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Nach nur zwei Monaten ist der Täter wieder auf freiem Fuß

Trauer und Wut in Griechenland! Nach nur zwei Monaten ist der Täter wieder auf freiem Fuß

ms - 21.07.2022 - 11:30 Uhr
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Die Reihe der unfassbaren Fehlentscheidungen um den Mord an dem LGBTI*-Aktivisten Zak Kostopoulos reißt nicht ab – nachdem noch im Mai die milden Urteilssprüche für Sprachlosigkeit bei der Familie des Opfers und vor allem auch in der griechischen LGBTI*-Community sorgten (SCHWULISSIMO berichtete), schockiert nun der nächste, nicht nachvollziehbare Akt von Seiten der Justiz: Einer der beiden, zu zehn Jahren verurteilte Täter wurde jetzt nach nur zwei Monaten aus der Haft entlassen – der andere verurteilte Mann durfte gleich von Beginn an zu Hause seine Strafe verbüßen. 

Zum Hintergrund: Insgesamt sechs Personen waren im Zusammenhang mit dem grausamen Tod des jungen Schwulen angeklagt worden. Die vier Polizisten wurden zum Unverständnis der gesamten Community sofort freigesprochen, zwei weitere Männer zu jeweils zehn Jahren Haft verurteilt. Einer der Angeklagten war zur Tatzeit bereits 77 Jahre alt, weswegen die Richter ein besonderes Gesetz zum Schutz älterer Menschen heranzogen und entschieden, der Mann dürfe seine Strafe zu Hause verbüßen. Der andere Mann kam für zwei Monate ins Gefängnis, wurde aber jetzt entlassen, da er finanzielle und gesundheitliche Probleme geltend machte. Die einzige Auflage, die der Verurteilte jetzt noch hat: Er muss sich einmal im Monat bei einer Polizeistation melden und darf Griechenland nicht verlassen. De facto bedeutet es am Ende: Alle Beteiligten, die zum grausamen Tod an Zak Kostopoulos beitrugen, kommen praktisch ungestraft davon. Die Mutter des LGBTI*-Aktivisten, Eleni Kostopoulos, hat inzwischen Bittbriefe an viele internationale Zeitungen geschrieben – die skandalöse Herangehensweise der griechischen Justiz dürfe nicht ungesehen bleiben. Nach knapp vier Jahren Kampf um Gerechtigkeit für ihren Sohn, zeige sich nun, dass niemand zur Rechenschaft gezogen werde und offenbare dabei auch die tiefgreifende Korruption des Justizsystems.

Zak Kostopoulos wurde 33 Jahre alt und engagierte sich für die Rechte von LGBTI*-Menschen, HIV-Positiven und Sexarbeitern. Im September 2018 flüchtete der schwule Kostopoulos vor einem gewalttätigen Mob in ein Juweliergeschäft. Anstatt den jungen Mann zu schützen, gingen der 77-jährige Ladenbesitzer und ein Immobilienmakler aus der Nachbarschaft auf ihn los, schlugen ihn zu Boden und traten immer wieder auf den jungen Mann ein, bis dieser blutüberströmt und schwer verletzt bewusstlos am Boden lag. Überwachungskameras und Handyaufnahmen hielten sowohl die Tat selbst, wie auch die zuvor stattgefundene Jagd von Kostopoulos durch die Straßen Athens fest. Die herbei gerufene Polizei legte dem 33-jährigen, schwer verletzten Schwulen Handschellen an und schlug ebenfalls auf ihn ein. Kostopoulos verstarb noch vor Ort an seinen schweren Verletzungen. Mehrere Augenzeugen sprachen von einem “Lynchmord“. Zahlreiche Schaulustige hatten die gesamte Tat beobachtet und auch auf Video festgehalten, doch nicht ein einziger eilte dem jungen Mann zu Hilfe.

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