Direkt zum Inhalt
Simbabwe schafft Strafen für Menschen mit HIV ab // © IMAGO / agefotostock

Wegweisendes Urteil für HIV-Positive Massiver Fortschritt zur Bekämpfung von HIV in Afrika

ms - 20.04.2022 - 18:00 Uhr
Loading audio player...

Es ist in der Tat ein wegweisender Beschluss, den das Land Simbabwe nun verabschiedet hat. Bisher fiel das Binnenland im Süden von Afrika vor allem in puncto LGBTI* durch seine homophobe Weltsicht gegenüber queeren Menschen auf. Wie in einigen benachbarten Ländern Afrikas ist auch in Simbabwe mit seinen fast 15 Millionen Einwohnern Homosexualität tabuisiert und nach wie vor illegal. Konkret gibt es seit 2006 ein Gesetz gegen „sexuelle Abnormitäten“, darunter fallen alle Handlungen zwischen zwei Männern, die „von einer vernünftigen Person als unanständig angesehen wird.“ So steht in dem afrikanischen Land sogar Händchenhalten zwischen homosexuellen Menschen unter Strafe.

Der nun gefällte Beschluss des Landes könnte die Lebensrealität schwuler Männer mit HIV ein klein wenig erleichtern und vielleicht ein erster Schritt in Richtung Gleichberechtigung sein – fürwahr trotzdem ein langer und steiniger Weg. Bisher wurde die Infektion mit HIV mit rund zwanzig Jahren Haft bestraft und zwar auch dann, wenn die Übertragung unwissentlich geschah. Rund zwei Dutzend Menschen sollen aufgrund dieses Paragrafen allein in den letzten Jahren deswegen zu Gefängnisstrafen verurteilt worden sein. Diese Vorschrift wurde jetzt im Zuge weiterer Neuregelungen mit Bezug auf Mitgiftmodalitäten bei einer Hochzeit gestrichen.

Die UN begrüßte den Schritt als wegweisenden Schritt, der eine Signalwirkung über die Landesgrenzen Simbabwes hinaus haben könnte. In rund 130 Ländern weltweit ist das Verschweigen des eigenen HIV-Status beziehungsweise die Übertragung des Virus noch immer strafbar. UNAIDS, die HIV-Organisation der Vereinten Nationen (UN), hob die Wichtigkeit dieser Streichung auch deswegen besonders hervor, weil dies ein wichtiger Schritt zur besseren Prävention vor HIV in Afrika sein kann. Aus Angst vor den bisherigen Gefängnisstrafen hatten sich jahrelang viele Menschen gar nicht erst testen lassen und so unbewusst den Krankheitserreger weitergegeben.

Simbabwe könnte so immer mehr eine Vorreiterrolle im Kampf gegen HIV in Afrika einnehmen – die Zahl der, durch AIDS-bedingten Todesfälle sank in den letzten Jahren bereits um rund 60 Prozent, ebenso die Zahl der Neuinfektionen. Durch die Entkriminalisierung könnten nun auch all jene Menschen erreicht und schlussendlich im Falle einer positiven HIV-Diagnose behandelt werden, die bisher aus Angst ferngeblieben waren. Aktuell werden rund 1,2 Millionen HIV-positive Menschen in Simbabwe medizinisch betreut.

Zwar ist weltweit ein kontinuierlicher Rückgang der HIV-Infektionen festzustellen, Afrika gehört aber nebst Zentralasien und Osteuropa noch immer zu den Regionen weltweit mit den meisten HIV-Fällen. Die Situation in Afrika südlich der Sahara ist dabei besonders ernst. Dort sind mehr als 25 Millionen Menschen HIV -positiv. In einigen afrikanischen Ländern tragen mehr als zehn Prozent der 15- bis 49-Jährigen das HI-Virus in sich, in Botsuana, Lesotho, Eswatini und Süd­afrika sind es sogar mehr als 20 Prozent, so die Daten des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.