US-Wahl
Einmal mehr steht der, gerade auch bei queeren Jugendlichen besonders beliebte Social-Media-Dienst TikTok massiv in der Kritik – eine Untersuchung kurz vor den Zwischenwahlen in den USA zeigt nun auf, dass das chinesische Unternehmen Fake News im Umfeld der Wahl offenbar absichtlich keinen Einhalt gebietet. Besonders für die LGBTI*-Community stellt dies einmal mehr ein Problem dar, denn sie steht im Zentrum des Kulturkampfes in den USA. Immer wieder werden Fake News gerade auch über Homosexuelle verbreitet, die beispielsweise allesamt Pädophile wären. An anderer Stelle wird auch gerne behauptet, sachliche Informationen rund um LGBTI* würden Jugendliche und Schüler zur Homosexualität verführen.
Augen zu bei Fake News?
Dabei scheint TikTok selbst dann nichts gegen Fake News zu unternehmen, wenn diese mit einem einzigen Blick als solche zu erkennen sind – so wird online teilweise vermeintliche Werbung freigeschaltet, in dem ein falscher Wahltermin angegeben ist, um vor allem demokratische Wähler zu verwirren und sie so letztendlich von der Stimmabgabe abzuhalten. Immer wieder kommt es auch auf anderen Social-Media-Anbietern vereinzelt vor, dass politische Werbeanzeigen mit eindeutig gefälschten Aussagen online gehen, allerdings scheint TikTok in einzigartiger Weise hier besonders blind zu sein. Im Bericht der NGO Global Witness, erstellt von Forschern der New York University, wurden nur von TikTok ganze 90 Prozent aller getesteten Fake-Anzeigen freigeschaltet, obwohl diese den Richtlinien der Plattformen widersprachen. Für den Test veröffentlichten die Wissenschaftler Anzeigen mit Falschinformationen zur US-Wahl, die derzeit tatsächlich online kursieren. Die Anzeigen wurden zudem so platziert, dass die Menschen aus den umkämpften Swing-States wie Georgia oder Arizona direkt angesprochen werden sollen.
YouTube zeigt, wie es richtig geht
TikTok kann dabei durchaus eine bewusste Form der Weitergabe von Falschinformation angekreidet werden, denn Werbeanzeigen müssen vor Veröffentlichung eingereicht und von TikTok selbst geprüft und freigegeben werden, erst dann gehen diese online. TikTok hat also auch mit Kontrolle 90 Prozent der Falschinformationen freigegeben, wobei nach Angaben der New Yorker Forscher keine Anzeige den Richtlinien entsprach. Nach Freigabe der Fake News haben die Forscher ihre Anzeigen zeitnah gelöscht, um durch das Experiment nicht tatsächlich falsche Informationen zu verbreiten. Auch andere Social-Media-Anbieter wurden so einer Kontrolle unterzogen – Facebook ließ nur 25 Prozent der Falschanzeigen durchgehen, YouTube lehnte alle Fake News korrekt ab. „Das Abschneiden von YouTube in unserem Experiment zeigt, dass es nicht unmöglich ist, schädliche Desinformation zur Wahl zu erkennen. Wir fordern Facebook und TikTok auf, es besser zu machen. Sie sollten fehlerhafte Informationen über Wahlen stoppen, bevor sie zu den Wählern gelangen“, so Laura Edelson, stellvertretende Leiterin der beteiligten Cybersecurity-for-Democracy-Forschungsgruppe der New York University.
Sind Besserungs-Versprechen auch Fake News?
Der Facebook-Mutterkonzern Meta erklärte inzwischen, dass es sich bei dem Bericht nur um eine sehr kleine und daher nicht repräsentative Stichprobe handeln würde. TikTok selbst gelobte wie immer Besserung, wenngleich dies durchaus bezweifelt werden darf. Immer wieder geriet der chinesische Konzern auch in die Kritik, weil er LGBTI*-Themen bewusst unterdrückte und Menschenrechtsthemen so im Hintergrund programmierte, dass diese für andere User nicht mehr sichtbar waren. Immer wieder hatte TikTok von Fehlern in den Algorithmen gesprochen, die man zeitnah beheben wolle. Queere Jugendliche scheint die offenbar homophobe Agenda des chinesischen Konzerns allerdings nicht weiter zu stören.