Direkt zum Inhalt
Bitterer Nachgeschmack beim CSD Berlin

Bitterer Nachgeschmack beim CSD Berlin „Queerfeindliche Rechtsextremisten haben auf einer Pride nichts verloren!“

ms - 27.07.2022 - 10:30 Uhr
Loading audio player...

Nach den homophoben Angriffen auf Pride-Besucher gibt es in diesen Tagen abermals Negativ-Schlagzeilen mit Bezug auf den CSD Berlin: Bilder hielten fest, wie mehrere Sicherheitskräfte von Pride-Wagen rechtsextreme Tattoos auf den Armen trugen. Die Causa sorgt seit einigen Tagen für hitzige Debatten, wie dies passieren konnte – jetzt hat sich auch die Berliner Senatsverwaltung für Justiz, Vielfalt und Antidiskriminierung eingeschaltet und ermittelt in diesem Fall.

Zuvor hatte das Team des CSD Berlins bereits klargestellt, dass grundsätzlich die Teilnehmer selbst für ihre jeweiligen Wagen und das Security-Personal verantwortlich sind. Konkret wurden an zwei Wagen Sicherheitsmitarbeiter mit rechtsradikalen Symbolen entdeckt. Der Berliner Verein dazu: „Rechtsextreme und queerfeindliche Meinungen, Aussagen und Symbole stehen im kompletten Gegensatz zu den Werten, Forderungen und Botschaften des CSD e. V.s und der Demonstration. Wir wenden uns gegen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (…) Vorausschauend auf das nächste Jahr werden wir die Anmeldeunterlagen für Fahrzeuge entsprechend anpassen und alle Gruppen für die Thematik noch stärker sensibilisieren.“

Einer der betroffenen Wagenbetreiber ist die Schwulenberatung Berlin, die sich inzwischen ebenso geschockt äußerte: „Wir haben umgehend reagiert, als bekannt wurde, dass ein Security Mitarbeiter ein Tattoo mit Nazisymbolik trägt. Die von uns beauftragte Sicherheitsfirma kennen wir als sehr zuverlässig und seriös. Für diesen Auftrag hat sie eine weitere Sicherheitsfirma als Drittfirma beauftragt. Deren Personal kannten sie nach eigener Aussage nicht.“ Bereits vor Ort habe man auf die Situation reagiert und darauf bestanden, dass die Symbole abgedeckt werden. Eine entsprechende Ablöse für den Mitarbeiter mit rechtsradikalen Tattoos kam allerdings nicht mehr rechtzeitig. „Für die Zukunft werden wir entsprechende Maßnahmen ergreifen, um entsprechende erhebliche Störungen auszuschließen. Rechtsextreme Symbole und Haltungen haben nicht nur auf dem CSD, sie haben auch bei uns als Schwulenberatung Berlin nichts zu suchen.“ Auch die Sicherheitsfirma Silas Protect selbst beteuerte zuletzt: „Wir lehnen jede Form von Diskriminierung, Rassismus und Ungleichbehandlung ab. Unsere interne Richtlinie dazu ist eindeutig. Es gibt unsererseits keine Toleranz gegenüber Rassismus, Diskriminierung oder anderen unangemessenen Verhaltensweisen, die unerwünscht, unvernünftig und beleidigend sind oder in Konflikt mit unseren Werten stehen. Insbesondere distanzieren wir uns von jedwedem nationalsozialistischen Gedankengut.“

Die Berliner Senatsverwaltung für Justiz, Vielfalt und Antidiskriminierung ermittelt nun in diesem Fall und will sich mit der Schwulenberatung und dem Berliner CSD-Verein zusammensetzen, um solche Zwischenfälle künftig zu vermeiden. Staatssekretärin Saraya Gomis erklärte dazu in einer Pressemitteilung: „Bei uns gingen zahlreiche Beschwerden hinsichtlich von Ordnern mit rechtsextremen Tattoos wie der sogenannten Schwarzen Sonne ein, die unter Neonazis und Rechtsextremisten als Erkennungssymbol dient. Wir brauchen ein funktionierendes Beschwerdemanagement. Wir setzen uns deshalb noch in dieser Woche mit der Schwulenberatung und weiteren Organisationen zusammen, um die Vorfälle aufzuarbeiten, damit der Einsatz von mutmaßlich extrem rechten Sicherheitsbeschäftigten beim CSD künftig ausgeschlossen wird. Queerfeindliche Rechtsextremisten haben auf einer Pride nichts verloren, auf der es um Akzeptanz und gleiche Rechte und die Bekämpfung von Diskriminierung geht.“

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Opfer mit Böller angegriffen

Verdächtige 16 und 18 Jahre alt

Vor zwei Monaten kam es im Hamburger Stadtpark zu einem schwulenfeindlichen Angriff. Zwei Brüder wurden nun als Hauptverdächtige festgenommen.
Bilanz ESC 2025

Mehrwert für die Schweiz

Die Schweiz zieht ein positives Fazit über den ESC 2025 in Basel: Die Kassen klingelten und das Image hat sich deutlich verbessert.
Schwules Paar überfahren

Homophober Angriff in London

Mordprozess in London: Am Weihnachtsabend 2024 raste ein 30-Jähriger in eine Menschenmenge, darunter ein schwules Paar. Ein Mann starb dabei.
Lügen vor Millionenpublikum

Anti-LGBTIQ+-Rhetorik von rechts

In der „Tucker Carlson Show“ mit dem rechten Aktivisten Milo Yiannopoulos entlud sich wieder einmal eine Welle LGBTIQ+-feindlicher Rhetorik.
Lynchversuch an Universität

Student in Uganda angegriffen

Eine Gruppe homophober Studenten versuchte an der größten Universität in Uganda einen Kommilitonen zu ermorden. Jetzt hat der Fall erste Konsequenzen.
Neue Vorwürfe in England

Homophobie unter Polizisten

Erneut steht die britische Polizei in der Kritik: Verschleppte sie die Aufklärung von Raubüberfällen auf Schwule aufgrund von Homophobie?
Italiens neue Zensur

Verbotspläne schreiten voran

"Gott, Vaterland und Familie“: Nur Sexualkunde und LGBTIQ+ soll es an vielen Schulen Italiens bald nicht mehr geben, beschlossen die Parlamentarier.
Jugend unter Druck

Psychische Probleme stark vertreten

Viele queere Jugendliche haben Zukunftsängste, neuerdings auch mit Blick auf die Spaltung der Gesellschaft. Details offenbart eine neue Studie.