Direkt zum Inhalt

Todesstrafe für schwulen Iraner „Faire Gerichtsverfahren gibt es im iranischen Justizsystem nicht!"

ms - 06.07.2022 - 14:30 Uhr
Loading audio player...

Ein junger schwuler Mann wurde vor wenigen Tagen im Iran aufgrund seiner Homosexualität hingerichtet – es handelt sich dabei um mindestens die dritte Hinrichtung mit einem homosexuellen Hintergrund in diesem Jahr. Bei dem jetzt hingerichteten Mann handelt es sich um Iman Safavi Rad, ihm wurde zuvor unter dem Vorwurf der “Sodomie" der Prozess gemacht. Rad wurde von einem iranischen Dissidenten in einem Gespräch mit der Jerusalem Post als schwul geoutet. Das reichte aus, um den jungen Mann zu verurteilen und ihn schlussendlich vergangene Woche im Rajai-Shahr-Gefängnis in Karaj, der Hauptstadt der nordöstlichen Provinz Alborz, hinzurichten. Begründet werden die Verurteilungen von homosexuellen Männern immer mit Artikel 234 des iranischen Strafgesetzbuchs, das für Geschlechtsverkehr zwischen Männern die Todesstrafe vorsieht. Küsse zwischen Männern werden bereits mit einer hohen Zahl von Peitschenhieben geahndet.

Unklar ist, wie viel Schwule bereits allein in diesem Jahr auf diese Weise umgebracht worden sind, das Regime verheimlicht zumeist solche Hinrichtungen, um internationale Proteste zu verhindern. Offiziell bekannt wurden im Jahr 2022 zwei weitere Fälle von Hinrichtungen, so wurde der 32-jährige Mehrdad Karimpour und der 29-jährige Farid Mohammadi bereits im Januar wegen des Verbrechens des "erzwungenen Geschlechtsverkehrs zwischen zwei Männern" mit einem 16-jährigen Jungen hingerichtet, nachdem sie zuvor sechs Jahre in der Todeszelle verbracht hatten. Nach Recherchen der Nachrichtenagentur Human Rights Activist News Agency werden über 88 Prozent aller Hinrichtungen von den iranischen Justizbehörden verschwiegen.

Shadi Amin, Geschäftsführer der iranischen LGBTI*-Interessenvertretung 6Rang, sagte gegenüber dem Nachrichtenmagazin Insider: "Rechtsstaatlichkeit und faire Gerichtsverfahren gibt es im iranischen Justizsystem nicht. Jedes Urteil, das in diesem System gefällt wird, kann daher nicht als glaubwürdig und rechtmäßig angesehen werden." In einem Bericht von 6Rang und der Organisation Justice for Iran wird geschildert, dass schwule Iraner "aus Familienhäusern ausgeschlossen, an der Arbeit gehindert, am Schulbesuch gehindert, zur Heirat gezwungen, in Gefängnisse und Haftanstalten gesteckt, zum Auspeitschen und zur Hinrichtung verurteilt und 'Straßen'-Gewalt sowie anderen physischen und verbalen Angriffen im öffentlichen und privaten Umfeld ausgesetzt werden." Seit Jahren setzt sich auch Peter Tatchell, einer der bekanntesten britischen LGBTI*-Aktivisten für Homosexuelle im Iran ein: "Vor iranischen Gerichten wird den Angeklagten routinemäßig der Zugang zu Anwälten und Verteidigern verweigert. Sie können nach kurzen 'Prozessen' von nur 20 Minuten Dauer verurteilt werden, wobei Anwälte erst kurz vor Beginn der Gerichtsverhandlung zur Verfügung gestellt werden. Menschen können ohne stichhaltige Beweise schuldig gesprochen werden." Einem britischen WikiLeaks-Diplomatenpapier zufolge hat der Iran seit der islamischen Revolution 1979 wahrscheinlich mehr als 6.000 Schwule hingerichtet.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Queere Jugendliche in Flandern

Suche nach sicheren Räumen

Im ländlichen Belgien ist es für viele queere Jugendliche schwer, Gleichgesinnte zu treffen. Immer mehr Betroffene gründen daher eigene Gruppen.
Queerer Rugbyclub

Besonderes Jubiläum in England

In England feiert ein LGBTIQ+-Rugbyclub zehnjähriges Bestehen und setzt damit ein besonderes Zeichen für mehr queere Sichtbarkeit im „Männersport“.
Gefährliche Jugendzeit

Kindeswohlgefährdungen nehmen zu

Kindeswohlgefährdungen haben in Deutschland erneut stark zugenommen, insbesondere davon betroffen sind LGBTIQ+-Jugendliche.
Mord in Hollywood

Harry und Sally-Regisseur und Frau

Regisseur Rob Reiner und seine Ehefrau Michele Singer wurden ermordet – beide unterstützten tatkräftig Schwule und Lesben. Tatverdächtig ist ihr Sohn.
Aktion „I Am Not Propaganda“

Weltweit Proteste gegen Hass-Gesetz

Am vergangenen Wochenende demonstrierten vor zahlreichen Botschaften aus Kasachstan Menschen gegen das geplante Anti-LGBTIQ+-Gesetz im Land.
Proteste in Budapest

Kritik an Ministerpräsident Orbán

Ein Skandal erschüttert Ungarn: Über 50.000 Menschen forderten am Wochenende den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orbán.
Nouripour kritisiert FIFA

Debatte um Pride-Spiel 2026

Bundestags-Vizepräsident Nouripour kritisierte die FIFA und sagte zum Pride-Spiel 2026 zwischen Iran und Ägypten: Die „Mullahs“ müssten das aushalten.
Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.