Hassverbrechen in Großbritannien Das Klima gegenüber LGBTI* in England wird immer rauer
Ähnlich wie in Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigen nun die jüngsten Zahlen auch einen massiven Anstieg von Hassverbrechen gegenüber LGBTI*-Menschen in Teilen Großbritanniens – die Zahlen dürften dabei bezeichnend für das gesamte Vereinigte Königreich sein. Aktuell und offiziell wurden rund 1.100 Fälle in den vier Regionen verzeichnet, ähnlich hoch wie in Deutschland mit rund 1.050 Fällen im Jahr 2021. Auch in Großbritannien verweisen die Behörden dabei allerdings auch auf die hohe Dunkelziffer, die in ganz Europa bei rund 90 Prozent liegt. So lässt sich auch in Großbritannien nicht eindeutig evaluieren, ob der Anstieg der Fallzahlen auch in direktem Zusammenhang mit einem Anstieg der gewalttätigen Übergriffe zusammenhängt, oder sich aus dem hohen Dunkelfeld der Straftaten nur mehr Opfer getraut haben, eine Anzeige aufzugeben – diese Vermutung legen die britischen Polizeibehörden jedenfalls nahe und sprechen von einem “verbesserten Vertrauen“ gegenüber der Polizei.
Die lokalen Daten zeigen dabei auch die unterschiedliche Verteilung der Straftaten – ähnliches kennt man aus den Ballungszentren auch in Deutschland. In Großbritannien stiegen die gemeldeten Vorfälle so in Avon und Somerset um 38 Prozent, in Gloucestershire um 72 Prozent und in Wiltshire sogar um 149 Prozent binnen von zwei Jahren an. In den britischen Medien bieten die jüngsten Zahlen dabei abermals Anlass dazu, ein generell gestiegenes, negatives Verhalten gegenüber LGBTI*-Menschen im Vereinigten Königreich festzuhalten. In der beliebten Radiosendung Shout Out erzählte der schwule Moderator Andy Shilton beispielsweise, dass er die Hand seines Mannes in der Öffentlichkeit nicht mehr halten würde, weil er Angst vor Übergriffen hat: "Ich glaube, die Menschen sind im Moment weniger tolerant. Sie haben das Gefühl, dass es jetzt in Ordnung ist, sich lautstark darüber zu äußern und gegen LGBT zu sein. Ich kann mit Sicherheit für mich sagen, dass sich diese Situation seit Covid noch einmal verschlimmert hat.“
Tim Birkbeck von der LGBTI*-Organisation Stand Against Racism and Inequality (SARI) erklärte dazu: "In der Prominentenwelt outen sich immer mehr Menschen als homosexuell oder nicht-binär, was sich auch in der allgemeinen Gesellschaft niederschlägt. Aber es gibt immer noch ein Stigma, das dazu führt, dass die Menschen Vorurteile gegenüber diesen Menschen haben, sie manches nicht verstehen, und wenn sie etwas sehen, was sie nicht verstehen, reagieren sie hasserfüllt.“ Die Polizeistationen der betroffenen Regionen erklärten zu den jüngsten Ergebnissen: "Wir haben viel Arbeit investiert, um das Bewusstsein zu schärfen und die Opfer zu ermutigen, sich zu melden. Wir hoffen, dass sich mehr Menschen trauen, uns solche Fälle zu melden."