Das erste offen schwule Staatsoberhaupt Vom Homosexuellen-Verbot zum schwulen Staatschef in wenigen Jahren
Eine kleine Sensation ereignete sich jetzt mitten in Europa – der mittelalterliche Kleinstaat San Marino, eingebettet rund herum von Mittelitalien, hat den 58-jährigen schwulen Paolo Rondelli zum neuen Staatsoberhaupt des Landes ernannt. Rondelli ist damit einer von zwei, sogenannten „Kapitänen“, der künftig den Zwergstaat leiten wird.
Vor seiner Ernennung war Rondelli bereits Abgeordneter im Parlament von San Marino und neun Jahre lang auch Botschafter des Landes in den USA und machte sich zudem als LGBTI*-Aktivist einen Namen. San Marino ist mit seinen rund 34.000 Einwohnern die älteste Republik der Welt. Flächenmäßig würde der Kleinstaat mit rund 60 km² rund drei Mal in Stuttgart hineinpassen. San Marino ist ein wohlhabendes Land, hat keine Staatsverschuldung und eine florierende Wirtschaft im Bereich Tourismus und Landwirtschaft.
Paolo Rondelli reiht sich damit in die Riga der homosexuellen Köpfe an der Spitze eines Landes eins – ihm zur Seite stehen Luxemburgs schwuler Premierminister Xavier Bettel und die lesbische Premierministerin Ana Brnabić aus Serbien; Rondelli bleibt allerdings der erste offen schwule Staatschef. Zusammen mit seinem Kollegen sind beide Kapitäne für sechs Monate gewählt, danach kann die Amtszeit verlängert werden. Eine Exekutivgewalt haben die beiden obersten Regenten allerdings nicht.
Besonders hervorzuheben ist diese Wahl vor allem deswegen auch, weil es den raschen Wandel im Denken und der politischen Umsetzung von LGBTI*-Rechten aufzeigt. Noch bis 2004 war Homosexualität in San Marino verboten und wurde mit einer Gefängnisstrafe geahndet. Erst 2018 wurden gleichgeschlechtliche Paare rechtlich anerkannt, ein Jahr später wurde zudem ein Antidiskriminierungsgesetz verabschiedet.